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       # taz.de -- Türkische Offensive in Nordsyrien: Zahlreiche HDP-Politiker verhaftet
       
       > Die oppositionelle HDP verurteilt als einzige Fraktion im Land das
       > Vorgehen der Türkei in Nordsyrien. Doch die Regierung lässt keine Kritik
       > zu.
       
   IMG Bild: Der Co-Vorsitzende der HDP, Sezai Temelli, protestiert gegen die Festnahme von HDP-Politikern in Diyarbakır
       
       ISTANBUL taz | Wenige Tage [1][nach dem Einmarsch türkischer Truppen in
       Nordsyrien] blockierten ganze Trauben von Polizisten die Türen von Büros
       der oppositionellen Partei HDP. Drinnen versuchten Abgeordnete und ihre
       Mitarbeiter verzweifelt, herauszukommen. Dadurch wurde in mehreren Städten
       im Südosten der Türkei verhindert, dass Abgeordnete vor der Presse
       kritische Erklärungen zur Militäroperation in Nordsyrien abgeben konnten.
       Bis heute werden etliche HDP-Büros von der Polizei abgesperrt.
       
       Die dahinterstehende Absicht ist klar: Jeder, der gegen den Militäreinsatz
       protestieren will, wird mundtot gemacht.
       
       So wurden seit Beginn des Einsatzes Hunderte Leute wegen kritischer
       Postings in den sozialen Medien festgenommen. Dabei konzentriert sich die
       Repression vor allem auf Mitglieder der kurdisch-linken HDP, denen die
       türkische Regierung unterstellt, mit der kurdischen PKK zu sympathisieren,
       die sie als Terrororganisation einstuft und die das Militär in Syrien
       bekämpft.
       
       Von den türkischen Mainstream-Medien wird diese Repression kaum
       wahrgenommen. Selbst als die HDP-Fraktion am Dienstag aus Protest gegen die
       Verhaftung mehrerer Bürgermeister das Parlament verließ, wurde das kaum zur
       Kenntnis genommen. Alle anderen Fraktionen in der Türkei, auch die
       Opposition, unterstützen den Kampf „unserer Soldaten“.
       
       ## Mit Razzien und Festnahmen
       
       Bereits Mitte Oktober gab es Razzien in den von der HDP regierten
       Rathäusern von Hakkâri, Yüksekova, Erciş und Nusaybin, alles Orte im
       irakischen und syrischen Grenzgebiet, die traditionell von der HDP
       dominiert werden. Einen Tag später wurden fünf Bürgermeister und
       Vize-Bürgermeister aus diesen Städten verhaftet. Der Vorwurf ist immer
       derselbe: Unterstützung oder Mitgliedschaft in einer terroristischen
       Vereinigung.
       
       Vergangene Woche setzte das Innenministerium Zwangsverwalter in Hakkâri,
       Yüksekova und Nusaybin ein. Während Hakkâri und Yüksekova direkt an der
       irakischen Grenze liegen, ist Nusaybin die nördliche Fortsetzung der
       kurdischen Millionenstadt Kamischli auf der syrischen Seite der Grenze.
       Hier leben viele Familien, die Verwandte auf der syrischen Seite haben.
       
       Anfang der Woche wurde auch der Oberbürgermeister der größten kurdischen
       Stadt Diyarbakır, Selçuk Mızraklı, verhaftet. Bereits am 19. August wurde
       er unter dem Vorwand, er hätte die PKK finanziell unterstützt, aus dem Amt
       geworfen. Mit ihm landeten auch zwei Bezirksbürgermeister von Diyarbakır in
       Untersuchungshaft.
       
       Die Repressionen wirken: Während in Europa die Kurden auf die Straße gehen,
       bleibt es in der Türkei weitgehend still. Während es [2][nach den
       Wahlniederlagen des Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan] bei den
       Kommunalwahlen eine regelrechte Euphorie gab, ist der Frust bei
       HDP-Mitgliedern jetzt umso größer. „Wir können im Moment nichts machen“,
       sagte ein HDP-Mitglied aus Izmir am Telefon. „Wir bleiben zu Hause“.
       
       25 Oct 2019
       
       ## LINKS
       
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   DIR Jürgen Gottschlich
       
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