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       # taz.de -- Neues Parlament in Thüringen: Auf Bewährung
       
       > Die Linke Birgit Keller ist neue Landtagspräsidentin von Thüringen – mit
       > Stimmen aus CDU und FDP. Das Parlament rückt zusammen gegen die AfD.
       
   IMG Bild: Auf Anhieb die absolute Mehrheit: Birgit Keller nach der Wahl zur Landtagspräsidentin
       
       Das hat prima geklappt: In Thüringen ist [1][die Linken-Abgeordnete Birgit
       Keller] am Dienstag zur Landtagspräsidentin gewählt worden. Sie erhielt auf
       Anhieb die absolute Mehrheit – und zehn Stimmen, die nicht von der
       geschäftsführenden Koalition aus Linken, Grünen und SPD stammen können,
       sondern sehr wahrscheinlich von CDU- und FDP-Abgeordneten.
       
       Das Worst-Case-Szenario, dass [2][eine erstarkte AfD] die erste
       Landtagssitzung nutzen könnte, um zu demonstrieren, dass Mehrheiten auch
       mit ihr möglich sind, ist nicht eingetreten.
       
       Eine [3][rot-rot-grüne Minderheitsregierung in Thüringen] ist jetzt
       wahrscheinlicher geworden. Doch CDU und FDP schließen eine Zusammenarbeit
       mit der Linken weiterhin aus. Das bedeutet, dass die Koalition mit SPD und
       Grünen, die allen drei Partner:innen weiterhin als Wunschbündnis gilt, der
       aber vier Stimmen zur absoluten Mehrheit fehlen, in jeder einzelnen
       Sachfrage auf die Opposition zugehen muss.
       
       Ob es um den Haushalt, die Einstellung von Lehrer:innen oder die
       Versickerung von Niederschlagswasser geht: All das soll künftig auf offener
       Bühne, im Parlament ausgehandelt werden. Denn Vorabsprachen lehnen sowohl
       CDU als auch FDP ab. So dämlich die Argumente dafür sein mögen, für das
       Parlament ist das eine Stärkung: Die Stimme der einzelnen Abgeordneten
       gewinnt an Gewicht.
       
       Die Gefahren sind dennoch offensichtlich. Angesichts einer labilen CDU in
       der Selbstfindung mit deutlichem Rechtsdrall und einem angezählten
       Vorsitzenden kann es die AfD jederzeit auf eine Kraftprobe ankommen lassen.
       Was wohl passiert, wenn sie Gesetzentwürfe einbringt, die den Ausbau der
       Windkraft stoppen oder die Abschiebung von Asylbewerbern beschleunigen
       sollen? Dann würden sich Linke, Grüne und SPD ihrer Minderheitsposition
       wohl schmerzlich bewusst.
       
       Die nächste Bewährungsprobe für das Parlament steht im Februar an. Dann
       will sich der Linke Bodo Ramelow wieder zum Ministerpräsidenten wählen
       lassen. Mal sehen, ob es für eine demokratische Mehrheit reicht.
       
       26 Nov 2019
       
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