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       # taz.de -- Generaldebatte im Bundestag: Merkel will mehr ausrüsten
       
       > Man müsse Waffen an Staaten in Afrika liefern, fordert die Kanzlerin im
       > Bundestag. Sie lobt die Nato und will eine sicherheitspolitisch aktivere
       > EU.
       
   IMG Bild: Bundeskanzlerin Angela Merkel verfolgt die Haushaltsdebatte
       
       Berlin taz | Man fragt sich ja manchmal, was Angela Merkel noch so vorhat
       in dieser Regierung. Aus dem Gerangel um ihre Nachfolge hält sie sich raus,
       den CDU-Parteitag verfolgte sie nur als interessierte Zuschauerin, und mit
       klaren Ansagen geizte sie schon immer. Doch in der Generaldebatte, die am
       Mittwoch im Bundestag stattfand, war eine muntere Kanzlerin zu besichtigen,
       die ihre Prioritäten engagiert vortrug.
       
       Merkel begann mit einer Würdigung der Nato, des Verteidigungsbündnisses,
       das vor 70 Jahren gegründet wurde. Der Erhalt der Nato sei „in unserem
       ureigenen Interesse“, betonte Merkel. Europa könne sich zurzeit allein
       nicht verteidigen und sei deshalb auf das transatlantische Bündnis
       angewiesen. Harte, ehrliche Worte sind das. Und ein Bekenntnis in Zeiten
       eines US-Präsidenten Trump, dessen Außenpolitik viele skeptischer auf die
       Nato blicken lässt.
       
       Merkel nutzte die Gelegenheit, Annegret Kramp-Karrenbauer zu loben. Jene
       habe einen Plan aufgesetzt, das von Trump gewünschte Ziel, 2 Prozent des
       Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben, bis Anfang der 2030er
       Jahre zu erreichen. Kramp-Karrenbauer, die aufmerksam lauschte, wird das
       gern gehört haben. [1][Sie kann Unterstützung brauchen.]
       
       Merkels Nato-Lob ist ambivalent, weil es auch eine Kritik an Europa
       enthält. Mehrmals lässt Merkel anklingen, dass die Europäer ihre
       Sicherheitspolitik stärker in die Hände nehmen müssen. Mit Blick auf die
       Stabilisierung des westlichen Balkan müsse die EU dortigen Staaten eine
       „verlässliche, europäische Perspektive“ eröffnen. Da applaudieren auch die
       Abgeordneten der Grünen. Staaten wie Bosnien-Herzegowina oder Albanien
       haben den Beitritt beantragt, mit Serbien führt die EU seit 2014
       Beitrittsverhandlungen.
       
       ## Ein bisschen Unruhe
       
       Die EU muss sich stärker um Konfliktherde kümmern, die ihr gefährlich
       werden können – so lautet Merkels Botschaft. Sie sprach sich für mehr
       Rüstungslieferungen an afrikanische Länder aus. Man könne sich nicht nur
       auf die Ausbildung der Streitkräfte, etwa für den Kampf gegen den
       Terrorismus, beschränken, sondern müsse dann auch die Ausrüstung dafür
       liefern. „Wenn wir zur Sicherheit und für den Frieden in Afrika
       ertüchtigen, ich glaube, dann können wir uns der Ausrüstung nicht völlig
       verweigern.“
       
       Die Bundeswehr bildet seit mehreren Jahren in Mali die Streitkräfte aus.
       Der westafrikanische Staat war vor einigen Jahren [2][zu einem großen Teil
       unter die Kontrolle islamistischer Milizen geraten.] Merkel folgert: Es
       könne nicht richtig sein, dass afrikanische Länder nur von China, Russland
       und Saudi-Arabien ausgerüstet würden. Deswegen mache es sie „ein bisschen
       unruhig“, wenn deutsche Rüstungslieferungen immer weiter eingeschränkt
       würden.
       
       Die Ansage dürfte die Sozialdemokraten ein bisschen unruhig machen, die
       auf eine restriktive Rüstungspolitik drängen. Diese Kanzlerin hat offenbar
       noch einiges vor.
       
       27 Nov 2019
       
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