# taz.de -- Windindustrie in der Krise: Enercon streicht 3.000 Stellen
> Als einer der größten deutschen Hersteller sieht Enercon Tausende Stellen
> in der Branche in Gefahr. Damit flammt auch ein politischer Streit wieder
> auf.
IMG Bild: Enercon hatte schon im vergangenen Jahr angekündigt, Arbeitsplätze abbauen zu wollen
Aurich dpa | Der Windkraftanlagen-Hersteller Enercon hat einen umfassenden
Stellenabbau angekündigt und die Energiepolitik der Bundesregierung scharf
kritisiert. Allein bei Enercon fallen rund 3.000 Arbeitsplätze weg, hieß es
aus Branchenkreisen. In der Windindustrie insgesamt dürften mehrere Tausend
Jobs von den Einschnitten bei Enercon betroffen sein, sagte der Chef der
Enercon-Geschäftsleitung, Hans-Dieter Kettwig, am Freitag in Aurich.
Zur Begründung verwies das Unternehmen auf die Energiepolitik der
Bundesregierung, die zu einem Einbruch des Markts für Windenergie an Land
geführt habe. „Die aktuelle Energie- und Klimapolitik gefährdet nicht nur
über Jahre aufgebautes Know-how und Arbeitsplätze in unserer Branche,
sondern auch den Klimaschutz und die Energiewende insgesamt“, sagte
Kettwig. Das Marktvolumen habe sich 2019 im Vergleich zum Vorjahr um knapp
90 Prozent reduziert. „Nach Vorlage des Klimaschutzpakets der
Bundesregierung wird klar, dass die Probleme für uns sogar noch größer
werden.“
Enercon ist einer der größten deutschen Hersteller der Branche. Bereits im
vergangenen Jahr hatte der Konzern angekündigt, sich stärker international
auszurichten und in seinen deutschen Werken rund 800 Arbeitsplätze
abzubauen. Im ersten Halbjahr 2019 war der Ausbau der Windkraft an Land in
Deutschland fast zum Erliegen gekommen. Als Hauptgründe gelten lange
Genehmigungsverfahren, zu wenig ausgewiesene Flächen und viele Klagen von
Bürgerinitiativen.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte nach einem
[1][„Windkraftgipfel“] Anfang September zwar ein Maßnahmenprogramm
angekündigt, um den Ausbau zu beschleunigen – konkrete Ergebnisse gibt es
bisher aber nicht. Der Grünen-Fraktionsvize im Bundestag, Oliver Krischer,
machte vor diesem Hintergrund die Energiepolitik der Bundesregierung für
den Stellenabbau bei Enercon verantwortlich.
„Während weltweit die Windenergie boomt, [2][bricht in Deutschland die
Industrie zusammen]“, sagte Krischer. „Die Bundesregierung treibt nach der
Photovoltaik gerade eine weitere Zukunftsbranche aus den Land.“ Altmaier
warf er vor, mehr Arbeitsplätze bei der Erneuerbaren Energie vernichtet zu
haben als es in der Kohleindustrie überhaupt gebe.
„Es droht ein dramatischer Kahlschlag in der Windindustrie“, warnte auch
der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Meinhard Geiken. „Für die Region
Ostfriesland ist das eine katastrophale Meldung.“ Die Industriegewerkschaft
mahnte, Enercon sei gerade in schwierigen Zeiten in der Verantwortung für
seine Beschäftigten. „Gefordert sind kluge Konzepte, um möglichst viele
Arbeitsplätze zu erhalten und die Folgen für die Beschäftigten abzufedern“,
sagte Geiken.
8 Nov 2019
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