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       # taz.de -- Kommunalpolitiker braucht Dolmetscher: Patrick Hennings will mithören
       
       > Seit er Mitglied im Beirat Bremen-Oberneuland ist, wartet der gehörlose
       > Patrick Hennings auf Unterstützung. Bisher vergeblich.
       
   IMG Bild: Braucht für seine Arbeit im Bremer Beirat einen Dolmetscher: Politiker Patrick Hennings
       
       Bremen taz | Patrick Hennings ist gehörlos. Der taz schrieb er daher per
       Mail von seiner schwierigen Arbeit als sachkundiger Bürger im Beirat
       Bremen-Oberneuland. Seit Sommer sitzt er dort für die Grünen im
       Sozialausschuss, ist sogar stellvertretender Vorsitzender. Aber Hennings
       hat ein Problem: Er benötigt für seine Arbeit die Unterstützung eines
       Dolmetschers – doch das Ortsamt gewährt ihm bisher keinen. Dabei habe seine
       Fraktion der Verwaltung das bereits vor den Sommerferien mitgeteilt. Seine
       erste Beiratssitzung im August musste Hennings dennoch vorzeitig verlassen,
       „weil es ohne Dolmetschung einfach nicht ging“.
       
       Da er fast fehlerfrei sprechen kann, kommt der 57-Jährige mit einer
       Schriftdolmetschung aus; also wenn jemand das gesprochene Wort mitschreibt
       und er so das Gespräch verfolgen kann. Diese Form der Unterstützung sei dem
       Ortsamt aber kaum bekannt gewesen. Auf Nachfrage der taz sagte
       Ortsamtsleiter Matthias Kook, er kümmere sich gemeinsam mit Bremens
       Landesbehindertenbeauftragtem darum, dass Hennings Unterstützung erhalte.
       Wer die Kosten übernehme, sei aber unklar.
       
       Eine der zahlreichen Stationen in Hennings politischer Laufbahn war der
       Beirat Stolberg bei Aachen. Als er dort bis 2014 sachkundiger Bürger war,
       wurde ihm von Beginn an Dolmetschung ermöglicht. In Stolberg hatten der
       grüne Landesverband und der Kreisverband Aachen zudem ein Budget für
       Dolmetschkosten eingerichtet. „In Bremen fehlt bisher das Geld dafür.“
       
       Der Inklusionspolitiker hat deshalb für den Parteitag der Grünen am Samstag
       einen Antrag gestellt: Er fordert ein eigenes Budget für Dolmetschkosten.
       Der Landesvorstand wolle den Antrag unterstützen – aber nur, wenn es
       mindestens fünf Betroffene mit Hörschädigung gebe. Das kann Hennings nicht
       akzeptieren: „Es muss möglich sein, überhaupt ersten Hörgeschädigten
       ausreichende parteipolitische Teilhabe zu ermöglichen.“
       
       Gehörlose wollen nicht nur „hören“, sondern selbst vermitteln, so Hennings.
       Er hofft, dass das für ihn bei der nächsten Beiratssitzung am Mittwoch
       möglich ist.
       
       29 Nov 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Alina Götz
       
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