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       # taz.de -- Fegebank wird Bürgermeister-Kandidatin: Über Jamaika ins Rathaus
       
       > Die Hamburger Grünen wählen Katharina Fegebank zur Spitzenkandidatin.
       > Bürgermeisterin kann sie aber wohl nur mit Hilfe von CDU und FDP werden.
       
   IMG Bild: Das Spitzentrio der Grünen: Anna Gallina, Katharina Fegebank, Anjes Tjarks.
       
       Hamburg taz | Der Wahlkampf ist eröffnet: Mit der Wahl von Katharina
       Fegebank zur grünen Bürgermeisterkandidatin am Samstag hat Amtsinhaber
       Peter Tschentscher (SPD) nun offiziell eine Herausforderin. Mit dem
       Traum-Ergebnis von 96,96 Prozent setzten die Grünen auf einer
       Landesmitgliederversammlung (LMV) in Wandsbek die 42-Jährige an die Spitze
       ihrer Bürgerschaftswahl-Liste. Fegebank betonte erneut, dass sie „Erste
       Bürgermeisterin“ werden will.
       
       Das könnte das Ende von Rot-Grün bedeuten. Vor der grünen
       KandidatInnenaufstellung hatte die SPD aus der zweiten Reihe – über den
       Abgeordneten Joachim Seeler – publik gemacht, sie stehe als Juniorpartner
       der Grünen nicht zur Verfügung. Stärkste Kraft mit Bürgermeister
       Tschentscher oder Opposition lautet die Devise für den Wahlkampf.
       
       Im Klartext: Will Fegebank Bürgermeisterin werden, müssen sich die Grünen
       einen oder mehrere neue Koalitionspartner suchen. Die einzig denkbare
       Alternative ist dabei „Jamaika“: ein Bündnis mit CDU und FDP. Reichen dafür
       die Mandate, wären die Grünen allen Prognosen zufolge stärkster Koalitionär
       und Fegebank Hamburgs erste Frau als Bürgermeisterin.
       
       In ihrer Bewerbungsrede skizzierte Fegebank, wofür sie steht: Für eine
       digitale und ökologische Modernisierung der Wirtschaft, umfassenden
       Klimaschutz und eine „Stadt der Zukunft“, die autoärmer ist und in der
       „höher gebaut“ wird, um die anhaltende Nachfrage nach Wohnraum zu
       befriedigen. Soziale Themen, wie Kinderarmut oder die soziale Spaltung in
       einer der reichsten Städte Deutschlands, kamen in ihrer Rede jedoch nicht
       vor.
       
       Kein Wort zur sozialen Spaltung in Hamburg 
       
       Soziale Themen auf die Agenda zu bringen, blieb in Wandsbek der
       Landesvorsitzenden Anna Gallina vorbehalten, die für Platz drei der Liste
       kandidierte. Die Fachsprecherin für Kinder, Jugend und Familie, für die die
       Grünen auch „die Partei der sozialen Gerechtigkeit“ sind, gilt allerdings
       als Parteichefin mitverantwortlich für das [1][Desaster der Grünen im
       Bezirk Mitte,] wo mehrere grüne Abgeordnete nach Islamismusvorwürfen zur
       SPD übertraten und die Grünen nun in der Opposition schmoren.
       
       Gallina ging auf diesen Konflikt und ihre Mitverantwortung auf der LMV
       nicht ein, sprach nur von „Angriffe deutlich unter der Gürtellinie“ auf
       ihre Person und erhielt bei der anschließenden Wahl mit 76,76 Prozent das
       schlechteste Wahlergebnis der grünen Führungsriege.
       
       Klarheit brachte die Wahl auch im Kampf der „grünen Platzhirsche“, der drei
       Männer, die gern nach der Wahl ein Senatsamt bekleiden würden. Auf Platz
       zwei der Liste wurde Fraktionschef Anjes Tjarks nominiert, auf Platz vier
       folgt Umweltsenator Jens Kerstan, Justizsenator Till Steffen sicherte sich
       Platz sechs. Kerstan, der innerhalb der Koalition immer wieder auch den
       Konflikt sucht, um seine Partei stärker zu profilieren, bekam mit 90,8
       Prozent das beste Wahlergebnis.
       
       Verabschiedet wurden nach 16 Jahren und 27 Jahren Bürgerschaft die
       Abgeordneten Christiane Blömeke und [2][Antje Möller], die nicht erneut
       kandidieren. Möller, flüchtlingspolitische Sprecherin der Fraktion, erlebte
       einen bitteren Abschied. Der Hamburger Flüchtlingsrat griff zu Beginn der
       LMV die Grünen und Möller persönlich wegen der von ihnen mitgetragenen
       „unmenschlichen“ [3][Zustände in der Flüchtlings-Erstaufnahme Rahlstedt]
       an, sprach gar von „Verrat“ durch die Grünen.
       
       Möller betonte, wie viele Initiativen die Grünen gestartet hätten, um die
       Lebensbedingungen der Flüchtlinge in Rahlstedt zu verbessern. Das
       Bundesrecht aber lasse „wenig Spielräume“ und die „Unterbringung“ neuer
       Flüchtlinge „in einer Lagerhalle sei nicht zu ändern“.
       
       10 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Marco Carini
       
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