# taz.de -- Höhere Parkgebühren für Anwohner: Nicht so billig entkommen lassen
> Endlich mal ein guter Vorschlag aus dem Hause Scheuer. Es ist nicht
> einzusehen, warum AutofahrerInnen vom Staat so verhätschelt werden.
IMG Bild: Imagine – Städte ohne Autos
Endlich mal gute Neuigkeiten aus dem Bundesverkehrsministerium: Andreas
Scheuer will die Obergrenze fürs AnwohnerInnenparken abschaffen und den
Kommunen freie Hand bei der Preisgestaltung geben. Das ist ein guter Plan,
denn erst eine echte Parkraumbewirtschaftung ermöglicht den Städten den Weg
zur Verkehrswende. Scheuers Vorstoß könnte der erste Schritt [1][zur
autofreien Innenstadt] sein.
Heute kostet ein AnwohnerInnenparkausweis in Deutschland zwischen 10,20 und
30,70 Euro – für ein ganzes Jahr. Was für ein Spottpreis angesichts des
öffentlichen Raums, der mit einem parkenden Auto blockiert wird. Wer in
anderen Ländern sein Auto unbedingt in Wohnungsnähe parken will, muss dafür
sehr viel mehr zahlen – in Amsterdam 535 Euro und in Stockholm zum Beispiel
mehr als 800 Euro.
Ab dieser Größenordnung wird es interessant. Denn damit schaffen die Städte
einen Anreiz, tatsächlich auf ein Auto zu verzichten. Der öffentliche Raum
ist kostbar, er muss für anderes als das bloße Abstellen von
Kraftfahrzeugen genutzt werden – für Spielflächen und Orte der Begegnung.
Klar muss sein: Für Menschen mit Handicap müssen Ausnahmen gelten oder gute
Alternativen gefunden werden.
Offen ist, ob Städte wirklich bereit sein werden, die neue Chance zu
nutzen. Denn manche nutzen nicht einmal die Spielräume, die sie jetzt schon
haben. Das rot-rot-grün regierte Land Berlin, in dem die Grünen die
parteilose Verkehrssenatorin stellen, [2][liegt trotz drastischer Platznot
im untersten Preisbereich] beim AnwohnerInnenparken. Das ist ein falsches
Signal. Richtig wäre, dass Städte viel Geld fürs Pkw- und Lkw-Parken nehmen
und sehr viel mehr als heute in Busse, Bahnen und in eine gute
Radinfrastruktur stecken.
Gute und sichere Parkplätze etwa für Lastenräder oder Räder mit
Kinderanhängern gibt es kaum. Es ist aber überhaupt nicht einzusehen,
warum es der Staat AutofahrerInnen so bequem und billig wie möglich macht,
anderen aber nicht.
31 Oct 2019
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## AUTOREN
DIR Anja Krüger
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