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       # taz.de -- heute in hamburg: „Ein Ring kann Penisse verkürzen“
       
       Interview Katharina Gebauer
       
       taz: Frau Henschen, wie gestalten Sie Ihren Sexshop feministisch? 
       
       Zarah Henschen: Wir ordnen Produkte nicht nach Geschlecht, sondern nach
       Funktion. Wir wollen niemandem vorschreiben, was sie mit was zu tun haben.
       Es gibt Männer, die eine Vagina und Frauen, die einen Penis haben. Der Shop
       ist zudem nicht nur Verkaufsraum, sondern dient auch als Bildungsraum.
       Durch Workshops wie Einführungen zu Bondage oder Sex und Sprache wollen wir
       unsere Kunden dabei unterstützen, den eigenen Körper kennenzulernen und
       sexuellen Begierden und Vorstellungen nachzugehen. Diese sind immer noch
       durch patriarchalische Verhältnisse geprägt.
       
       Welche Produkte helfen dabei? 
       
       Neu ist etwa ein Ring aus weichem Silikon, der Dildos und Penisse verkürzen
       kann. Verschiedene Längen der Penetration sind essenziell wichtig für guten
       Sex, diese Minimierung der Männlichkeit würde es nach patriarchalischen
       Vorstellungen aber eher nicht geben.
       
       Welche Chancen der Selbstermächtigung kann ein Sexshop bieten? 
       
       Wir geben Hilfestellung, sich zu emanzipieren. Der offene Raum unseres
       Shops ermöglicht, neue Formen der Begierde und seines eigenen Geschlechts
       zu erfahren. Wir wollen eine solidarische Gemeinschaft schaffen, die sich
       gemeinsam austauscht.
       
       Allerdings existieren auch noch total verquere Vorstellungen von Sex in den
       Köpfen der Menschen. 
       
       Es kaufen sicherlich auch homophobe Arschlöcher in nicht-feministischen
       Sexshops ein, die noch die Frau als Objekt sehen und in starren
       Geschlechterschubladen denken. Die Frauen sind jung, dünn und meist weiß,
       die Männer haben alle Riesenpenisse.
       
       Wie lässt sich Ihr politisches Ideal im Gegensatz genau dazu innerhalb des
       kapitalistischen Systems verkaufen? 
       
       Es ist nicht nur reiner Konsum und der Sex ist auch nicht unbedingt besser,
       nur weil man in einen Sexshop geht. Über den Verkauf können wir unsere
       Bildungsarbeit finanzieren und Workshops kostenlos anbieten. Bei vielen ist
       die Hemmschwelle geringer als etwa bei einer Beratungsstelle, sich frei zu
       bewegen und sich auszuprobieren. Ich habe den Eindruck, dass unser Sexshop
       innerhalb der dritten oder vierten Welle des Feminismus entstanden ist. Wir
       sollen nicht vergessen, was dahinter steht: Ein radikaler Gedanke, den wir
       weiter schärfen sollten. Damit sind Positionen zu politischen Fragen
       wichtig, wie etwa zu Abtreibung oder zu Transrechten.
       
       7 Nov 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Katharina Gebauer
       
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