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       # taz.de -- Umgang mit Frauen in der Politik: Mehr als Elternbeirat
       
       > Ob sie denn wisse, was auf sie zukommt, wurde die neue SPD-Vorsitzende
       > Esken von einem Journalisten gefragt. Das ist so herablassend wie
       > typisch.
       
   IMG Bild: Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans, die neuen Vorsitzenden der SPD
       
       Man könnte das Verhalten des [1][Journalisten Christoph Schwennicke]
       schlicht als das eines Mannes beschreiben, der sich nicht zu benehmen weiß.
       „Ich weiß gar nicht, ob Sie sich im Klaren darüber sind, was auf Sie
       zukommt“, kanzelt er am Sonntagabend bei „Anne Will“ die designierte
       SPD-Vorsitzende Saskia Esken ab. „Das höchste Amt, das Sie innehatten, war
       nicht in einer Partei, sondern das einer Vizevorsitzenden im
       Landeselternbeirat.“
       
       Doch davon abgesehen, dass diese Behauptung auch noch falsch ist – die
       herablassende Verachtung, die Schwennicke der 58 Jahre alten Informatikerin
       und ausgewiesenen Digitalexpertin entgegenbringt, ist symptomatisch für
       einen Umgang mit Frauen in der Politik, den die Hauptstadtpresse seit
       Wochen gekonnt vorführt: Frauen, die sich auf Posten wagen, die
       gesellschaftlich nicht für sie vorgesehen sind, werden dafür bestraft.
       
       Das zeigt sich schon darin, dass [2][Esken wie ihre Konkurrentin Clara
       Geywitz] im überwiegenden Teil der Berichterstattung zunächst lange durch
       Abwesenheit glänzten. Während Norbert Walter-Borjans medial zu Olaf Scholz’
       Gegenspieler hochstilisiert und als „Wirtschaftstheoretiker“ beschrieben
       wurde, fragten die einen „Saskia wer?“, während die anderen die beiden
       Frauen schlicht ganz ignorierten.
       
       Längst sollte nun durchgesickert sein, dass Esken auch Positionen vertritt.
       Bei [3][“Anne Will“] zeigte sie zudem, dass sie Typen wie Schwennicke
       leicht und sachlich etwas entgegensetzt: „Wenn wir immer nur erlauben, dass
       Menschen Parteien führen, die die letzten 20 Jahre nichts anderes gemacht
       haben, dann werden wir nie etwas verändern.“ Sie benennt, was die SPD
       braucht, um zu überleben: einen Neuanfang. Die Chance, den herbeizuführen,
       sollten ihr auch Menschen gönnen, die wie Schwennicke Politik so gar nicht
       von innen kennen.
       
       Für die Zukunft könnte Esken es mit einem Aphorismus halten, der Gandhi
       zugeschrieben wird, ein geschlechterübergreifend geeignetes Vorbild: Zuerst
       ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und
       dann gewinnst du.
       
       2 Dec 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Rechtsruck-beim-Magazin-Cicero/!5315142
   DIR [2] /Streitgespraech-der-SPD-Chefanwaertinnen/!5638827
   DIR [3] https://www.spiegel.de/kultur/tv/anne-will-mit-norbert-walter-borjans-und-saskia-esken-spd-alles-broeckelt-a-1299002.html
       
       ## AUTOREN
       
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