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       # taz.de -- Zurückkehrende aus Syrien: Türkei schiebt zehn Deutsche ab
       
       > Die Türkei will diese Woche zehn Deutsche, die in Syrien waren,
       > abschieben. Sie sollen IS-Mitglieder gewesen sein. Doch das scheint nicht
       > sicher.
       
   IMG Bild: Kinder im Gefangenlager Ain Issa in Nordsyrien, in dem auch deutsche Staatsangehörige leben
       
       Berlin taz | Angekündigt hatte es der türkische Innenminister schon
       vergangene Woche. Die Türkei sei „kein Hotel“ für Kämpfer des „Islamischen
       Staats“ (IS), hatte Süleyman Soylu gesagt und verkündet, inhaftierte
       IS-Mitglieder würden zurück in ihre Heimatländer geschickt. Am Montag hat
       die Türkei mit den Abschiebungen begonnen.
       
       Die Bundesregierung hat bestätigt, dass im Lauf der Woche insgesamt zehn
       Personen aus der Türkei nach Deutschland zurückkehren sollen. Doch so
       eindeutig wie von der Türkei dargestellt, scheint deren Hintergrund nicht
       zu sein. So ist nach Angaben des Außenministeriums bereits am Montag eine
       Person abgeschoben worden. Diese soll nach Erkenntnissen der deutschen
       Behörden keinen Bezug zum IS haben.
       
       Sieben Menschen werden am Donnerstag, zwei weitere am Freitag erwartet.
       Insgesamt soll es sich laut Außenministerium dabei um drei Männer, fünf
       Frauen und zwei Kinder handeln. Alle sind deutsche StaatsbürgerInnen. Bei
       zwei der Frauen gebe es Anhaltspunkte, dass sie in Gefangenenlagern in
       Syrien inhaftiert waren.
       
       Nach Informationen der taz soll eine von ihnen eine junge Frau aus
       Niedersachsen sein, die gemeinsam mit drei anderen Frauen im Oktober das
       kurdische Gefangenenlager Ain Issa in Nordsyrien verlassen haben soll. Die
       Kurden hatten dort nach dem [1][türkischen Angriff] das Lager weitgehend
       aufgegeben. Am Donnerstag soll zudem eine siebenköpfige Familie
       zurückkommen, die aus der salafistischen Szene in Hildesheim stammt. Sie
       soll im Januar in die Türkei ausgereist, im März dort festgenommen worden
       sein. Drei der Kinder sollen bereits volljährig, das jüngste noch ein Baby
       sein. In Syrien seien sie nicht gewesen, heißt es.
       
       ## Was ist mit den Deutschen in syrischen Lagern?
       
       In allen Fällen werde geprüft, ob gegen die Personen in Deutschland ein
       Haftbefehl vorliege und ob von ihnen eine Gefahr ausgehe. Danach werde über
       das weitere Vorgehen entschieden. „Die Bewertung wird in Deutschland
       vorgenommen“, betonte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Zu
       Einzelfällen könne er sich nicht äußern.
       
       Nach Angaben des türkischen Innenministeriums sollen zunächst insgesamt 25
       Personen in ihre Heimatländer gebracht werden. Neben dem Deutschen sei am
       Montag bereits ein US-Amerikaner abgeschoben worden. Zeitnah sollen auch
       elf Franzosen, ein Däne und zwei Iren zurückgebracht werden. Insgesamt soll
       es um etwa 20 Deutsche gehen, deren Identität zum Teil aber noch überprüft
       werden muss.
       
       Unterdessen prüft das hiesige Außenministerium weiter, welche Konsequenzen
       es aus der Entscheidung des Berliner Oberverwaltungsgerichts aus der
       vergangenen Woche zieht. Das Gericht hatte entschieden, [2][dass die
       Bundesregierung eine Mutter zusammen mit ihren drei kleinen Kindern aus dem
       Lager Al-Hol im Nordosten Syrien zurückholen muss].
       
       Das Außenministerium hat die Rückholung der Kinder bereits in die Wege
       geleitet, die der Mutter aus Sicherheitsgründen aber abgelehnt, weil diese
       sich dem IS angeschlossen habe. Laut Gericht konnte das Ministerium die
       Gefährlichkeit der Mutter aber nicht ausreichend belegen. Nun könnten
       zahlreiche ähnliche Klagen von Angehörigen folgen.
       
       11 Nov 2019
       
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