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       # taz.de -- Anmelder über Silvio-Meier-Demo: „Antifa bedeutet Demokratie“
       
       > Nach einem Jahr Pause gibt in Berlin es wieder eine Silvio-Meier-Demo.
       > Man müsse gegen rechts handlungsfähig bleiben, sagt Initiator Hauke
       > Stiewe.
       
   IMG Bild: Silvio-Meier-Demo 2017
       
       taz: Hauke Stiewe, erstmals seit der Ermordung des Antifaschisten Silvio
       Meier 1992 gab es im vergangenen Jahr [1][keine Gedenkdemonstration]. Für
       dieses Jahr haben Sie wieder eine angemeldet. Warum jetzt doch wieder auf
       die Straße gehen? 
       
       Hauke Stiewe: Immer wenn ich Zeit hatte, bin ich zu dieser Demonstration
       gegangen, das ist für mich Tradition. Auch letztes Jahr wollte ich da hin –
       und dann fiel sie einfach aus. Ich dachte, das kann doch nicht sein. Über
       17 Ecken habe ich herausgefunden, dass sich niemand gefunden hatte, der die
       Demo anmelden wollte. Also dachte ich, mach ich das. Noch vor Weihnachten
       habe ich die Demo für dieses Jahr angemeldet.
       
       Was verbindet Sie mit Silvio Meier? 
       
       Ich habe Anfang der 1990er Jahre in einem besetzten Haus in der
       Samariterstraße gewohnt. Das war ganz peacig, auch wenn es in der Gegend
       oft Reibereien zwischen verschiedenen Lebenskulturen, Linken und Rechten
       gab. Silvio kannte ich vom Sehen. Ich erinner mich noch, wie es an dem Tag
       plötzlich hieß: Faschoalarm! Ich bin raus zum U-Bahnhof und habe da noch
       das Blut auf dem Boden gesehen. Die Polizei fuhr anschließend mit einem
       Lautsprecherwagen durch den Nordkiez, um mitzuteilen, dass es nur ein
       Streit zwischen Jugendlichen gewesen sei und keine politische Tat. Das war
       aber nicht so. Für mich war das alles sehr dramatisch. Diese Tat hat mich
       geprägt.
       
       Statt dem gängigen „Antifa heißt Angriff“ lautet das Demomotto „Antifa ist
       Liebe“. Was soll das denn genau bedeuten? 
       
       In der allgemeinen Wahrnehmung des Wortes Antifa hat sich etwas geändert.
       Bei vielen stößt der Begriff heute auf Ablehnung, dabei galt das früher als
       ehrenvolle Arbeit – und das ist es ja auch noch. Zum Beispiel macht das
       Apabiz (Antifaschistisches Presse- und Bildungszentrum, d. Red.) wohl
       bessere Arbeit als der Verfassungsschutz. Trotzdem verbinden viele Antifa
       vor allem mit autonomen Gewalttaten. Da will ich gegenhalten: Wir wollen
       nicht durch die Straßen ziehen, um Sachen kaputtzumachen. Angriff ist nicht
       mein Job, sondern darum sollten sich die Sicherheitsbehörden kümmern – auch
       wenn ich mich wundere, dass die sich so zurückhalten.
       
       Was bedeutet Antifa für Sie? 
       
       Für mich bedeutet Antifa Demokratie. Die Faschisten wollen den Staat so
       verändern, dass Menschen unterdrückt werden – und damit die Demokratie
       abschaffen. Das Ziel der Demo ist es, an die 198 Toten durch rechtsextreme
       Gewalt seit 1990 zu erinnern und die 143 Vorfälle rechter Gewalt im
       vergangenen Jahr allein in Friedrichshain zu thematisieren. Es geht also
       nicht nur um Silvio Meier. Dessen Verwandte wollen auch gar nicht, dass er
       zu einem Märtyrer gemacht wird und die Demo nach ihm benannt ist.
       
       Auf den Plakaten ist als Ihr Markenzeichen ein Hase zu sehen. Die Demo soll
       also eher kuschelig werden als den schwarzen Block ansprechen? 
       
       Ich musste ja zum Anmeldegespräch zur Polizei. Die wollten auch wissen, wen
       ich da einlade. Die Antwort ist klar: Alle Menschen, die gegen Mord und
       Totschlag sind. Ich wünsche mir die normale Bevölkerung, Menschen, die sich
       gegen die rechte Gewalt stellen. Hoffentlich kommen viele und bringen auch
       Spaß mit. Auch wenn sich das komisch anhört, ich will keine
       Trauerveranstaltung. Trotz der Realität müssen wir fröhlich bleiben – und
       wir müssen handlungsfähig bleiben.
       
       Demonstration Antifa ist Liebe (Silvio-Meier-Demo): Am Samstag, 23.
       November, um 16 Uhr. Los geht es am U-Bahnhof Samariterstraße (Ecke
       Frankfurter Allee/Silvio-Meier-Straße).
       
       14 Nov 2019
       
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   DIR Erik Peter
       
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