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       # taz.de -- Eröffnung des Klimagipfels: Frustrierter Weltenlenker
       
       > Auf dem 25. Klimagipfel in Madrid fordert UN-Generalsekretär Antonio
       > Guterres mehr Klimaschutz, vor allem von G20-Ländern.
       
   IMG Bild: UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat in Madrid nicht wirklich gute Laune
       
       Berlin taz | So richtig diplomatisch war der oberste Weltdiplomat nicht
       mehr: „Was mich frustriert, ist das langsame Tempo des Wandels, wo wir doch
       alle Techniken und Mittel haben“, sagte UN-Generalsekretär Antonio Guterres
       am Montag bei der Eröffnung der 25. UN-Klimakonferenz (COP25) in Madrid.
       Die Menschen müssten den „Krieg gegen die Natur stoppen“. Und er forderte,
       „alle Regierungen müssen sich jetzt zu neuen Klimaplänen verpflichten“.
       
       Guterres’ Frust rührt auch daher, dass er es besser weiß: Die Länder mit
       großen CO2-Emissionen werden sich in Madrid wohl bedeckt halten. Denn
       abgerechnet wird bei der nächsten COP in einem Jahr in Glasgow. Deswegen
       ging er die „großen Verschmutzer“ der G20-Länder direkt an: Sie müssten
       endlich den Umbau ihrer Volkswirtschaften beginnen: keine neuen
       Kohlekraftwerke bauen, ein klares Ziel von Null-Emissionen für 2050
       formulieren, fossile Subventionen streichen. „Ohne das volle Engagement der
       großen Verschmutzer“, so Guterres, „werden alle Anstrengungen
       unterminiert.“
       
       Der UN-Chef sucht mit dem Mut der Verzweiflung Mitstreiter für seine
       „Ambitionsallianz“, die er auf seinem „Klima-Aktions-Gipfel“ im September
       in New York gegründet hatte. Dort wollte er nur denen Redezeit einräumen,
       die sich zu diesen Maßnahmen verpflichten. Aber die großen Verschmutzer
       zeigten dem UN-Chef die kalte Schulter. Verpflichtungen zu schärferen
       Klimazielen kamen nur von etwa 70 kleineren Staaten. Alle anderen spielen
       auf Zeit – oder auf Ausstieg, wie die USA.
       
       In Madrid sprach in der Runde der Chefs immerhin die neue Präsidentin der
       EU-Kommission, Ursula von der Leyen (CDU), Guterres Mut zu: Der „Green New
       Deal“ der EU werde im nächsten Jahrzehnt eine Billion Euro mobilisieren.
       Zudem komme im März ein EU-Klimagesetz, das neben dem Emissionshandel auch
       Recycling, Landwirtschaft und Artenvielfalt adressiere und auch alle
       mitnehmen werde: „Der Übergang funktioniert für alle oder überhaupt nicht“,
       versprach von der Leyen. Einen konkret verschärften Klimaplan nannte aber
       auch die neue EU-Chefin, gerade zwei Tage im Amt, nicht.
       
       ## Dem UN-Chef fehlen die Mittel
       
       „Guterres versucht die Lücke zu füllen, die die USA beim Klimaschutz
       hinterlassen“, sagt Susanne Dröge, Klimaexpertin bei der Stiftung
       Wissenschaft und Politik. „Aber dazu fehlen ihm die Mittel. Er hat auf
       seinem Gipfel in New York alle diplomatischen Hebel in Bewegung gesetzt,
       aber der Erfolg ist mäßig.“ Er kämpfe beim globalen Thema Klima auch immer
       um die Bedeutung seiner eigenen Organisation, die von den USA und anderen
       Nationalisten an den Rand gedrängt werde.
       
       Dem Generalsekretär liegt das Thema am Herzen: Bei der letzten COP in
       Katowice erschien er nach seiner Auftaktrede noch einmal überraschend am
       Ende des Treffens, um den Verhandlungen Nachdruck zu verleihen. Seit einer
       Reise durch Pazifikstaaten im Frühjahr hat er intern die Sprachregelung
       geändert. Seitdem reden die UN offiziell nicht mehr vom „Klimawandel“,
       sondern vom „Klima-Notfall“. Und in Madrid kämpft Guterres auch erst einmal
       für die Finanzierung seiner Angestellten: Dem UN-Klimasekretariat geht das
       Geld aus. Vom laufenden Haushalt von knapp 35 Millionen Euro, heißt es bei
       der UNO, fehle bisher ein Drittel, weil die Staaten ihre Verpflichtungen
       nicht erfüllen.
       
       2 Dec 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernhard Pötter
       
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