# taz.de -- Albanien, Nordmazedonien und die EU: Strategischer Fehler
> Frankreichs Nein zur Aufnahme von Verhandlungen entsetzt viele in Skopje
> und Tirana. Mit der Entscheidung werden nur antieuropäische Kräfte
> gestärkt.
IMG Bild: Albanien und Nordmazedonien müssen weiter auf die Verhandlungen über einen EU-Beitritt warten
Den Gesellschaften Nordmazedoniens und Albaniens werden die vergangenen
Tage nachhaltig in Erinnerung bleiben. Dass der französische Präsident
Emmanuel Macron die Aufnahme von Verhandlungen [1][mit beiden Ländern
blockiert hat], stürzte viele Menschen in Skopje und Tirana buchstäblich in
Depressionen. Immerhin hatten die Führungen beider Länder in den letzten
Jahren vieles getan, um den Weg nach Europa offen zu halten.
Bei diesem Kampf ging es buchstäblich um europäische Werte: Unabhängigkeit
des Justizsystems, Pressefreiheit, Achtung der Menschenrechte.
Der links stehende nordmazedonische Premierminister Zoran Zaev hat mit dem
Ausgleich mit Griechenland – der Namensänderung für sein Land in
Nordmazedonien – sogar Maßstäbe für eine regionale Friedenspolitik gesetzt.
Die von Brüssel geforderten Reformen boxte er gegen große Widerstände der
mit Russland verbündeten Nationalisten durch. Alles mit dem Ziel, der EU
einen Schritt näher zu kommen, auch mit dem Wissen, dass die Aufnahme in
die EU noch Jahre dauern würde.
Nicht nur die USA unter Präsident Donald Trump sind also in der Lage, ihre
Verbündeten zu verraten. Gerade die progressiven Kräfte und die
Zivilgesellschaften in Albanien und Nordmazedonien wurden durch das „Non“
von Emmanuel Macron vor den Kopf gestoßen. Auch [2][die Hoffnungen auf eine
europäische Zukunft] in den anderen Ländern des Westbalkans, so in
Montenegro, im Kosovo sowie in Bosnien und Herzegowina, wurden damit
gedämpft.
Schon mehren sich die Stimmen, nicht mehr vor allem nach Europa zu blicken,
sondern sich doch mit Russland und der Türkei, mit Putin und Erdoğan, und
vielleicht sogar mit China zu arrangieren. Zaev will jetzt Neuwahlen mit
dem Ziel, das Volk über die Ausrichtung des Landes abstimmen zu lassen.
Diesen Zusammenhang meinte der scheidende Ratsvorsitzende Jean-Claude
Juncker wohl, als er das Veto Macrons als einen großen „strategischen
Fehler“ bezeichnete. Traurig, dass ein ehemaliger Hoffnungsträger für
Europa dermaßen eingeknickt ist.
20 Oct 2019
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## AUTOREN
DIR Erich Rathfelder
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