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       # taz.de -- Adipositas in Turkmenistan: Den Gürtel enger schnallen
       
       > Turkmenische Polizisten sollen bis Weihnachten abspecken. Sonst droht der
       > Rausschmiss. Dabei sollte man sich besser mit Schmiergeldern
       > beschäftigen.
       
   IMG Bild: Schlank und rank: Turkmenistans Präsident Gurbanguly Berdimuhamedow
       
       Berlin taz | Die fetten Jahre sind vorbei. Zumindest für die Ordnungshüter
       in der [1][zentralasiatischen Republik Turkmenistan]. Seit Kurzem gibt es
       einen Erlass des Innenministeriums, der der weitverbreiteten Adipositas in
       dieser Berufsgruppe mit drakonischen Maßnahmen zu Leibe rückt. Wer bis zum
       25. Dezember dieses Jahres nicht auf ein Lebendgewicht von maximal 100 Kilo
       abspeckt, verliert seinen Job – unabhängig von Rang und Dienstjahren.
       
       Zur allgemeinen Belustigung der Bevölkerung, die in dem autoritären und
       komplett von der Außenwelt abgeschotteten Staat nur wenig zu lachen hat,
       werden jetzt immer öfter Polizisten bei sportlicher Betätigung gesichtet.
       Sie sind in Stadien und öffentlichen Parks beim Joggen und bei
       gymnastischen Übungen zu beobachten. Ein Korrespondent in der Provinzstadt
       Mary, der anonym bleiben will, versicherte gegenüber Radio Free Europe
       glaubhaft, Hütern des staatlichen Gewaltmonopols beim Fußball- und
       Volleyballspielen zugeschaut zu haben.
       
       Aber die Zwangsdiät ist nicht die einzige Herausforderung, der sich die
       Cops in diesen Tagen gegenübersehen. Im Rahmen der erneuten Eignungsprüfung
       wird zudem eruiert, ob sie enge Angehörige haben, die Straftaten begangen
       oder sich ins Ausland abgesetzt haben. Sollte Letzteres zutreffen, sind die
       Polizisten angehalten, auf eine Rückkehr ihrer Verwandtschaft bis zum Ende
       dieses Jahres hinzuwirken.
       
       ## Bizarrer Personenkult
       
       Ob diese Methode geeignet ist, dem Braindrain entgegenzuwirken, darf
       bezweifelt werden. Denn die Absetzbewegungen vieler Turkmenen haben gute
       Gründe. Was hält jemandem in einem Land, dessen sportverrückter und
       kunstbeflissener Präsident namens Gurbanguly Berdimuhamedow einen äußerst
       bizarren Personenkult zelebrieren lässt, es mit seiner Regierungsmannschaft
       hingegen schafft, einen Großteil seiner Landsleute hungern zu lassen, und
       zudem Menschenrechte mit Füßen tritt?
       
       Wohl auch ob dieser widrigen Lebensumstände treibt die Menschen weniger die
       Leibesfülle der schlecht bezahlen Polizeikräfte (umgerechnet 80 bis 180
       US-Dollar Lohn monatlich) denn vielmehr deren Gefräßigkeit bei
       Schmiergeldern um. Unlängst wurden Kameras installiert. Statt die Hand
       aufzuhalten, händige man Verkehrssündern jetzt Strafzettel aus, heißt es.
       Na bitte, geht doch.
       
       4 Dec 2019
       
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