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       # taz.de -- Nazi-Gedenkstein in Polen: Gemeinsam spenden mit Rechtsextremen
       
       > Der AfDler Stephan Protschka hat für einen Gedenkstein mit zweifelhafter
       > Inschrift gespendet. Jetzt wurde er wegen Volksverhetzung angezeigt.
       
   IMG Bild: Update: So sieht der Stein inzwischen aus
       
       Berlin taz | Der Leiter der Stiftung niedersächsischer Gedenkstätten,
       Jens-Christian Wagner, hat unter anderem gegen den
       [1][AfD-Bundestagsabgeordneten] Stephan Protschka Anzeige erstattet. Der
       Grund ist ein Gedenkstein, der am Volkstrauertag auf einem Friedhof im
       südpolnischen Bytom eingeweiht wurde – und den Protschka mitfinanziert hat.
       Die Inschrift erfüllt nach Wagners Einschätzung den Straftatbestand der
       Volksverhetzung. „Ich habe deshalb den Staatsschutz gebeten, dies zu
       überprüfen“, sagte Wagner der taz.
       
       Unter einem Eisernen Kreuz wird auf dem Stein unter anderem der
       „Selbstschutz- und Freikorpskämpfer“ gedacht. Dabei handelt es sich laut
       Wagner wohl um den „Volksdeutschen Selbstschutz“; der habe „im Zweiten
       Weltkrieg Zehntausende Polen und Juden ermordet“, so der Historiker. Es
       handle sich um eine 1939 gegründete Vorfeldorganisation der SS.
       
       Es könnte aber auch der „Selbstschutz Oberschlesien“ gemeint sein, ein
       Zusammenschluss rechtsextremer Freikorpsverbände, die 1921 rund um Annaberg
       gegen polnische Aufständische kämpften. Viele Freikorps-Mitglieder gingen
       später zur SA und zur SS. In beiden Fällen sieht Wagner den Verdacht auf
       Volksverhetzung begründet.
       
       „Das ist ein neuer, erschreckender Vorfall von Verherrlichung des
       Nationalsozialismus“, sagte Wagner. „Und es ist ein Beweis, dass die AfD
       [2][immer weiter im rechtsextremen Milieu verankert ist.]“
       
       ## Ist das AfD-Foto digital verfälscht?
       
       Protschka bestätigte der taz, dass er 300 Euro für den Gedenkstein
       gespendet hat. Seine Großeltern seien selbst vertrieben worden, sein
       Urgroßvater gelte noch immer als vermisst, sagte der bayerische
       AfD-Politiker, der auch im Bundesvorstand seiner Partei sitzt, zur
       Begründung. Von der Einweihung des Gedenksteins hat er Fotos auf Facebook
       gepostet.
       
       Der Stein auf diesen Fotos unterscheidet sich allerdings in einem wichtigen
       Punkt von dem, der auf einem anderen Foto zu sehen ist, [3][das im Netz
       kursiert]. Es soll ursprünglich von den „Jungen Nationalisten“, der
       Nachwuchsorganisation der rechtsextremen NPD, ins Netz gestellt worden
       sein.
       
       Während auf Protschkas Foto nach seinem Namen und dem der Jungen
       Alternative Berlin nur fünf weitere Spender auf dem Stein zu finden sind,
       sind es auf dem anderen Bild sechs. Auf Protschkas Bild fehlt der
       Schriftzug „Junge Nationalisten“. Diese hatten zuvor selbst ein Foto
       gepostet, das die Übergabe einer Spende von 200 Euro an den Bund der Jugend
       der Deutschen Minderheit (BJDM) in Bytom zeigt. Die Organisation hat den
       Stein initiert. Im Netz wird nun vermutet, Protschkas Foto könne bearbeitet
       worden sein.
       
       Dem widerspricht der AfD-Politiker. Die „Jungen Nationalisten“ hätten
       zunächst auf dem Stein gestanden, sagte Protschka auf Anfrage der taz. Sie
       seien auf seine Initiative hin aber entfernt worden. Er sei davon
       ausgegangen, dass nur er und die Junge Alternative Berlin Spender für den
       Stein seien. „Eingeweiht wurde der Gedenkstein ohne den Schriftzug ‚Junge
       Nationalisten‘“, sagte Protschka.
       
       Allerdings ist der NPD-Nachwuchs nicht der einzige Mitspender, der für
       Protschka zum Problem werden könnte. Auf dem Stein ist auch der Name der
       „Burschenschaft Markomannia Wien zu Deggendorf“ zu lesen. Diese wird vom
       bayerischen Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft und beobachtet.
       
       Update 19.11. 16:50 Uhr: Die taz hat sich mit Hilfe der KollegInnen der
       „Gazeta Wyborcza“, mit der wir gemeinsam im Recherverbund „Europe's Far
       Right“ arbeiten, den Gedenkstein vor Ort angeschaut. 
       
       Der Schriftzug „Junge Nationalisten“ ist tatsächlich entfernt. Doch nicht
       nur das: Der Stein wurde inzwischen mit dem Schriftzug „Deutsche raus!“
       beschmiert.
       
       19 Nov 2019
       
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