# taz.de -- AfD-Skandale und mediale Reaktionen: Flächendeckend gefallene Masken
> Ein AfD-Funktionär äußert sich antisemitisch. Und alle sind empört und
> aufgeregt. Dabei wissen wir doch längst, wer da in unseren Parlamenten
> sitzt.
IMG Bild: Alles geschieht vor laufenden Kameras, für alle zu sehen
Die Empörung bricht nicht ab. Es sind die immer gleichen Mechanismen. Ob
Weidel im Bundestag die Presse beschimpft, ob herauskommt, dass [1][Kalbitz
2007 an einer Neonazidemonstration teilnahm, auf der Hakenkreuze gezeigt]
wurden, oder ob [2][Höcke einem Kamerateam seine ganze Großmannssucht
entgegenschleudert] – immer wieder zeigen sich große Teile der Medien
schockiert.
Als wüssten wir nicht alle, wer da in den deutschen Landtagen sitzt. Als
guckten wir nicht zu, wie diese Menschen jede Woche in Talkshows eingeladen
werden. [3][Als ständen sie nicht auf den Feiern der Verlage und
Zeitschriften herum] und schlürften Prosecco. Als hätten deutsche Medien
der AfD nicht eine Schnellstraße nach der anderen ins Parlament gebaut. Und
mittendrin feiern sie sich für ihren kritischen Stil, wenn mal wieder ein
Nazi die Maske fallen lässt. Dabei sind die Masken längst flächendeckend
gefallen.
Die neueste „Enthüllung“ kommt aus Halle. Das ZDF-Magazin „Frontal21“
veröffentlichte ein Video des AfD-Stadtrats Donatus Schmidt, [4][in dem
dieser antisemitische Verschwörungstheorien der übelsten Sorte vom Stapel
lässt]. Die Spanne reicht dabei von der Behauptung, es habe am 11.
September 2001 einen „Jew-Call“ gegeben, bei dem alle „wichtigen Juden
gewarnt wurden“, bis zum klassischsten aller antisemitischen Narrative.
„Man muss nur sehen: Woher kommt das Geld? Woher kommt die Macht?“, sagt
Schmidt in dem Video.
Dass er ausgerechnet Lokalpolitiker in Halle ist, der Stadt, in der
[5][erst kürzlich ein antisemitischer Verschwörungstheoretiker und Neonazi
einen Massenmord plante] und begann, ist nur die Kirsche auf der
verdorbenen Sahnetorte, die diese Geschichte zu einer Meldung macht.
Ansonsten wäre sie versackt wie all die Hunderte anderen Geschichten.
Längst gibt es sie überall, die Schmidts und Höckes, die organisierten
Neonazis in den Parlamenten. Für große Teile der Presse scheinen sie immer
noch ein Aufregerthema zu sein. Neonazis, Hells Angels, Linksextremisten,
Sex: läuft immer. Noch immer haben viele nicht verstanden, an welchem Punkt
wir uns befinden.
Ich kann es gern noch mal erklären: Wir befinden uns an einem Punkt, an dem
mich meine Mutter fragt, wohin wir eigentlich auswandern, wenn es so weit
ist. An einem Punkt, an dem die wenigen Überlebenden und die vielen Toten
uns mahnen und wir dennoch weitermachen wie zuvor. Empört. Entgeistert. Und
erregt.
14 Nov 2019
## LINKS
DIR [1] /AfD-Spitzenkandidat-bei-Nazi-Demo/!5621963
DIR [2] /AfD-Spitzenkandidat-bricht-Interview-ab/!5626246
DIR [3] /Gauland-bei-FAZ-Feier/!5635404
DIR [4] https://www.zdf.de/nachrichten/heute/afd-stadtrat-donatus-schmidt-antisemitisch-video-halle-100.html
DIR [5] /Antisemitischer-Terror/!5629067
## AUTOREN
DIR Juri Sternburg
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