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       # taz.de -- Zugverbindung zwischen China und Europa: Seidenstraße vollendet
       
       > Der erste Güterzug auf der transeurasischen Schienenverbindung von China
       > nach Europa erreicht die Türkei. Russland wird dabei umfahren.
       
   IMG Bild: Warenhandel zwischen China und Europa wird durch den Ausbau der Seidenstraße leichter
       
       Istanbul taz | Heute durchfährt erstmals ein großer Güterzug aus China den
       Marmaray-Tunnel in Istanbul unter dem Bosporus und stellt damit eine neue
       transeurasische Schienenverbindung nach Europa her. Damit entsteht auf der
       historischen [1][Seidenstraße] ein weiterer Strang der chinesischen Neuen
       Seidenstraße, auf dem Güter per Schiene transportiert werden.
       
       Die Neue Seidenstraße ist das größte globale Infrastrukturprojekt Chinas,
       in das die Regierung Milliarden von Dollars investiert. Neben den
       Schienenstrecken zählen neue Schiffsverbindungen dazu, für die China in
       diversen Ländern in Asien, Afrika und Europa [2][Häfen neu baut] oder
       vorhandene modernisiert.
       
       Bislang gab es auf der Schiene nur die Nordroute durch Russland und das
       Baltikum nach Europa mit dem Endpunkt im Duisburger Hafen. Der neue
       Schienenstrang, die sogenannte Mittlere Route, geht durch Kasachstan,
       Aserbaidschan, Georgien in die Türkei und von dort weiter über Bulgarien,
       Serbien, Ungarn und der Slowakei bis zum Endbahnhof Prag.
       
       Damit wird Russland komplett umgangen, was für China eine wichtige
       strategische Option ist. Durch den Bau des [3][Marmaray-Tunnels] unter dem
       Bosporus, der nach seiner Eröffnung vor sechs Jahren für den S-Bahn-Verkehr
       in Istanbul nun auch für den internationalen Fernverkehr fertiggestellt
       wurde, konnte die Route durch die Türkei komplettiert werden.
       
       ## Für die Türkei ist der Anschluss zur Seidenstraße ein Erfolg
       
       „Für uns erfüllt sich damit ein Traum“, sagte der Ökonomieprofessor Sedat
       Aybar dem TV-Sender CNN-Türk. „Für die Türkei ist es sehr wichtig, dass sie
       damit zum Partner in dem globalen Seidenstraßen-Projekt Chinas wird. Das
       bringt chinesische Investitionen ins östliche Mittelmeer und ist von großer
       strategischer und politischer Bedeutung.“
       
       Der Zug erreichte am Dienstag Ankara und wurde dort von dem zuständigen
       Transportminister mit buchstäblich großem Bahnhof empfangen. Er startete im
       Südosten Chinas in Xi’an. Für die Strecke von Xi’an bis Prag braucht der
       Zug 14 Tage. Der erste Güterzug, der nun den Bosporus passiert hat, hat
       Elektronik in 42 großen Containern geladen. Er ist 850 Meter lang.
       
       China hat damit [4][eine weitere Etappe seiner Neuen Seidenstraße]
       vollendet. Die Güterbahn schließt für China die Lücke zwischen dem
       Schiffsverkehr und dem Flugzeug. Ein Schiff ist die preiswerteste und
       ökologisch beste Variante, benötigt von China bis Europa aber rund 2
       Monate. Die schnellen Flüge sind sehr teuer und auch ökologisch
       kostspielig. Die Bahn benötigt dagegen nur 2 Wochen und kann auch
       verderbliche Ware zwischen China und Europa transportieren.
       
       Während in einigen Ländern, die sich für chinesische Infrastrukturprojekte
       im Rahmen der Seidenstraße in Peking hoch verschulden mussten, mittlerweile
       Kritik am „neuen chinesischen Imperialismus“ aufkommt, hofft die Türkei
       durch die Seidenstraße auf den zukünftigen Ausbau der gegenseitigen
       wirtschaftlichen Verflechtung. „China und die Türkei sind sich heute so nah
       wie nie in der Geschichte“, sagt Professor Aybar. „Die Türkei kann für
       China zu einem Schlüsselland im östlichen Mittelmeerraum werden“.
       
       5 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Jürgen Gottschlich
       
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