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       # taz.de -- heute in hamburg: „Viele denken, sie dürften nicht lachen“
       
       Interview Katharina Gebauer
       
       taz: Herr Hirsch, kann Demenz lustig sein? 
       
       Rolf Dieter Hirsch: Ja sehr, es können total komische Situationen
       entstehen. Das kann man dann schlimm oder lustig finden.
       
       Wie nimmt man Angehörigen ein schlechtes Gewissen, Demenz mit Humor zu
       begegnen? 
       
       Viele denken, sie dürften nicht lachen, mit Demenz lässt sich aber meist
       sogar besser und spontaner lachen, ganz ohne Scham. In
       Alzheimer-Hilfegruppen können durch Rollenspiele Situationen als
       Demenzkranke erlebt werden. Der Großteil der Angehörigen ist im Zweifel
       verängstigt und überarbeitet, die Menschen mit Demenz allerdings leiden
       meist am wenigsten darunter. Das muss den Angehörigen vermittelt werden, um
       beidseitig locker mit der Krankheit umzugehen.
       
       Verlieren Demenzkranke nicht ihren Humor? 
       
       Emotionen bleiben bis zum letzten Atemzug, die fröhliche und heitere Art
       eines Menschen bleibt erhalten. Eine Dame lächelte unentwegt und ließ sich
       das nie nehmen, egal was kam. Das war total ansteckend. Nicht immer alles
       ernst zu nehmen, ist die beste Prävention und fröhliche Menschen sind auch
       gleich viel leichter zu pflegen.
       
       Wie kann Humor im Umgang mit Demenzkranken helfen? 
       
       Das Entscheidende ist, wie ich mit einer bestimmten Situation umgehe. Das
       spürt man aber auch an der dementen Person gut. Kann man eine stressige
       oder schwierige Situationen umdrehen und in etwas Lockeres, Entspanntes
       umwandeln? Wenn die Betroffenen wütend oder ärgerlich sind, kann man die
       Kippfigur sein, die sie zum Lachen bringt. Gemeinsam kann so die Heiterkeit
       ins Leben geholt werden.
       
       Und das funktioniert? 
       
       Das funktioniert in den meisten Situationen. Mehrere Betroffene erzählen
       mir immer wieder, wie sehr viel emotionaler sie durch die Krankheit erst
       miteinander umgehen. Dazu gehört auch Trauer, aber eben auch das Lachen.
       Das kann dazu führen, dass man mit seiner Mutter lacht wie noch nie. Gerade
       der Umgang mit Enkeln und dementen Großeltern ist meist total positiv, weil
       sie der Welt offen und unbefangen entgegentreten und sie offen wahrnehmen.
       
       12 Nov 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Katharina Gebauer
       
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