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       # taz.de -- Ukraine-Gate und die USA: Im Strudel des Skandals
       
       > Die Trump-Biden-Affäre wird dem Image der Ukraine im Hinblick auf
       > Korruption massiv schaden. Das fürchten Beobachter in Kiew.
       
   IMG Bild: In Nöten? Wolodymyr Selenskyj
       
       Kiew taz | Noch nie konnte man sich ein so unverfälschtes Bild von der
       US-Machtpolitik bezüglich der Ukraine machen wie bei dem aktuellen Skandal,
       der zur [1][Amtsenthebung des US-Präsidenten Donald Trump] führen könnte.
       
       Zwei Dinge hatte Trump im Juli am Telefon von seinem ukrainischen
       Amtskollegen Wolodimir Selenski im Gegenzug für US-Militärhilfe verlangt:
       Die Ukraine solle sich zu Vorwürfen einer ukrainischen Einmischung in die
       US-Wahlen von 2016 bekennen, und sie solle gegen die ukrainische Burisma
       Holding ermitteln, in deren Aufsichtsrat Hunter Biden saß – Sohn des
       damaligen demokratischen US-Vizepräsidenten [2][Joe Biden].
       
       Besonders interessant ist für Serhiy Sidorenko, Redakteur der Ukrainska
       Prawda, die Rolle von Juri Luzenko, Generalstaatsanwalt der Ukraine von
       2016 bis 2019. Er habe Trumps negatives Ukraine-Bild mitgeprägt, so
       Sidorenko: Bei einem US-Aufenthalt Anfang 2019 habe Luzenko über eine
       ukrainische Einmischung in die US-Wahlen von 2016 auf Seiten der
       US-Demokraten gesprochen. Im September hatte dann Rudy Giuliani, Trumps
       Anwalt und Vertrauter, getwittert, dass er Beweise für diese Einmischung
       habe.
       
       Für Alexander Demtschenko vom Portal lb.ua kommt das einer Diskreditierung
       der Ukraine gleich. Damit, so Demtschenko, stelle man die Ukraine mit
       Russland auf eine Stufe. Und Trump gilt als nachtragend und dürfte kaum
       vergessen haben, dass sich der frühere ukrainische Präsident Petro
       Poroschenko vor den US-Wahlen 2016 demonstrativ mit Politikern der
       US-Demokraten getroffen hatte.
       
       ## Im Licht der Öffentlichkeit
       
       Mit seinem Begehren, Präsident Selenski solle Ermittlungen gegen die
       Burisma Holding anstoßen, ist Trump allerdings gescheitert. Doch die
       Burisma steht nun wieder im Licht der Öffentlichkeit.
       
       Im Aufsichtsrat dieser Firma hatte Hunter Biden von 2014 bis April 2019
       einen lukrativen Job. Hunter Bidens Vater Joe Biden gestaltete in diesem
       Zeitraum als Vizepräsident der USA die Ukraine-Politik der US-Regierung –
       eine klare Verflechtung von Politik und Wirtschaft.
       
       Burisma, eines der größten privaten ukrainischen Gasunternehmen, gehört
       Mykola Slotschewski, Umweltminister unter dem 2014 gestürzten Präsidenten
       Viktor Janukowitsch. Als Minister vergab Slotschewski Lizenzen zur
       Erschließung von Gasfeldern an die eigene Firma.
       
       Der Skandal geht weiter. Zwischen 2014 und 2016, so berichtete am Dienstag
       der ukrainische Abgeordnete Andrej Derkatsch, habe Hunter Biden von Burisma
       871.000 Dollar erhalten. In diesem Zeitraum hätten Lettlands Finanzbehörden
       der Generalstaatsanwaltschaft und staatlichen Finanzaufsicht der Ukraine
       Unterlagen übermittelt, die eine Verwicklung von Hunter Biden in
       Korruptionsgeschäfte nahelegten.
       
       Just als der damalige ukrainische Generalstaatsanwalt Wiktor Schokin in
       dieser Angelegenheit aktiv wurde, traf 2016 US-Vizepräsident Biden in Kiew
       ein und drohte, einen zugesagten Kredit von einer Milliarde Dollar zu
       verweigern, wenn die Ukraine nicht seiner Forderung nach Entlassung
       Schokins nachkäme. Im Januar 2018 gab Biden in Washington diese Erpressung
       zu.
       
       Die Affären treffen also beide politischen Lager in den USA – aber den
       Imageschaden hat die Ukraine zu tragen. Denn nun schwinde in den USA die
       Akzeptanz für Hilfen an Kiew, so der US-Politologe Jason Smart gegenüber
       dem ukrainischen Internetportal Segodnya. Die Ukraine gegen Russland zu
       verteidigen – das könne man verstehen. Nicht aber, dass die Ukraine aus
       unlauteren Gründen Geld bekäme. Und am Ende werde Trump mit der Aussage,
       die Ukraine sei korrupt, in den Wahlkampf 2020 ziehen.
       
       14 Nov 2019
       
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