URI: 
       # taz.de -- Umstrittene Inobhutnahme: Alleinerziehende leben gefährlich
       
       > Alleinstehende Mütter können offenbar beim Jugendamt leicht in ein
       > gefährliches Raster fallen. Die Strukturen müssen dringend überprüft
       > werden.
       
   IMG Bild: Diagnose der zu engen Mutter-Kind-Bindung führte zu Inobhutnahmen (Symbolbild)
       
       Die [1][Fallstudie von Wolfgang Hammer] ist erschütternd. Es zeichnet sich
       ein Muster ab bei Fällen, die bisher nur als Einzelschilderungen bekannt
       sind. Alleinerziehende mit Einzelkind im Trennungsstress leben offenbar
       gefährlich: Sie können beim Jugendamt in ein Raster fallen, aus dem es so
       leicht kein Entrinnen gibt. Zumal, wenn man hört, dass es bereits Heime
       gibt, die sich auf das Störungsbild Mutter-Kind-Symbiose spezialisiert
       haben.
       
       In den hier geschilderten Fällen fehlt die Verhältnismäßigkeit. Der Staat
       darf Eltern nicht die Kinder wegnehmen, nur weil er meint, er könnte sie
       irgendwie besser erziehen. Natürlich gibt es auch psychische Misshandlung
       von Kindern. Aber dieses Feld ist offenbar extrem anfällig für Willkür und
       Beliebigkeit. Und das ist nicht nur Zufall.
       
       Der Bundestag hat vor einigen Jahren das Gesetz zur Erleichterung
       familiengerichtlicher Maßnahmen verabschiedet, nach dem Eltern schneller
       das Sorgerecht verlieren. Dieses und weitere Strukturen gehören auf den
       Prüfstand. Deshalb hat auch der Bundestag auf Veranlassung des
       CDU-Familienpolitikers Markus Weinberg ein Forschungsprojekt in Auftrag
       gegeben, bei dem sich im Frühjahr binnen weniger Wochen über 700 Eltern
       meldeten, die ihre Fälle schildern wollten.
       
       ## Es braucht politischen Druck von unten
       
       Doch wird es wirklich eine unabhängige Untersuchung geben? Die Forscher und
       Institute sind oft mit dem Hilfesystem verstrickt oder schmoren im eigenen
       Saft. Der schonungslose Blick von außen ist so nicht sicher.
       
       Wolfgang Hammers Analyse müsste unbedingt in ein unabhängiges
       Forschungsprojekt einfließen. Eigentlich braucht man sogar eine
       Enquetekommission im Bundestag, die die Wandlung der Jugendhilfe seit der
       Wiedervereinigung untersucht und herausfindet, wie dieser Staat so
       übergriffig werden konnte.
       
       Dafür braucht es die starke Beteiligung der Betroffenen, politischen Druck
       von unten. Aber leichter gesagt als getan: Es gibt nichts Schlimmeres, als
       das eigene Kind zu verlieren. Eltern, denen das passiert, sind Menschen
       ohne Lobby und viele schämen sich. Und ausgerechnet in den Jugendämtern
       fehlt die Empathie.
       
       8 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Fragwuerdige-Inobhutnahmen/!5636682/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kaija Kutter
       
       ## TAGS
       
   DIR Jugendamt
   DIR Jugendhilfe
   DIR Alleinerziehende
   DIR Kinderheim
   DIR Jugendhilfe
   DIR Sorgerecht
   DIR Jugendhilfe
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Fragwürdige Inobhutnahmen: Ins Heim wegen zu viel Mutterliebe
       
       Jugendämter nehmen Alleinerziehenden die Kinder weg, wenn die Bindung
       angeblich zu eng ist. Das zeigt eine Fallstudie eines Soziologen.
       
   DIR Zwangstrennung von den Eltern: Die Kinderschutz-Frage
       
       Die Zahl der Kinder in Heimen und Pflegefamilien ist so hoch wie nie. Das
       könnte auch an übereifrigen Jugendämtern liegen.
       
   DIR Miese Fehlerkultur: Jugendamt will keine Kontrolle
       
       Ein Mitarbeiter des Jugendamtes setzt Mutter unter Druck, die ihren Fall
       einer Forschungsstelle schilderte. CDU-Mann Marcus Weinberg kritisiert das.