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       # taz.de -- Bundestag streitet über Klimapaket: Klimapolitik als Heimatschutz
       
       > Erstmals geht es im Bundestag um Gesetze des Klima-Pakets:
       > Flugticketsteuer, Gebäudesanierung. CDU-Politiker Jung antwortet auf die
       > AfD.
       
   IMG Bild: Seit Jahren liegt die energetische Sanierung von Altbauten in Deutschland im Argen
       
       Berlin taz | Andreas Jung, Abgeordneter der CDU vom Bodensee, hat kürzlich
       einen benachbarten Förster in dessen Wald besucht. Das erzählte Jung am
       Freitag im Bundestag. Der Zustand der Bäume sei schlimmer, als ihn die
       Wissenschaft beschreibe, erklärte ihm der Forstfachmann. Indem es dem Wald
       helfe, diene das Klimapaket der Großen Koalition also dem „Schutz der
       Heimat“, resümierte Jung.
       
       Dieses Argument richtete der Energieexperte der Union gegen die AfD. Deren
       Abgeordneter Heiko Wildberg, Geologe aus der Pfalz, hatte in der ersten
       Bundestagsdebatte über die neuen Klima-Gesetzentwürfe der Regierung scharfe
       Kritik an dem Paket geübt. Ein Punkt: Die gebräuchlichen wissenschaftlichen
       Modelle seien nicht geeignet, um die [1][Folgen des Klimawandels] zu
       prognostizieren.
       
       Die AfD behauptete, eine menschengemachte Klimaveränderung gebe es nicht.
       Vor gut einem Monat beschlossen die Spitzen von CDU, CSU und SPD, wie der
       deutsche Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 und 2050 reduziert werden
       soll. Die parlamentarische Diskussion begann nun Ende der Woche mit zwei
       Komplexen.
       
       Erstens: das Klimaschutzgesetz. Darin wird exakt und rechtsverbindlich
       festgelegt, um wie viele Tonnen Kohlendioxid die Emissionen in einzelnen
       Bereichen jährlich sinken müssen. Während beispielsweise der Autoverkehr
       heute noch rund 150 Millionen Tonnen CO2 verursacht, sollen es 2030 nur
       noch 95 Millionen Tonnen sein. Verantwortlich dafür, dass die Verringerung
       funktioniert, sind die einzelnen Bundesministerien – für den Verkehr also
       das Bundesverkehrsministerium. Das Umweltbundesamt und ein unabhängiger
       Expertenrat werden die Einhaltung kontrollieren.
       
       ## Wer zahlt, wer profitiert
       
       Zweitens: die Klima-Finanzen. Fahrkarten im Fernverkehr der Bahn sollen um
       etwa 10 Prozent billiger, die Preise für Flugtickets dagegen teurer werden.
       Geplant ist eine höhere Luftverkehrssteuer zwischen rund 5,50 und 17 Euro
       pro Flug. Weil ein zusätzlicher CO2-Preis auf Benzin, Diesel und
       Heizenergie erhoben wird, soll es im Gegenzug einen finanziellen Ausgleich
       geben: Die Pendlerpauschale steigt, und Leute mit niedrigen Einkommen
       erhalten eine Mobilitätsprämie von beispielsweise 150 Euro pro Jahr.
       Außerdem will die Koalition die energetische Sanierung von Gebäuden mit
       Steuerermäßigung von bis zu 40.000 Euro pro Objekt fördern.
       
       Umweltministerin Svenja Schulze und Finanzminister Olaf Scholz (beide SPD)
       argumentierten, diese und weitere Gesetzentwürfe, die in den kommenden
       Wochen eingebracht würden, seien sozial ausgewogen und klimapolitisch
       wirksam. Beides bezweifelten AfD, FDP und Grüne. Allenfalls „ein Drittel“
       der nötigen Verringerung klimaschädlicher Abgase würden die Vorhaben
       bringen, befürchtete Oliver Krischer, Fraktionsvize der Grünen.
       
       Es seien viele Maßnahmen aufgeführt, deren Wirksamkeit überschätzt werde.
       Anders als die Regierung meine, sei zudem der Mechanismus von
       Verantwortlichkeit und Kontrolle fehlerhaft konstruiert. Falls ein
       Ministerium die vorgesehene Kohlendioxid-Reduktion nicht schaffe, seien
       keine Sanktionen vorgesehen, so Krischer – aus seiner Sicht eine Einladung
       zur Zielverfehlung.
       
       Unionsfraktionsvize und Energieexperte Jung antwortete: „Das Gesetz wird
       eingehalten.“ In den kommenden Jahren werde man im Bundestag „Klima-Wochen“
       erleben, ähnlich wie die Haushaltswochen, in denen die Finanzpläne der
       einzelnen Ressort diskutiert werden. Jedes Ministerium müsse dann Jahr für
       Jahr haarklein erläutern, ob es schon auf dem richtigen Weg zum Klimaschutz
       sei – und sich, falls nicht, neue Maßnahmen ausdenken.
       
       25 Oct 2019
       
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