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       # taz.de -- Die Wahrheit: Scheißen auf Gold
       
       > Man muss nur nach draußen schauen, um zu wissen: Der November ist
       > besonders kacke. Wie passend, dass am morgigen Dienstag
       > „Welttoilettentag“ ist.
       
       Dienstag ist endlich wieder Welttoilettentag. Er wurde 2001 von der
       Welttoilettenorganisation – abgekürzt WTO – ins Leben gerufen, um auf das
       Fehlen von Sanitäreinrichtungen für mehr als vierzig Prozent der
       Weltbevölkerung aufmerksam zu machen.
       
       Ein paar Gauner in England haben einen besonderen Grund, den Klotag zu
       feiern. Seit ein paar Wochen kacken sie nämlich [1][stilvoll] in ein Klo
       aus 18-karätigem Gold, das sie in einer Nacht- und-Nebel-Aktion aus dem
       Blenheim Palace in der englischen Grafschaft Oxfordshire geklaut haben. Da
       die Toilette namens America voll funktionsfähig war, löste der Diebstahl
       eine Überschwemmung aus, weil sich die Klempnerbande nicht die Mühe
       gemacht hatte, das Wasser abzustellen.
       
       Besucher durften das Kunstwerk von Maurizio Cattelan im Wert von rund fünf
       Millionen Euro kostenlos benutzen. Allerdings wurde man vom Wachpersonal
       nach drei Minuten vom Goldklo gejagt. In New York war die Toilette 2016 ein
       Jahr lang im Guggenheim-Museum installiert, mehr als 100.000 Menschen
       benutzten sie. Danach bot man sie, frisch gereinigt, Donald Trump an. Es
       ist üblich, dass sich der US-Präsident nach seinem Amtsantritt eine
       Leihgabe aus dem Guggenheim-Museum aussuchen darf.
       
       Trump hatte sich die „[2][Landschaft im Schnee]“ von Vincent van Gogh
       gewünscht. Das Museum lehnte jedoch ab, weil das Gemälde den Transport
       nicht überstanden hätte. Die Toilette sei hingegen robust genug fürs Weiße
       Haus, hieß es. Man würde eine Anleitung zur Pflege beilegen. Trump lehnte
       ab, und so landete das goldene Klo im Blenheim-Palast gleich neben dem
       Zimmer, in dem Winston Churchill geboren wurde.
       
       ## Scheiß die Wand an
       
       Königin Anne hatte das Grundstück, auf dem der Palast steht, 1704 dem
       Herzog von Marlborough, John Churchill, für seinen Sieg in der Schlacht von
       Blindheim, das auf Englisch Blenheim heißt, geschenkt und ihm versprochen,
       auch ein Haus zu finanzieren. Churchill dachte eher an etwas Prunkvolleres,
       und als bei 220.000 Pfund noch immer kein Ende in Sicht war, zog die
       Königin die Reißleine.
       
       Sonst hätte sich der Herzog wohl schon damals eine goldene Toilette
       einbauen lassen. Sein Nachkomme Edward Spencer-Churchill, der Halbbruder
       des jetzigen Herzogs, sagte: „Obwohl ich mit einem silbernen Löffel im Mund
       geboren bin, habe ich nie auf Gold geschissen. Darauf freue ich mich.“
       
       Dazu kam es aber nicht mehr, obwohl der Klugscheißer glaubte, das Klo sei
       auf Blenheim sicher: „Potenzielle Diebe wissen ja nicht, wer die Toilette
       zuletzt benutzt und was derjenige gegessen hatte.“ Die Versicherung hat
       vorigen Monat eine Belohnung von 100.000 Pfund für den wertvollen
       Sanitärartikel ausgesetzt, bisher aber ohne Erfolg. Eine Boulevardzeitung
       höhnte gemäß der englischen Vorliebe für doppeldeutige Überschriften: „Die
       Polizei kommt nicht zu Potte.“
       
       18 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://marionbrasch.de/2019/05/16/zeig-mir-dein-badezimmer/
   DIR [2] https://www.kunstdepot24.de/Vincent%20van%20Gogh%20-%20Landschaft%20mit%20Schnee%20d95826%2060x90cm%20%C3%96lbild%20handgemalt/a-93363/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Sotscheck
       
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