URI: 
       # taz.de -- Antisemitismus in der AfD: Ausschuss prüft Abwahl von AfDler
       
       > Der Abgeordnete Stephan Brandner hat sich wiederholt antisemitisch
       > geäußert. Jetzt könnte er den Vorsitz des Rechtsausschusses im Bundestag
       > verlieren.
       
   IMG Bild: Ist seinen gegenwärtigen Job bald wohl los: AfD-Politiker Stephan Brandner
       
       Berlin taz | Für Stephan Brandner wird es eng. Im Bundestag mehren sich die
       Stimmen, dass der AfD-Politiker als Vorsitzender des Rechtsausschusses
       nicht länger tragbar ist. In seiner nächsten Sitzung wird sich der
       Geschäftsordnungsausschuss des Bundestages, der gewöhnlich donnerstags
       tagt, nun grundsätzlich damit befassen, wie eine Absetzung von
       Ausschussvorsitzenden möglich ist. Denn dieser Vorgang kommt in der
       Geschäftsordnung des Bundestages bislang nicht vor.
       
       Brandner, AfD-Politiker aus Thüringen und von Anfang an als Vorsitzender
       umstritten, [1][stand in den vergangenen Wochen besonders stark in der
       Kritik.] Zuletzt hatte er die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Udo
       Lindenberg auf Twitter als „Judaslohn“ verunglimpft und damit wohl die
       Belohnung für einen Verrat gemeint. Lindenberg hatte zuvor die [2][AfD]
       scharf kritisiert.
       
       Am Wochenende hatten PolitikerInnen aus allen anderen Fraktionen den
       AfD-Politiker kritisiert. „Der Mann ist eines Rechtsausschussvorsitzenden
       unwürdig und in dieser Funktion untragbar“, schrieb etwa die
       Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, Britta Haßelmann, auf
       Twitter. Und der CSU-Rechtspolitiker Volker Ullrich sagte dem Handelsblatt,
       Brandners Äußerungen seien „seiner Position schlicht unwürdig“. Sie seien
       „unverschämt und spielen mit [3][antisemitischen Ressentiments]“.
       
       Brandner wies die Vorwürfe am Montag als „an den Haaren herbeigezogen“ und
       „absurd“ zurück. Einen Rücktritt lehnte er ab: „Es gibt auch deshalb keinen
       Grund für mich, Konsequenzen aus der Verwendung des Begriffes ,Judaslohn'
       zu ziehen oder aber dafür sanktioniert zu werden“, so der AfD-Politiker.
       
       ## Zwei Wege zur Absetzung möglich
       
       In § 58 der Bundestagsgeschäftsordnung heißt es bislang nur, dass die
       Ausschüsse ihre Vorsitzenden bestimmen. Wie dies geschieht, ist ebenso
       wenig geregelt wie die Absetzung. Das hatte mit Blick auf Brandner schon zu
       Beginn der Legislaturperiode zu Diskussionen geführt – und dem eher
       ungewöhnlichen Vorgang, dass der AfD-Politiker sich im Ausschuss zur Wahl
       stellen musste.
       
       Aus Sicht des Rechtsreferats des Bundestages kommen für die Abberufung
       eines Ausschussvorsitzenden grundsätzlich zwei Wege infrage. Der erste ist
       die Abberufung des Vorsitzenden durch den Ausschuss selbst. Dafür
       allerdings gebe es keine ausdrückliche Rechtsgrundlage, sondern müsse auf
       den Gedanken des „actus contrarius“, der gegenteiligen Rechtshandlung,
       gestützt werden. Das heißt: Wenn ein Ausschussvorsitzer gewählt wird, was
       bei Brandner der Fall war, muss er auch abgewählt werden können.
       
       Die zweite Möglichkeit wäre, die Geschäftsordnung des Bundestages zu ändern
       und die Möglichkeit einer Absetzung zu regeln. Das gibt es bereits in
       sieben Landtagen.
       
       Sollte Brandner abgewählt werden, was ein bislang einmaliger Vorgang im
       Bundestag wäre, kann die AfD einen neuen Ausschussvorsitzenden vorschlagen.
       Ihr steht nach Verhandlungen zu Beginn der Legislaturperiode der Vorsitz im
       Rechtsausschuss und zwei weiteren Ausschüssen zu.
       
       4 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Bundestagsdebatte-zu-Antisemitismus/!5631566
   DIR [2] /Schwerpunkt-AfD/!t5495296/
   DIR [3] /Landespolitiker-Wolfgang-Gedeon/!5637672
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sabine am Orde
       
       ## TAGS
       
   DIR Antisemitismus
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Bundestag
   DIR Udo Lindenberg
   DIR Schwerpunkt Rassismus
   DIR Antisemitismus
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Schwerpunkt Rechter Terror
   DIR FAZ
   DIR Schwerpunkt Rassismus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Abwahl von AfD-Politiker: „Es hat sich ausgehetzt“
       
       Der Rechtsausschuss setzt den AfD-Abgeordneten Brandner als Vorsitzenden
       ab. Das ist ein Novum in der Geschichte des Bundestags.
       
   DIR Abwahl von AfD-Politiker im Ausschuss: Im Namen der Würde
       
       Der Rechtsausschuss hat Stephan Brandner abgewählt. Das war überfällig. Als
       Vorsitzender müsste er für die Werte des Ausschusses stehen – tut er aber
       nicht.
       
   DIR AfD-Politiker im Bundestag: Brandners Abwahl rückt näher
       
       Der AfD-Bundestagsabgeordnete Stephan Brandner könnte sein Amt als
       Rechtsausschussvorsitzender verlieren. Zuvor hatte er sich antisemitisch
       geäußert.
       
   DIR Wolfgang Tiefensee über CDU und AfD: „Das wäre ein Dammbruch“
       
       In Thüringen fehlt weiter ein politischer Fahrplan. Der SPD-Politiker
       Wolfgang Tiefensee glaubt dennoch, dass die CDU Distanz zur AfD wahren
       wird.
       
   DIR Nazi-Vergangenheit von AfD-Politiker: Lügen im Landtag
       
       In Rheinland-Pfalz könnte AfD-Fraktionsvize Joachim Paul über seine
       Vergangenheit gelogen haben. Interne E-Mails legen eine NPD-Autorenschaft
       nahe.
       
   DIR Experte über Antisemitismusdefinitionen: „Eine abwegige Debatte“
       
       Soziologe Peter Ullrich hält die international gängige
       Antisemitismusdefinition für falsch. Sie verschleiere, dass die größte
       Gefahr von rechts kommt.
       
   DIR Gauland bei „FAZ“-Feier: Alte weiße Zeitung
       
       An ihrem 70. Geburtstag lud die „FAZ“ zu einer Feier ein. Auch Alexander
       Gauland war dabei. Praktisch, dass die Zeitung ihr wahres Gesicht zeigt.
       
   DIR Nach AfD-Wahlergebnis in Thüringen: Die Angst wächst stetig
       
       Nach jedem Wahlgewinn für die AfD stellt sich für bestimmte Menschen in
       Deutschland die Frage: Wie sicher sind wir noch hier?