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       # taz.de -- Programme für die Bürgerschaftswahl: Wettbewerb ums Klima
       
       > Die derzeitigen und eventuell künftigen Hamburger Koalitionspartner SPD
       > und Grüne unterscheiden sich in ihrem Ehrgeiz beim Klimaschutz
       > beträchtlich.
       
   IMG Bild: Keine Lust auf ständig nasse Füße auf dem Fischmarkt: Die Parteien wollen das Klima schützen
       
       Hamburg taz | Beide Regierungsparteien, die SPD wie die Grünen, haben dem
       Weltthema [1][Klimaschutz] ein eigenes Kapitel in ihrem Wahlprogramm
       gewidmet – wobei das SPD-Programm erst als Entwurf vorliegt, der noch durch
       einen Parteitag am 30. November gebracht werden muss. In ihrem Ansatz und
       Ehrgeiz unterscheiden sich die Parteien beträchtlich. Das liegt auch an den
       Rücksichten, die die SPD nehmen zu müssen glaubt. Wahlkampf-Motto: „Die
       ganze Stadt im Blick.“
       
       Die Grünen setzen bei dem Ziel an, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu
       begrenzen. Darauf hatte sich die Staatengemeinschaft 2015 in Paris
       geeinigt. Daher wollen die Grünen Hamburg bis 2035 klimaneutral machen.
       Die SPD hält es hingegen bereits für ambitioniert, den CO2-Ausstoß von 1990
       bis 2030 um 55 Prozent zu verringern – was dem [2][Klimaschutzziel der
       Bundesregierung] entspricht. „Wir trauen uns zu, Hamburg bis 2050
       klimaneutral zu gestalten“, heißt es in dem SPD-Programmentwurf.
       
       Um Hamburg zur „Modellstadt für den Klimaschutz“ zu machen, setzt die SPD
       strategisch auf Technologie: „Wir wollen unsere Forschungseinrichtungen und
       unsere Wirtschaft so aufstellen, dass Hamburg neue Technologien für den
       weltweiten Einsatz entwickelt und erprobt.“
       
       Der Senat will Fördergeld des Bundes für Reallabore abzapfen und damit vor
       allem die Wasserstoff-Technologie voranbringen. Würde sich Wasserstoff
       effizient erzeugen und verbrauchen lassen, könnte damit das Problem des
       überschüssigen Windstroms gelöst werden.
       
       ## Die SPD setzt auf Beratung
       
       Das Thema spielt auch bei den Grünen eine Rolle, ist jedoch eingereiht in
       eine Reihe konkreter Vorschläge: Förderung der Windenergie und eine Pflicht
       für Solaranlagen bei Neubauten. Die SPD setzt nicht auf eine Pflicht,
       sondern auf Beratung und Förderung, etwa bei der energetischen Sanierung
       von Gebäuden.
       
       Beide Parteien wollen ein Klimaschutzgesetz beschließen, beide wollen, dass
       die Stadt mit gutem Beispiel vorangeht: die SPD schrittweise, beginnend bei
       den schlechtesten Gebäuden und einer Studie über den besten Weg, die Grünen
       mit der Klimaneutralität bis 2030.
       
       Die SPD ist der Auffassung, dass sie ihrer Wählerschaft erst noch ein
       bisschen auf die Härten des Klimaschutzes vorbereiten muss. Mit einer
       Klimaroadshow will sie auf die Herausforderungen hinweisen, sie will
       Bildungskonzepte für alle Altersstufen erarbeiten und eine Klima-App
       entwickeln, mit der „jeder sein Verhalten überprüfen und anpassen kann“.
       
       Wichtig aus Sicht beider Parteien ist das Thema Verkehr. Beide Parteien
       wollen den öffentlichen Nahverkehr ausbauen – die Grünen inklusive
       Stadtbahn – und sozialer machen, aber kein 365-Euro-Ticket einführen, wie
       es der Umweltverband [3][BUND vorgeschlagen] hat. Beide wollen den
       Fahrradverkehr steigern. Die Grünen versprechen konkrete Ziele für 2029:
       Nur noch 20 Prozent der Wege sollen mit dem Auto zurückgelegt werden, 25
       Prozent mit dem Fahrrad. 100 Kilometer Radwege sollen pro Jahr gebaut oder
       saniert werden. Der SPD ist solcher Ehrgeiz zu riskant.
       
       Auf Straßenbau zu verzichten, wie es der BUND fordert, trauen sich auch die
       Grünen nicht. Die A26 durch Wilhelmsburg und die Hafenquerspange erwähnt
       die SPD als Notwendigkeit – bei den Grünen kommen sie nicht vor. Beim
       Flughafen wollen sie die Kapazitätssteigerung stoppen und ihn mit immer
       weniger CO2 und Lärm betreiben. Die SPD dagegen setzt sich für „weitere
       Direktflugverbindungen zu Zielen außerhalb Europas ein“.
       
       25 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Hamburg-schliesst-Buendnis-mit-Wirtschaft/!5638785
   DIR [2] /Klimaschutzprogramm-im-Kabinett/!5628735
   DIR [3] https://www.bund-hamburg.de/service/presse/detail/news/bund-hamburg-legt-klimakrisenplan-vor/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gernot Knödler
       
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