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       # taz.de -- Voyager 2 am Rand der Heliosphäre: Sonnensystem zeigt klare Kante
       
       > Die Raumsonde Voyager 2 hat ermittelt, dass unser Sonnensystem eine exakt
       > definierbare Grenze hat. Die Nasa verleitet das gleich zur Poesie.
       
   IMG Bild: Illustrative Darstellung der Sonde Voyager 2
       
       Die Heliosphäre der Sonne ist wie ein Schiff, das durch den interstellaren
       Raum segelt. Schreibt die [1][Nasa]. Als wäre das Weltall ein tosender
       Ozean, als wären die Menschen die Bordmäuse in der Speisekammer einer
       wankenden Barke. Die Heliosphäre ist derjenige Raum um unseren Mutterstern,
       der noch von ihm geprägt ist, vom Echo seiner Strahlung.
       
       Anlass zu [2][obiger Betrachtung] der Dinge gibt der amerikanischen
       Raumfahrtbehörde ihre Raumsonde Voyager 2, die bereits im vergangenen Jahr
       die Grenzeunseres Sonnensystems erreicht hat und mittlerweile 18,27
       Milliarden Kilometer von der Erde entfernt durch den Raum gleitet. Den Raum
       zwischen den Sternen.
       
       Die Sonde verrichtet ihre Arbeit, ebenso wie ihre Schwestersonde Voyager 1.
       Sie messen und messen. Magnetfelder, elektromagnetische Strahlen, Plasma
       aus Wasserstoff- und Heliumkernen; und sie senden und senden zu uns.
       
       Fast 17 Stunden brauchen die Voyger-2-Signale mittlerweile, obwohl mit
       Lichtgeschwindigkeit unterwegs. Die von Voyager 1 sogar über 20 Stunden.
       Möglich ist das nur, weil sich an Bord eine Batterie mit allmählich
       zerfallenden 4,5 Kilogramm Plutonium 238 befindet, das [3][aus einer
       Waffenfabrik stammt]. Jetzt haben Wissenschaftler*innen die Daten vom
       vergangenen Jahr umfassend ausgewertet und das getan, was Mensch tut:
       Grenzen definiert.
       
       ## Pups im Badewasser
       
       Für kosmische Verhältnisse relativ abrupt ändere sich die Zusammensetzung
       des Plasmas, das von der Sonne abgestrahlte schwäche sich ab. Stattdessen
       übernehmen Reste von finalen Explosionen längst verloschener Sterne oder
       gar des Urknalls selbst.
       
       Das Zeug zwischen den Sternen ist dabei dichter und kälter als unsere
       Heliosphäre, hat die Nasa herausgefunden, was die Metapher zum Einstieg
       aber etwas schräg erscheinen lässt. Physikalisch exakter wäre: Die
       Heliosphäre der Sonne ist wie ein Pups, der durch erkaltetes Badewasser
       aufsteigt.
       
       Wobei, was heißt schon „dichter“? [4][Der Raum da draußen] ist so gut wie
       leer. Dicht heißt hier maximal einige tausend Atome pro Kubikzentimeter
       Raum, das ist nur knapp mehr als nichts. Außerdem bleibt das den Raum
       durchmessende Magnetfeld innerhalb und außerhalb der vermeintlichen Grenze
       zwischen dem Reich der Sonne und dem Reich des Raumes gleich. Das sei ein
       Mysterium, schreibt die Nasa. Statt eine Grenze auszurufen, hätte sie
       tröstendere Metaphern finden können: Die Heliosphäre der Sonne und den
       interstellaren Raum verbinden zarte Bande aus nichts.
       
       6 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /NASA-sagt-Ausseneinsatz-ab/!5580168
   DIR [2] https://voyager.jpl.nasa.gov/news/details.php?article_id=116
   DIR [3] http://www2.ans.org/pubs/magazines/nn/pdfs/1999-4-2.pdf
   DIR [4] /Gespraeche-auf-der-Apollo-11-Mission/!5612587
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ingo Arzt
       
       ## TAGS
       
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