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       # taz.de -- Preis für diskriminierenden Journalismus: „Goldene Kartoffel“ für Talkshows
       
       > Politische Talkshows der Öffentlich-Rechtlichen sind häufig
       > diskriminierend und wenig divers. Dafür haben sie nun einen Preis
       > erhalten.
       
   IMG Bild: Immer dieselben Gesichter in deutschen Talkshows
       
       Berlin taz | Zum zweiten Mal wird der Preis die „Goldene Kartoffel“ vom
       Netzwerk „[1][Neue deutsche Medienmacher*innen]“ (NdM) verliehen. Die
       Preisträger*innen in diesem Jahr sind vier politische Talkshows im
       öffentlich-rechtlichen Fernsehen: „Hart aber fair“ (Frank Plasberg, ARD),
       „Maischberger“ (Sandra Maischberger, ARD), „Anne Will“ (Anne Will, ARD),
       „Maybrit Illner“ (Maybrit Illner, ZDF).
       
       In einer [2][Pressemitteilung der NdM] heißt es, die Jury habe sich für die
       politischen Talkshows von ARD und ZDF entschieden, „obwohl sie in Inhalt
       und Ausführung qualitative Unterschiede erkennt“. Entscheidung sei gewesen,
       „dass alle in den letzten Jahren den oben genannten Kriterien entsprachen“.
       
       Die Jury bezieht sich in ihrer Begründung auf drei Aspekte: Ankündigungen
       der Sendungen, Inhalt sowie die Auswahl der Gäste.
       
       Oftmals würden die Polittalkshows mit reißerischen Titeln wie „Heimat
       Deutschland – nur für Deutsche oder offen für alle?“ oder „Bürger
       verunsichert – Wie umgehen mit kriminellen Zuwanderern?“ werben. Inhaltlich
       würden auf diese Weise Klischees weiter aufgebaut und nicht gebrochen.
       Weiter kritisiert die NdM-Jury, dass die Gästeauswahl „häufig
       diskriminierend“ sei, „der Diverstitätsmangel in vielen Sendungen
       bestechend“ sei. Dass ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland
       Migrationsbiografien habe, spiegele sich nicht in den Sendungen wider.
       
       ## „Goldene Kartoffel“ für Julian Reichelt
       
       In der vergangenen Zeit hatten die politischen Talkshows der
       Öffentlich-Rechtlichen viel Kritik erhalten. Immer wieder wurde dabei der
       [3][Umgang mit der AfD] oder die mangelnde Sensibilität für diverse
       Perspektiven kritisiert.
       
       Ein Grund zur Freude ist er also nicht, auch wenn der Preis optisch schön
       ist – klein, golden, rund. Die „Goldene Kartoffel“ ist bei weitem keine
       Ehrung, sondern vielmehr ein Verweis auf unterirdische Berichterstattung.
       
       Die Preisverleihung der „Goldenen Kartoffel“ 2019 soll am 2. November im
       Rahmen der Bundeskonferenz der NdM in Berlin stattfinden. Titel der
       diesjährigen Konferenz ist „Haltung – oder soll man es lassen“. Alle
       Preisträger*innen sind eingeladen.
       
       Im vergangenen Jahr hatte Bild-Chef [4][Julian Reichelt] den Preis
       erhalten. Er war zur Preisverleihung eingeladen – und kam am Ende
       tatsächlich. Doch lehnte er die Kartoffel dann ab.
       
       Das Netzwerk der Neuen deutschen Medienmacher*innen gründete sich 2008 als
       Interessenvertretung für Medienschaffende, vordergründig mit
       Migrationsgeschichte. Sie setzen sich für eine ausgewogene
       Berichterstattung und eine für gesellschaftliche Vielfalt in den Medien
       ein.
       
       29 Oct 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.neuemedienmacher.de/
   DIR [2] https://www.neuemedienmacher.de/preisverleihung-goldene-kartoffel-2019-2/
   DIR [3] /Wahlabend-im-Oeffentlich-Rechtlichen/!5636364
   DIR [4] /Preis-fuer-diskriminierenden-Journalismus/!5545370
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Erica Zingher
       
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