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       # taz.de -- Die Wochenvorschau für Berlin: Gesamtdeutsche Einschlafhilfen
       
       > In dieser Woche werden die großen DDR-Erfolge gefeiert: die Puhdys und
       > das Sandmännchen.
       
   IMG Bild: Da muss man sich auch mal ausruhen: Das Sandmännchen wird 60.
       
       Vor Kurzem wurde ja hier in der Stadt mit einem breit angelegten Programm
       an den Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 erinnert. Da waren bei
       einem Ost-West-Punk-Gipfel auch die Fehlfarben aus Düsseldorf zu hören, die
       brav und pflichtschuldig „Keine Atempause“ sangen: „Geschichte wird
       gemacht. Es geht voran.“ Ihren Hit also.
       
       Was okay war. Aber lustiger vor der Bühne auf dem Alexanderplatz wäre es
       bestimmt geworden, wenn die Fehlfarben mit der nötigen Traute mal die Mauer
       in den Ohren zum Einsturz gebracht hätten, mit einem gekaperten Lied von
       einer der Bands, die einst östlich der Mauer rockten. Wenn sie also zum
       Beispiel etwas von den Puhdys gecovert hätten. Wäre a) eine schöne Geste
       gewesen und hätte b) bestimmt dafür gesorgt, dass der gesammelte Platz dann
       etwa bei „Geh zu ihr“ freudig mitgekrächzt hätte: „ … und lass deinen
       Drachen steigen!“
       
       Passierte aber nicht. Die Fehlfarben spielten mauerfallgedenklich lieber
       stur ihren eigenen alten Stiefel runter.
       
       ## Die Puhdys feiern – ohne die Puhdys
       
       Wieder mehr der Zukunft zugewandt, also diese Woche in den Blick nehmend,
       darf man annehmen, dass die für die beinhärteren Puhdys-Fans doch eine
       besondere ist. Vor genau fünfzig Jahren nämlich, am 19. November 1969, gab
       die Band ihr offiziell erstes Konzert im Club Tivoli in Freiberg. Problem
       bei den Puhdys-Feierlichkeiten: Sie finden ohne die Puhdys statt. Die Band
       hat sich ja aufgelöst, im Januar 2016 gab es in Berlin ein letztes Konzert.
       
       Die Band ist also Geschichte. Und sie wummert fort: Gleich mehrere
       Puhdys-Songs finden sich auf einer neuen Zusammenstellung, die „Die 100
       besten Ostsongs“ verspricht. „Geh zu ihr“ ist natürlich dabei. Vorgestellt
       wird das Album heute am Montag im [1][Festsaal Kreuzberg]. Die Puhdys
       spielen nicht, dafür viele MusikerInnen, deren Namen man wenigstens
       ostsozialisierten Menschen bestimmt nicht erklären muss.
       
       Und wenn man schon bei den das Leben prägenden Dingen ist: Am Freitag darf
       mit dem Sandmännchen einer der größten Erfolge der DDR den 60. Geburtstag
       feiern. Drumherum widmet der RBB seiner längst gesamtdeutsch erfolgreichen
       Einschlafhilfe [2][Sondersendungen.] Westdeutsch sozialisierte Menschen
       mögen sich daran erfreuen, dass an solchen Gratulationstagen daran erinnert
       wird, dass auch der Westen mal ein Sandmänchen hatte, das es halt nicht
       über die Wende hinweg geschafft hat.
       
       Das Gegenteil zum beruhigenden Sandmann ist wohl das geplante Museum der
       Moderne am Kulturforum. Ein Aufreger nämlich: umstritten der Ort,
       explodierend die Kosten, obwohl noch nichts gebaut ist. Bei einer
       [3][Informationsveranstaltung] am Montag um 19 Uhr im Foyer der
       Philharmonie werden die aktuellen Pläne diskutiert. Irgendwann wird das
       Museum aber auch mal Teil der deutschen Kulturgeschichte sein.
       
       Wie die Puhdys.
       
       18 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://festsaal-kreuzberg.de/event/die-100-besten-ostsongs-radioeins-record-release-party/
   DIR [2] https://www.rbb-online.de/unternehmen/presse/presseinformationen/programm/2019/11/20191113-Sandmann-Doku-und-folge1-pittiplatsch.html
   DIR [3] https://www.berliner-philharmoniker.de/konzerte/kalender/details/53052/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Thomas Mauch
       
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