URI: 
       # taz.de -- Namensstreit in Jugendzentrum: „Antifa Café“ nicht erwünscht
       
       > Pinnebergs Bürgermeisterin findet, der Name „Antifa Café“ sei negativ
       > behaftet. Es kam zum Rauswurf der Gruppe, der mittlerweile zurückgenommen
       > wurde.
       
   IMG Bild: Negativ behaftet oder okay? Antifa-Flagge bei einer bei der Demonstration 2014 in Hannover
       
       Hamburg taz | Der Name führte zum Eklat: In Pinneberg gibt es Ärger um ein
       „Antifa Café“, das bislang im Jugendzentrum „Geschwister-Scholl-Haus“
       stattgefunden hat. Wie die Gruppe mitteilte, wollte die parteilose
       Bürgermeisterin Urte Steinberg sie nicht weiter im Jugendzentrum dulden,
       zumindest nicht unter der Bezeichnung. Dann wurde die Gruppe aus dem
       Jugendzentrum geworfen. „Wir erachten das Vorgehen und den Umgang der
       Bürgermeisterin für absolut inakzeptabel“, heiß es aus dem Team des
       „Cafés“. Die Stadt bestätigt den Disput um den Namen, spricht beim Rauswurf
       allerdings von einem „Missverständnis“.
       
       Seit einigen Monaten kommt in der staatlich getragenen Einrichtung ein
       loser Zusammenschluss von Jugendlichen zu dem „Antifa Café“. Bis zu 50
       junge Menschen besuchten Veranstaltungen in der schleswig-holsteinischen
       Stadt. In den Räumen an der Bahnhofstraße hörten sie Vorträge von Zebra e.
       V., einer Beratungsstelle für Opfer von rechter Gewalt, oder
       Crewmitgliedern der „Iuventa – Jugend rettet“, die über das Sterben im
       Mittelmeer berichteten.
       
       „Der Zuspruch ist wirklich gut“, sagte ein Teammitglied der taz. Der Zulauf
       erfreue ihn, gerade wegen der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung nach
       rechts. Weitere Abende seien bereits in Planung gewesen: Unter anderem
       sollte eine Überlebende des Holocaust kommen sowie ein Mensch aus der
       Keupstraße, wo der NSU eine Nagelbombe zündete.
       
       Doch dann habe die Bürgermeisterin das Café-Team über die Mitarbeiter*innen
       des Jugendzentrums wissen lassen, dass sie den Namen „Antifa“ nicht mehr
       führen dürften. Nach internen Gesprächen hätten sich die Teammitglieder
       entschieden, ihre „Werte“ und ihre „Haltung“ zu verteidigen. Sie hätten um
       eine schriftliche Erklärung gebeten und Gesprächsbereitschaft gezeigt. Auf
       beides habe die Bürgermeisterin nicht reagiert.
       
       ## Missverständnis innerhalb der Verwaltung
       
       Am 7. November bat dann die Leitung des Jugendzentrums das Team zum
       Gespräch, das im Rahmen des geöffneten Cafés geführt wurde. Das „Antifa
       Café“ blieb bei seiner Position, so dass die Leitung ein Hausverbot
       ausgesprochen habe – zwei Tage vor dem 9. November, an dem die
       Reichspogromnacht 1938 stattfand, wie das Team betont und dabei zudem auf
       die Namensgeber des Jugendzentrums verweist: Sophie und Hans Scholl waren
       Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose, die 1943 von den Nazis
       hingerichtet wurden.
       
       Rathaussprecherin Maren Uschkurat erklärte am Montag, der Rauswurf basiere
       auf einem „Missverständnis“ innerhalb der Verwaltung. Irgendwo zwischen
       Bürgermeisterin und Mitarbeitern im Haus sei etwas nicht richtig
       kommuniziert worden, erklärte sie der taz.
       
       Auch habe es kein echtes Hausverbot im rechtlichen Sinne eines
       Betretungsverbots gegeben. „Grundsätzlich kam die Frage auf, ob der Name
       ‚Antifa Café‘ möglicherweise negativ behaftet sein könnte wegen G20 und den
       linksextremen Krawallen.“ Deshalb sei die Antifa-Gruppe angesprochen
       worden, „ob nicht ein anderer Name gewählt werden könnte“, so Uschkurat.
       Dass die Gruppe sich weiterhin als Antifa bezeichnen will, würde jedoch
       akzeptiert. Sie könne die Räumlichkeiten weiter nutzen.
       
       Das Antifa Café erklärte dazu am Montag: „An ein Missverständnis glauben
       wir nicht. Mit Nachdruck wird uns seit Monaten über Dritte mitgeteilt, wir
       müssen den Namen ändern, da ansonsten ein Verbot ausgesprochen wird.“
       
       Klaus-Dieter Brügmann, Fraktionsvorsitzender der Linken im Kreistag, nannte
       das Vorgehen der Bürgermeisterin „eine Verhöhnung der Namensgeber des
       Jugendzentrums“.
       
       12 Nov 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Antifa
   DIR Jugendzentrum
   DIR Pinneberg
   DIR G20-Gipfel
   DIR NS-Opfer
   DIR Pinneberg
   DIR Schwerpunkt Antifa
   DIR Verfassungsschutz
   DIR Bundestag
   DIR Neutralitätspflicht
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Aus für das Antifa-Café: Politische Bildung ausgesperrt
       
       Eine Mehrheit in Pinnebergs Stadtrat verbietet politische Veranstaltungen
       in städtischen Jugendhäusern. SPD und Grüne prüfen rechtliche Schritte.
       
   DIR Streit um Pinneberger Antifa-Café: CDU will lieber keine Politik
       
       In Pinneberg möchte die CDU politische Veranstaltungen in städtischen
       Jugendeinrichtungen verbieten. Das Antifa-Café hätte dann keine Räume mehr.
       
   DIR Abgeordnete über Verfassungsschutz: „Kein Halt mehr vor Kindern“
       
       Der Hamburger Senat will das Verfassungsschutzgesetz erneuern.
       Linken-Politikerin Christiane Schneider über die geplante Überwachung
       Minderjähriger.
       
   DIR Debatte um Antifa-Sticker im Bundestag: Kubicki beharrt auf seiner Ordnung
       
       Martina Renner trug einen Antifa-Sticker – und wurde deshalb vom
       Bundestagsvizepräsidenten gerügt. Die angedrohte Geldstrafe bleibt ihr
       erspart.
       
   DIR AfD verpetzt Schulen: Sticker machen die AfD verrückt
       
       Hamburgs AfD greift eine Schule an, weil die von links unterwandert sei.
       Senator Ties Rabe will Petz-Portal verbieten.