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       # taz.de -- Freie bei Öffentlich-Rechtlichen: Die Vergessenen
       
       > Die SPD will unabhängige Medien und Journalist*innen mit einem
       > Aktionsprogramm stärken. Freie Mitarbeiter werden allerdings nicht
       > berücksichtigt.
       
   IMG Bild: Immer flexibel sollen sie sein, die freien Mitarbeiter*innen – und dabei bloß nicht jammern
       
       BERLIN taz | Enttäuscht wirken einige, die vergangene Woche den Saal im
       Paul-Löbe-Haus verlassen. Die SPD-Bundestagsfraktion hatte zum
       „Medienpolitischen Dialog“ eingeladen. Im Vordergrund stand dabei die
       [1][Situation der freien Journalist*innen] im öffentlich-rechtlichen
       Rundfunk. Dafür wollte man sich Input holen von Betroffenen selbst und
       Medienvertreter*innen der Sender zu Wort kommen lassen. Die durften
       erklären, wie sie ihre freien Mitarbeiter*innen unterstützen.
       
       Bereits im Juni hatte die SPD ihr [2][„Aktionsprogramm für freie und
       unabhängige Medien“] vorgestellt. Das darin enthaltene Ziel: Die
       Medienlandschaft in Deutschland stärken sowie „eine freie und ungehinderte
       journalistische Beobachtung und Berichterstattung sicherstellen“. Also auch
       die der freie Kolleg*innen, könnte man glauben.
       
       Anlass für dieses Programm, so schreibt die SPD, sei ein Klima, in dem die
       Arbeit von freien und unabhängigen Medien zunehmend in Frage gestellt
       werde. Diffamierungen wie „Lügenpresse“ oder „gleichgeschalteter
       Staatsrundfunk“ sowie Gewaltandrohungen gegen Journalistinnen und
       Journalisten machten das deutlich. Dass dies verstärkt auch freie
       Journalist*innen betrifft, die weniger abgesichert sind in solchen
       Situationen, steht da nicht.
       
       Das SPD-Programm stützt sich auf vier zentrale Bestandteile: ein
       Bundesgesetz zur Informationspflicht von Behörden, die Stärkung der Presse-
       und Medienfreiheit, die Förderung von investigativem Journalismus und die
       Wahrung des Berufsgeheimnisschutzes und des Informantenschutzes.
       
       ## Absicherung der Freien
       
       Klingt erst mal nach einem wichtigen Vorhaben, wie der Deutsche
       Journalisten Verband (DJV) schon Mitte des Jahres lobte. Nur: Inwiefern
       tauchen darin denn nun eigentlich relevante Forderung für freie
       Journalist*innen auf?
       
       Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, so wurde es auch im Koalitionsvertrag
       verankert, soll von der SPD gestärkt werden. Freie Journalist*innen sind an
       diesem Rundfunk maßgeblich beteiligt. Schließlich könnte kein Programm
       heute mehr ohne Freie stattfinden. Allein diese Tatsache sollte dafür
       sprechen, die Rechte dieser Journalist*innen zu stärken.
       
       Was Vertreter*innen von freien Journalist*innen seit Jahren fordern,
       sucht man im Aktionsprogramm der SPD jedoch vergeblich. Keine Forderung,
       die auf die Verbesserung der sozialen Absicherung abzielt, kein Wort über
       die Förderung von Mitbestimmung oder eine Gleichsetzung der Personalräte.
       Das kritisiert auch Christoph Hölscher, [3][ARD-Freienrat-Vertreter] und
       Journalist beim rbb: Im Aktionsprogramm stünden wichtige Dinge, wie die
       Stärkung der Pressefreiheit. „Für die Verbesserung der sozialen Situation
       der Freien birgt es relativ wenig.“
       
       ## An der Realität vorbei
       
       Statt sich auf die Forderung nach Mitbestimmung und sozialer Absicherung
       in den Öffentlich-Rechtlichen einzulassen, hörte man von dessen
       Vertreter*innen teilweise absurde Argumente. Gregor Wichert,
       Personalleiter des ZDF, sagte, freie Journalist*innen würden besser
       verdienen als ihre festangestellten Kolleg*innen.
       
       Und weiter: „Die Konditionen von ‚Festen Freien‘ erinnern nicht an
       Prekariat.“ Zudem sagte er, ein Freier müsse, „ganz salopp gesagt“, nicht
       arbeiten. „Ein Festangestellter muss seine Stunden erfüllen.“ Doch seine
       Aussage geht an dem Leben viele*r freier Journalist*innen vorbei – [4][das
       haben zahlreiche Studien gezeigt].
       
       Als Angestellte*r lässt sich der Vorstoß der SPD sicher feiern. Nur die
       Freien, die bleiben mal wieder außen vor. Am Ende, sagt Christoph Hölscher,
       gebe es immer Gründe, weshalb ihre Forderungen dann nicht umgesetzt würden.
       Mal abwarten, ob sich auch diesmal einer finden lässt.
       
       29 Oct 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Problem-Scheinselbststaendigkeit/!5210276
   DIR [2] https://www.spdfraktion.de/system/files/documents/position-aktionsprogramm-medien-20190604.pdf
   DIR [3] /Selbststaendige-bei-der-ARD/!5404964
   DIR [4] /Verguetungsregeln-fuer-freie-Journalisten/!5264856
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Erica Zingher
       
       ## TAGS
       
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