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       # taz.de -- Berliner Schloss: Der Blick geht Richtung Lustgarten
       
       > Das Humboldt Forum wird 50 Millionen Euro teurer, lässt weiter auf sich
       > warten und installiert derweil ein japanisches Teehaus.
       
   IMG Bild: Architektin Saki Nakano und Teemeisterin Nobuko Socho Sugai-Baumgarten im Teehaus des Humboldt Forums
       
       Na also, geht doch“, lautet der erste Kommentar eines der zahlreich
       erschienenen Journalisten, als es am Mittwochmorgen hinein geht ins
       Humboldt Forum, diese umstrittenste Baustelle der Stadt. Erst dieser Tage
       ging das Forum wieder einmal böse durch die Presse, weil es durch die
       Verschiebung der Eröffnung von diesem auf den nächsten Herbst rund 50
       Millionen Euro teurer werden wird.
       
       Nicht, dass das besonders viel wäre – zumindest nicht im Vergleich mit
       anderen Berliner Baustellen. Aber weil Teile dieser Stadtgesellschaft immer
       noch [1][mit dem Schloss hadern,] goutieren sie nun einmal jedes Haar, das
       sie in der Suppe finden. Und weil sich die Macher des Humboldt Forums
       dessen schmerzlich bewusst sind, führen sie die grantige Hauptstadtpresse
       an diesem bisher sonnigsten Vormittag des Monats über die Baustelle, durch
       den Schlüterhof etwa, der fast fertig wirkt.
       
       Oder auch durch den Raum für das Museum für Asiatische Kunst, der gerade
       vom chinesischen Stararchitekten Wang Shu für die chinesische Hofkunst des
       Museums fein gemacht wird und schon mit braunem Stoff an den Wänden
       aufwartet.
       
       Ziel ist ein japanisches Teehaus, das derzeit in einem anderen der Räume
       vom Museum für Asiatische Kunst aufgebaut wird. Das Humboldt Forum hat
       dafür eigens einen Wettbewerb ausgelobt, gewonnen hat ihn das japanische
       Architektenbüro URA Architekten, dessen Entwurf alles andere als ein
       traditionelles Teehaus vorsah. Schon jetzt, da das Haus noch nicht ganz
       aufgebaut ist, bekommt man eine Ahnung, wie experimentell dieses kleine
       Ding auf seine Besucher wirken wird, die hier in Gruppen von etwa 12
       Personen ab Herbst 2020 an Teezeremonien teilnehmen können.
       
       ## Kulturen in Kommunikation
       
       Das Teehaus wird aus traditionellen Materialien wie Papier, Lehm und Lack
       bestehen, aber auch aus modernen wie Baustahl. Seine Form ist achteckig und
       als Architektin Saki Nakano sagt, man habe sich hier vor allem mit der Form
       der Berliner Gedächtniskirche auseinandergesetzt, mit Erfahrungen von Krieg
       und Zerstörung, die auch das japanische Gedächtnis bis heute prägen,
       leuchtet das unmittelbar ein.
       
       Es geht eben nicht nur darum, dass das Motiv Tee in der japanischen Kunst
       so wichtig war und viele japanische Kunstsammler teebegeistert waren und
       umgekehrt. Sondern darum, dass hier die Kulturen in Kommunikation treten
       sollen. „Dieses Teehaus ist symptomatisch für das Humboldt Forum“, sagt der
       Bauvorstand der Stiftung Hans-Dieter Hegner zu Recht.
       
       Denn dieses schöne Teehaus scheint wieder eines jener wirklich guten
       Projekte des Humboldt Forums zu werden, bei denen man sich weniger aktiv
       als Ausstellungsmacher begreift denn zurückhaltend als Bühne für die
       Kulturen, deren Objekte hier qua Beschluss nun mal auszustellen sind.
       
       Schade nur, dass das Teehaus keinen eigenen Garten hat, denn der gehört zum
       Teehaus wie Wasabi zu Sushi. Andererseits geht der Blick durch die großen
       Fenster direkt auf den Lustgarten. Und diese Sichtachse passt natürlich
       viel besser zu diesem Teehaus.
       
       14 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Berlins-koloniale-Vergangenheit/!5630792&s=messmer+humboldt+forum/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Messmer
       
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