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       # taz.de -- Bilanz der Berliner Landesunternehmen: Über eine halbe Milliarde Plus
       
       > Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) legt den Jahresbericht zu Berlins
       > Landesunternehmen vor – und zeigt sich zufrieden.
       
   IMG Bild: Hier investiert die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Howoge
       
       In Tagen voller Debatten über eine vermeintliche Rückkehr zu
       sozialistischen Verhältnissen und eine vorerst gescheiterte Verstaatlichung
       zeigt der aktuelle jährliche Beteiligungsbericht, wie sehr das Land Berlin
       selbst Unternehmer und Eigentümer von Staatsbetrieben ist. Und das seit
       vielen Jahren und mit Gewinn: 654 Millionen Euro Plus machten im Jahr 2018
       Unternehmen, die entweder dem Land Berlin komplett gehören – wie die sechs
       Wohnungsbaufirmen – oder an denen es beteiligt ist – wie die Flughafen
       GmbH. Diese Zahl nannte Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) nach der
       Sitzung der rot-rot-grünen Landesregierung am Dienstag.
       
       Insgesamt ist das Land an 54 Unternehmen beteiligt, die größten sind die
       Verkehrsbetriebe BVG, die Stadtreinigung BSR, die Wasserbetriebe BWB und
       die sechs Wohnunsunternehmen Degewo, gewobag, Gesobau, Howoge, WBM und
       Stadt & Land. Die Flughafen GmbH gehört dem Land nur zu 37 Prozent – die
       restlichen Anteile gehören dem Land Brandenburg (ebenfalls 37 Prozent) und
       dem Bund (26 Prozent). Das zweite große Verkehrsunternehmen in Berlin, die
       S-Bahn GmbH, ist hingegen kein Berliner Landesunternehmen mit indirektem
       Zugriff durch den Senat, sondern eine Tochterfirma der bundeseigenen
       Deutschen Bahn.
       
       Eingreifen kann eine Landesregierung zwar nicht direkt, aber über ihre
       Vertreter in den Aufsichtsräten der Unternehmen. Wie zwischen Regierung und
       Parlament umstritten ist, was nun exekutives Handeln ist und wo das
       Parlament zu entscheiden hat, so ist auch dort die Grenze zwischen den
       großen Leitlinien, über die der Aufsichtsrat befindet, und dem sogenannten
       operativen Geschäft etwas schwammig.
       
       ## Milliarden investiert
       
       Die große Einschränkung zum buchhalterischen 654-Millionen-Euro-Gewinn
       besteht darin, dass das Land 29 dieser 54 Unternehmen subventioniert,
       insgesamt mit 911 Millionen Euro. Größter Zuschussempfänger ist die BVG.
       Das aber nicht, weil die so schlecht wirtschaften würde, sondern weil
       allgemein Einverständnis darüber herrscht, dass öffentlicher Nahverkehr
       eine Aufgabe der Daseinsvorsorge ist, die nicht allein über
       Fahrkartenerlöse zu bezahlen ist.
       
       Finanzsenator Kollatz legte bei der Vorstellung des Jahresberichts Wert auf
       die Feststellung, dass die Landesunternehmen selbst massiv investieren
       würden: 2018 waren 3,2 Milliarden Euro, fast ein Drittel mehr als im
       vorherigen Jahr. 2015 noch lagen die Investitionen noch nur bei 2
       Milliarden Euro. Gut die Hälfte der Investitionen geht auf das Konto der
       Wohnungsbaugesellschaften.
       
       29 Oct 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
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