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       # taz.de -- Qualifikation zur Fußball-EM 2020: Ist doch sonnenklar
       
       > Gruppen, Playoffs, Nations League – kaum einer kapiert die Regeln der
       > EM-Qualifikation. Wir haben Harald Lesch gebeten, Licht ins Dunkel zu
       > bringen.
       
   IMG Bild: Zum Verzweifeln: Englands Alex Oxlade-Chamberlain versucht den EM-Quali-Modus zu verstehen
       
       Fußball fasziniert die Menschen. Anders ist das schon mit den großen
       Verbänden. Die haben den Fußball im Griff und doch scheinbar nichts mit uns
       zu tun. Sie sind ein Faszinosum wie das Universum: schwarze Löcher, dunkle
       Energie, Euronenströme, dunkle Materie. Und dann gibt es Bereiche, die
       direkt etwas mit uns, den Fußballfans, zu tun haben.
       
       Immer wenn die großen Ereignisse in der Fußballgalaxie anstehen, schauen
       wir nach Nyon, von wo aus die europäische Fußballsonne der Uefa strahlt.
       Sie definiert die Regeln, nach denen die großen und kleinen Sterne scheinen
       dürfen. Wer ist dabei, wenn im Sommer 2020 eines dieser großen Spektakel am
       Fußballfirmament stattfindet? Wer darf strahlen? Auf wen fällt [1][kein
       Licht] im Fußballsommer 2020?
       
       In vergangenen Sternzeiten war die Galaxie ganz einfach geordnet. Sterne
       formierten sich zu Gruppen und nach einer Hin- und einer Rückrunde, die da
       gedreht wurde, war klar, wer dabei sein würde, wenn sich, wie es alle vier
       Jahre der Fall war, ein neues Sternbild am europäischen Fußballhimmel
       formiert hat. In der Rückschau kommt uns diese Zeit wie eine Ära der
       maximalen Ordnung vor, in der die Grundgesetze der Fußballlogik ihre
       Vollendung gefunden haben. Heute scheint dagegen der Zufall zu regieren.
       Aber so ist das eben bisweilen mit der Wissenschaft: Man meint, genau zu
       wissen, wo man hinwill, und dann kommt der Zufall – der Zufall und die
       Nations League.
       
       Neben dem Sonnensystem der EM, das uns über die Jahre vertraut geworden
       ist, hat sich ein weiteres Gebilde am Firmament geformt. Nennen wir der
       Einfachheit halber die Sterne Nationen und geben wir diesen Nationen die
       Namen europäischer Staaten. Und nennen wir darüber hinaus die Anordnung,
       die sie bilden, nicht etwa Sonnensystem, sondern League, schon scheint
       alles ganz einfach. Denn nun haben wir die [2][Nations League].
       
       ## In der Physik heißt es Qualifikation
       
       Und schauen wir uns dann an, was die Uefa-Astronomen unter der Leitung des
       slowenischen Fußballarithmetikers Prof. Dr. Alexander Čeferin formuliert
       hat, dann fällt es uns wie die Sternschnuppen von den Augen. Der Lehrsatz
       lautet: Neben 20 Nationen, die eine EM nach dem Vorbild formen, wie wir es
       seit Jahrzehnten kennen, haben von allen 55 Nationen die 16 Siegernationen,
       die sich in vier Kategorien in einer Gruppe von Nationen als beste
       ausgezeichnet haben, die Möglichkeit, in den Kreis der Nationen zu
       gelangen, der sich im Sommer des nächsten Jahres unter dem Namen „Uefa Euro
       2020“ bilden wird. In der Physik benutzen wir dafür den Ausdruck
       Qualifikation. 16 Nationen streiten in einem Kampf der Sterne, für die sich
       der Name Playoffs etabliert hat, um vier Plätze in jener „Uefa Euro 2020“,
       um die, Sie ahnen es, Qualifikation.
       
       Wenn nun aber aus einer der vier hierarchisch organisierten Kategorien
       nicht mehr vier Nationen vertreten sind (etwa wenn daraus zehn der zwölf
       Nationen über das traditionelle EM-Verfahren direkt zur Qualifikation
       gelangt sind), werden die übrigen Plätze an Nationen aus anderen Kategorien
       vergeben. Entscheidend ist dabei die sogenannte Gesamttabelle der Nations
       League, so etwas wie ein bewegliches Periodensystem der Fußballelemente.
       Sie alle kennen das aus dem Chemie-Untericht.
       
       Nun ist es so, dass Nationen, die eine Kategorie anführen, nicht in eine
       Playoff-Gruppe kommen können, in der sich Nationen aus einer höheren
       Kategorie befinden. Sollte also eine Playoff-Gruppe mit mindestens einem
       Besten einer Kategorie nicht genug Nationen aus derselben Kategorie
       enthalten, wird die Gruppe mit Nationen aus niedrigeren Kategorien
       aufgefüllt.
       
       Damit ist etwa klar, dass eine dieser sogenannten Playoff-Gruppen – Sie
       erinnern sich, wir wollten den Nationen Namen von Staaten oder
       staatsähnlichen Gebilden geben – folgende Konstellation aufweist: Georgien,
       Nordmazedonien, Weißrussland und Kosovo. Im März 2020 kommt es zum
       Aufeinandertreffen. Dann heißt es: wer nach den Sternen greifen will, muss
       sich durchzusetzen wissen.
       
       19 Nov 2019
       
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