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       # taz.de -- Saudi Aramco geht an die Börse: Öl regiert immer noch die Welt
       
       > Anleger werden in den saudischen Staatskonzern investieren, obwohl er
       > einem Despoten gehört. Außer der Dividende ist ihnen alles egal.
       
   IMG Bild: Prinz Mohammed bin Salman, Miteigentümer das staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco
       
       Wie weit ist die Welt von echtem Klimaschutz entfernt? Eine Orientierung
       wird der Börsengang von Saudi Aramco geben, 2017 der profitabelste und
       größte Ölkonzern der Welt im Besitz Saudi-Arabiens und damit der
       Königsfamilie. Er steht für 17,2 Prozent der weltweiten Erdölreserven und
       10 Prozent der aktuellen Förderung. [1][Kronprinz Mohammed bin Salman] will
       nur ein paar Prozent an die Börse bringen, doch schon das bringt
       zweistellige Milliardenerlöse.
       
       Der Konzern ist wegen seiner Größe ein guter Maßstab, wie hoch die
       Finanzmärkte die Ölreserven der Welt insgesamt bewerten. Saudi Aramco wird
       auf 1,5 (Analysten) bis 2 (bin Salman) Billionen Dollar geschätzt, damit
       kämen die Ölreserven weltweit auf einen Buchwert von 8,7 bis 11,6 Billionen
       Dollar.
       
       Geld, das allmählich abgeschrieben werden müsste, würden die weltgrößten
       Fonds und Banken, die den Börsengang begleiten, wirklich davon ausgingen,
       dass Klimaschutz zum Standard wird. Während Investoren aus Europa und den
       USA aus Klimagründen allmählich nicht mehr in Öl und Gas investieren,
       glaubt der Rest unverdrossen an den Wert der fossilen Rohstoffe.
       
       Sie werden investieren, obwohl Saudi-Arabien eine Bananenrepublik ist, der
       [2][ein UN-Bericht attestiert], dass der Staatschef womöglich persönlich
       Verantwortung für den [3][Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi] trägt.
       Warum sollte man in einem solchen Land ohne Gewaltenteilung, freie Justiz
       und freie Presse einem Staatskonzern wie Saudi Aramco Glauben schenken,
       dessen Ölreserven seit Jahrzehnten angeblich nicht sinken? Letztlich ist
       das egal: Alle an dem Börsengang Beteiligten verdienen umso mehr, je höher
       sie den Kurs pushen. Interessenkonflikt pur.
       
       Auch den Investoren ist das alles egal. Sie sehen die hohe Dividende, mit
       denen Saudi-Arabien lockt. Dabei steckt das Land den Erlös des Börsengangs
       in seinen Staatsfonds und damit in erneuerbare Energien: Der Kronprinz
       weiß, dass seine Ölquellen bald weniger wert sind. Er verkauft zu einem
       guten Zeitpunkt.
       
       4 Nov 2019
       
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