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       # taz.de -- Landtagswahl in Thüringen: CDU schrumpft um ein Drittel
       
       > So schlecht wie am Sonntag hat die CDU in Thüringen noch nie
       > abgeschnitten. Das Ergebnis wird auch ein Problem für Annegret
       > Kramp-Karrenbauer.
       
   IMG Bild: Traurig, obwohl sie auf weitere Einbußen eingestellt waren: CDU-Mitglieder in Erfurt
       
       Berlin/Erfurt taz | Im Berliner Konrad-Adenauer-Haus gibt es Buletten und
       Weißwein, aber die Stimmung ist verhalten bis gedrückt, als um 18 Uhr die
       ersten Prognosen einlaufen. Hier, in der CDU-Zentrale, ist man
       mittlerweile Kummer gewöhnt: Nach den Verlusten bei den anderen beiden
       ostdeutschen Landtagswahlen in Brandenburg von 7,4 und in Sachsen von 7,3
       Prozentpunkten Anfang September ist man an diesem letzten Oktobersonntag
       auf eine weitere Einbuße eingestellt.
       
       Aber auch im „Dompalais“ in Erfurt herrscht eisiges Schweigen. Nur ein paar
       knurrende Laute sind bei der Wahlparty der Union zu vernehmen, als [1][um
       18 Uhr die 22 Prozent für die Partei ausgerufen werden]. Es ist eine
       kräftige Schlappe für die CDU, es ist ihr bisher schlechtestes Wahlergebnis
       in Thüringen. 2014 war die Landespartei noch mit 33,5 Prozent als stärkste
       Kraft aus der Wahl hervorgegangen.
       
       Im Wahlkampf hatte die CDU auf die konservativ-gutbürgerliche Mitte
       [2][zwischen den Extremen Linke und AfD] gesetzt. Nun droht sie in dieser
       Mitte eingequetscht zu werden. Es sei ein bitteres Ergebnis, dass die
       demokratische Mitte keine Mehrheit bekommen hat, sagt Mohring nach den
       ersten Hochrechnungen. „Das ist ein Zustand, mit dem wir nicht gerechnet
       haben“ – seit 1949 habe es noch nie eine Wahl ohne Mehrheit in der Mitte
       gegeben. Immerhin habe auch Rot-Rot-Grün keine Mehrheit, sagt Mohring und
       fügt hinzu: „Bodo Ramelow ist abgewählt“.
       
       Um halb sieben tritt CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak vor die Presse. Er
       sieht sehr erschöpft aus. Auch er spricht von einem „bitteren Tag für die
       demokratische Mitte in Thüringen“. Ziemiak stellt aber auch klar: „Unser
       Wort gilt auch nach den Wahlen: Es wird von der CDU keine Koalition mit der
       Linkspartei oder der AfD geben.“
       
       Offen bleibt, wer für das Debakel verantwortlich gemacht wird. Mohring
       hatte bereits im Wahlkampf mehrfach in Richtung der Bundespartei gezeigt,
       wenn es um die Frage ging, warum die einst allein regierende Thüringer CDU
       an Attraktivität vor allem im Osten eingebüßt hat. Immer wieder hatte er
       den Streit innerhalb der Union sowie in der Koalition mit der SPD im Bund
       als „alles andere als hilfreich“ bezeichnet. Bis zuletzt hatte er gehofft,
       dass sich CDU und CSU auf ein gemeinsames Vorgehen bei der Grundrente
       würden einigen könnten – vergeblich.
       
       Auch deshalb wird dieser Montag wichtig. Schafft es die Parteivorsitzende
       bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Mohring, das Ergebnis in Thüringen
       nicht zu ihrem Misserfolg zu machen? Das dürfte schwierig werden. Annegret
       Kramp-Karrenbauer steht seit Monaten unter verschärfter Beobachtung und in
       der parteiinternen Kritik. Dass die Saarländerin noch immer erkennbar
       Probleme hat, sowohl ihre Partei zu einen als auch gegen die immer
       schamloseren Angriffe ihrer Kritiker vorzugehen, ist kein Geheimnis. Und
       kurz vor dem Bundesparteitag im November wäre ein vorzeigbares Ergebnis
       hilfreich für sie gewesen.
       
       Rainer Haseloff, Ministerpräsident im Nachbarland Sachsen-Anhalt, äußerte
       sich gleich nach der ersten Prognose sehr besorgt. Die CDU stehe „vor einem
       demokratiepolitischen Problem – und darüber müssen wir reden“.
       
       27 Oct 2019
       
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