# taz.de -- Mehrwertsteuersenkung im Fernverkehr: Flixbus fordert Gleichbehandlung
> Der Fernbusbetreiber will die gleiche Senkung der Steuer, wie sie für
> Bahntickets kommen soll. Sonst könnte er viele Verbindungen streichen.
IMG Bild: Steht im Regen: ein Flixbus auf der A2 bei Magdeburg
Berlin taz | Dass die [1][geplante Mehrwertsteuersenkung] für Tickets im
Fernverkehr nicht für Fernbusse gelten soll, könnte herbe Folgen haben:
Marktführer Flixbus droht für diesen Fall damit, Verbindungen drastisch
abzubauen. „Sollte die Mehrwertsteuersenkung tatsächlich nicht für den
Fernbus kommen und nur für die Bahn, wird der Wettbewerbsvorteil wohl so
immanent, dass wir circa 30 Prozent des Fernbusnetzes einschränken werden
müssen“, sagte der Gründer und Geschäftsführer des Start-ups FlixMobility
André Schwämmlein.
Zu den [2][populärsten Punkten des Klimapakets] gehört die Senkung der
Mehrwertsteuer auf Tickets im Fernverkehr von 19 auf 7 Prozent. Die
parlamentarischen Beratungen darüber beginnen an diesem Freitag. Sollte die
Bahn die Herabsetzung an die KundInnen weitergeben, werden die
Bahnfahrkarten um rund 10 Prozent billiger.
Die Senkung soll aber nicht für einen der wichtigsten Wettbewerber der Bahn
gelten: die Fernbusse. „Das wäre eine dramatische Fehlentwicklung“, sagte
Schwämmlein. „Schließlich ist der Bus das umweltfreundlichste
Verkehrsmittel in Deutschland.“ Nach einer Aufstellung des Umweltbundesamts
ist der Ausstoß von Klimagasen bei Fernbussen sogar etwas geringer als bei
der Bahn und erheblich geringer als bei Pkws oder Flugzeugen. Nach Angaben
von Flixbus verbraucht ein voll besetzter Bus 21 Liter Diesel auf 100
Kilometer, ein SUV 7 Liter.
Seit der Liberalisierung des Marktes 2013 sind die Fernbusse für viele
Reisende eine echte Alternative zum Zug, weil die Tickets weitaus billiger
und auch entlegene Ziele mit ihnen gut erreichbar sind. Nach anfänglichem
harten Konkurrenzkampf, in dem auch die Deutsche Bahn mit eigenen Bussen
erfolglos mitzumischen versucht hat, beherrschen heute die quitschgrünen
Busse des Münchener Start-ups FlixMobility mit einem Anteil von
schätzungsweise 90 Prozent den Markt. Neben den drei Gründern und
Finanzinvestoren gehört der Autokonzern Daimler zu den Anteilseignern.
Durch das große Angebot ist Druck auf die Deutsche Bahn entstanden, die mit
niedrigen Preisangeboten auf den Wettbewerber reagiert.
## Konkurrenz könnte Lücken füllen
Im deutschsprachigen Raum hat Flixbus rund 500 Haltepunkte. Das Unternehmen
ist in 28 Ländern aktiv. Sollte die Mehrwertsteuer nur für die Bahn gesenkt
werden, prüft Flixbus Einschränkungen der Verbindungen an die Küsten oder
in die touristischen Gebiete im Erzgebirge, im Harz und in den Voralpen.
Nach Angaben von Flixbus reagieren Reisende im Fernverkehr stark auf
Preise. Steigen die Benzin- und Dieselpreise, steigt auch die Nachfrage
nach Fernbustickets. FlixMobility betreibt in Deutschland auch Züge. Für
diese Tickets wird die Mehrwertsteuersenkung gelten.
Falls Flixbus die Drohung tatsächlich in so großem Umfang wie angekündigt
wahr macht, könnte die Konkurrenz in die Bresche springen. Der
[3][Mitfahrdienst Blabla-Car] macht sich neuerdings auf dem deutschen Markt
breit, nachdem er das Fernbusgeschäft der französischen Staatsbahn SNCF
übernommen hat.
23 Oct 2019
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## AUTOREN
DIR Anja Krüger
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