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       # taz.de -- Nach Urteil zu Unabhängigkeitspolitikern: Dutzende Verletzte bei Protesten
       
       > In Katalonien zeigen die Unabhängigkeitsbefürworter ihren Unmut bei
       > Demos, Sit-ins und Besetzungen. Dabei kommt es zu gewalttätigen
       > Zusammenstößen.
       
   IMG Bild: Katalanisch bis in die Zehenspitzen
       
       Madrid taz | In Katalonien kam es am Dienstagabend erneut zu schweren
       Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten. Die
       Unabhängigkeitsbewegung hatte zu einem friedlichen Sit-in vor dem Gebäude
       der Delegation der Zentralregierung in Barcelona sowie den Subdelegationen
       in den Provinzhauptstädten Tarragona, Lleida und Girona gerufen.
       
       Allein in Barcelona kamen nach Polizeiangaben 40.000 zusammen, um ihrem
       Unmut über die [1][Verurteilung von neun Unabhängigkeitspolitikern und
       -aktivisten] zu 9 bis 13 Jahren Haft wegen Aufstands in Zusammenhang mit
       dem verbotenen Unabhängigkeitsreferendum vor zwei Jahren Ausdruck zu
       verleihen.
       
       Doch gegen Ende der Kundgebungen geriet das Ganze außer Kontrolle. Kleine
       Gruppen versuchten bei allen Kundgebungen die Polizeiabsperrungen der
       katalanischen Mossos d'Esquadra und der spanischen Nationalpolizei zu
       durchbrechen. Diese rückten mit Schlagstöcken vor.
       
       Zu den heftigsten Auseinandersetzungen kam es dabei in der katalanischen
       Hauptstadt Barcelona. Dort steckten die Demonstranten Mülleimer und Abfall
       in Brand, um die Polizei auf Distanz zu halten. Es war das erste Mal, dass
       eine von der Bürgerbewegung Katalanische Nationalversammlung (ANC)
       organisierte Mobilisierung mit Gewalt endete. Die Bilanz: dutzende
       Verletzte und mindestens 50 Festnahmen.
       
       ## Straßen und Schienen besetzt
       
       Bereits am [2][Vortag war es am Flughafen von Barcelona zu schweren
       Polizeieinsätzen] gegen eine Menschenmenge gekommen, die die Abflughalle
       besetzten. Dabei verlor ein Demonstrant durch ein Gummigeschoss ein Auge,
       ein anderer Teile seiner Hoden.
       
       Sowohl am Montag als auch am Dienstag hatten kleinere Gruppen überall in
       der nordostspanischen Region Straßen und Schienen besetzt, um den Verkehr
       zu unterbinden. Die Hochgeschwindigkeitsstraße ins benachbarte Frankreich
       war über einen Tag unterbrochen, nachdem Demonstranten auf den Gleisen eine
       brennende Barrikade errichtet hatten. Kaum repariert, musste der Zugverkehr
       wieder eingestellt werden. Sabotage an den Glasfiberkabeln, heißt es.
       
       Am heutigen Mittwoch begann ein dreitägiger „Marsch für die Freiheit“. Fünf
       Marschsäulen ziehen nach Barcelona. Das beeinträchtigt den Verkehr in
       Katalonien zusätzlich. Die „Kampagne des zivilen Ungehorsams“, wie die
       „Komitees zur Verteidigung der Republik“ (CDR) die Blockaden und
       Kleinaktionen überall im Lande getauft haben, wird wohl auch in den
       nächsten Tagen anhalten. Die CDR riefen über die sozialen Netzwerke die
       katalanische Regierung auf, mit dem „spanischen Staat zu brechen“.
       
       Für Mittwoch hat der katalanische Ministerpräsident Quim Torra seinen Vize,
       seine Regierungssprecherin und seinen Innenminister zu einer dringenden
       Sitzung gerufen, um die Lage zu beurteilen. Am Donnerstag tritt das
       katalanische Parlament zusammen, um eine Einschätzung zum Urteil gegen die
       neun Unabhängigkeitspolitiker und – aktivisten abzugeben, und sich über die
       Situation zu beraten, wie mit der Situation umgegangen werden soll.
       
       ## Regierungschef berät sich heute mit Fraktionen
       
       Die Regierung in Madrid unter dem Sozialisten Pedro Sánchez veröffentlichte
       Dienstagabend kurz vor Mitternacht eine Erklärung. Die Proteste gegen das
       Urteil seien nicht die Aktionen „einer friedlichen Bürgerbewegung“, sondern
       werde „von Gruppen koordiniert, die Gewalt auf der Straße einsetzen, um das
       Zusammenleben in Katalonien zu beenden“.
       
       Sánchez will sich noch am Mittwoch mit den Chefs der konservativen Partido
       Popular, dem der rechtsliberalen Ciudadanos und der linksalternativen
       Unidas Podemos treffen, um über Katalonien zu beraten. Immer wieder ist die
       Rede von der Anwendung des „nationalen Sicherheitsgesetzes“. Dies würde
       Madrid direkt die Hoheit über die katalanischen Polizeikräfte geben.
       
       16 Oct 2019
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Reiner Wandler
       
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