URI: 
       # taz.de -- Neuanfang beim 1.FC Köln: Ein Fall für zwei
       
       > Das neue Führungsgespann Markus Gisdol und Horst Heldt demonstriert in
       > Köln Geschlossenheit. Das erste Bundesligaspiel steht an.
       
   IMG Bild: Optimismus verbreiten: Markus Gisdol bei seinem ersten Kölner Training
       
       Köln taz | Seit seinem Einstieg beim VfB Stuttgart im Januar 2006 hat Horst
       Heldt als Sportchef viele Erfahrungen gesammelt. Nach viereinhalb Jahren im
       Ländle zog es den gebürtigen Rheinländer weiter nach Gelsenkirchen – und
       von dort zu Hannover 96.
       
       In dieser Woche nun wurde Heldt als neuer Sport-Geschäftsführer des 1. FC
       Köln vorgestellt – und legte gleich fest, von welcher Warte aus er sein
       Einstiegsspiel bei dem abstiegsgefährdeten Aufsteiger verfolgen wird.
       
       Am Samstagabend gastiert der Tabellenvorletzte bei den torwütigen
       Leipzigern. Und Heldt sollte vorab verraten, ob er die Kölner Partien
       fortan auf der Tribüne oder auf Grasnarbenhöhe beäugt. „Ich habe“,
       berichtete der 49-Jährige daraufhin, „als Manager schon beide Plätze
       eingenommen, fühle mich aber am Spielfeldrand wohler. Ich muss mich nur
       selber im Griff haben.“
       
       Dass Heldt ab sofort versucht, sich direkt neben ihm im Griff zu haben,
       begrüßte Markus Gisdol aufs Wärmste. Der frühere Chefübungsleiter der
       Hoffenheimer und Hamburger, die er vor seiner Entlassung jeweils vor dem
       Abstieg bewahrte, ist schließlich ebenfalls ganz frisch am Geißbockheim. Er
       wurde am Dienstag parallel zu Heldt als neuer Bank-Vorstand vorgestellt.
       
       ## Möglichst nah am Sportchef
       
       Dabei pries der gebürtige Schwabe nicht nur die Vorzüge von Heldts Kölner
       Ortskenntnissen – der frühere Mittelfeldspieler kickte von 1990 bis 1995
       für den FC in der Bundesliga –, er betonte auch seinen Wunsch nach Nähe zum
       Sportchef: „Wenn Horst gesagt hätte, dass er auf die Tribüne will, hätte
       ich ihn gebeten, mit runterzukommen.“
       
       Schließlich bilden die beiden Herren ab sofort eine Art
       Schicksalsgemeinschaft – in der sie sich wieder beweisen wollen. „Wer mich
       kennt, weiß, dass ich abgenommen habe. Ich habe seit April vieles
       umgestellt in meinem Leben – und jetzt wollte ich wieder arbeiten“,
       erklärte Heldt, der in Köln vor knapp zwei Jahren schon mal loslegen sollte
       – damals als Nachfolger von Jörg Schmadtke.
       
       Hannovers Boss Martin Kind ließ den Wechsel des leitenden Angestellten von
       der Leine an den Rhein damals platzen. Doch Heldt schlüpfte nun flugs ins
       Büßerhemd und stellte klar: „Dass es 2017 nicht geklappt hat, lag nicht an
       Martin Kind allein. Ich habe auch meinen Teil dazu beigetragen.“
       
       Ein bisschen Demut kann nicht schaden – das dachte sich auch Markus Gisdol,
       der keineswegs als Topkandidat zu dem Job in Köln kam. Huub Stevens, sein
       einstiger Chef auf Schalke, erwähnte gerade Gisdols übertriebenen Ehrgeiz
       und eine gewisse Illoyalität seines damaligen Assistenten in den
       gemeinsamen S04-Zeiten. Eine von Gisdols Botschaften lautet nun: „Es darf
       kein ‚Ich‘ sein. Es muss ein ‚Wir‘ sein. Dieses ‚Wir‘ wollen wir auf die
       Mannschaft übertragen.“
       
       ## Mut zur Lücke
       
       Auf Fortbildungsreisen durch englische Stadien oder durch Gespräche mit
       Spielanalysten habe er in den letzten zwei Jahren „versucht, ein besserer
       Trainer zu werden“, erzählte Kölns neuer Chefcoach noch. Doch zu viel
       Bescheidenheit mochte sich der 50-Jährige dann doch nicht auferlegen.
       
       Für die Partie in Leipzig, vor dem er auch die Meinung des Mannschaftsrats
       einholte, will Gisdol in seinem Team vor allem die Defensive stärken. Im
       Angriff könnte der in letzter Zeit in den Hintergrund gerückte Anthony
       Modeste eine neue Chance bekommen.
       
       „Ich muss etwas zusammenmixen, in dem sich die Mannschaft wiederfindet.
       Vielleicht muss man dabei auch Mut zur Lücke haben, ein bisschen mit dem
       Feuer spielen“, zwinkert der FC-Trainer den Leipzigern zu. Und auch der
       neue Sportchef der Kölner, Horst Heldt, lässt verlauten: „Wir haben nicht
       viel Zeit, aber wir müssen uns auch nicht neu erfinden“, und bläst die
       Backen auf: „Erfahrung ist sehr hilfreich – um gleich in die Vollen zu
       gehen.“
       
       22 Nov 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Morbach
       
       ## TAGS
       
   DIR 1.FC Köln
   DIR Horst Heldt
   DIR Trainer
   DIR Fußball
   DIR 1.FC Köln
   DIR Fußball-Bundesliga
   DIR Kolumne Frühsport
   DIR FC St. Pauli
   DIR Kolumne Frühsport
   DIR Fußball
   DIR Fußball
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Trainerwechsel beim 1. FC Köln: Sehnsucht nach Souveränität
       
       Der 1. FC Köln verpflichtet für die letzten sechs Spiele Friedhelm Funkel.
       Mit dessen Ruhe und Erfahrung soll der Klassenerhalt gelingen.
       
   DIR Köln gewinnt in Dortmund: Der FC ist doch nicht verflucht
       
       Mit zwei sehr ähnlichen Eckballtoren gewinnt der 1. FC Köln bei Borussia
       Dortmund 2:1. Und glaubt fest, dass es nun weiter aufwärtsgeht.
       
   DIR Trainer in der Fußball-Bundesliga: Rituelles Süßholzraspeln
       
       Die Übungsleiter der Bundesligisten überschütten sich gegenseitig mit
       Komplimenten. Die Zeiten handfesten Streits vor Publikum sind vorbei.
       
   DIR FC St. Pauli verliert gegen Hannover 96: Nordderby des Grauens
       
       Nach der 0:1-Heimniederlage gegen Hannover 96 gibt es Pfiffe für St. Pauli.
       Doch auch die glücklicheren Niedersachsen boten nur schmale Kost.
       
   DIR Wandel in der Bundesliga: Gefürchtete Gäste
       
       Acht Auswärtssiege an einem Fußball-Bundesligaspieltag gab es noch nie.
       Dass der Mythos vom Heimvorteil am Bröckeln ist, hat einen Grund.
       
   DIR Streit bei Hannover 96: Wenn Fußball-Fans schweigen
       
       Die Fronten zwischen den Ultras und dem Präsidium von Hannover 96 sind
       verhärteter denn je. Trotz des sportlichen Erfolgs versagen die Fans den
       Spielern die Unterstützung.
       
   DIR Bundesliga-Abstiegskampf in Hamburg: Kein Tor, kein Trainer mehr
       
       Der HSV trennt sich von Trainer Markus Gisdol. Sein Nachfolger wird Bernd
       Hollerbach, der seine letzten Erfolge mit den Würzburger Kicker feierte.