# taz.de -- AfD-Reise nach Syrien: Alles ganz supi hier
> In Assads Syrien scheint sich die AfD sichtlich wohlzufühlen. Weil sich
> Antidemokraten und Autoritäre so gut verstehen?
IMG Bild: Die zestörte Stadt Homs hat die AfD nicht besucht
Deutsche haben oft einen Lieblingsurlaubsort, dem sie treu bleiben. So auch
die AfD. [1][Gerade ist eine Delegation der AfD in den Urlaub] gefahren.
Die Herren waren aber nicht auf Malle, sondern in Syrien. [2][Wie schon im
letzten Jahr.] Dort haben sie die Altstadt von Damaskus (Nachtleben), das
Nationalmuseum, den regimenahen Großmufti Hassun und einige Minister
besucht, nicht aber die Städte Aleppo, Homs oder Idlib.
In Assads Syrien scheint sich die AfD sichtlich wohlzufühlen. Vielleicht
weil Antidemokraten und Autoritäre sich naturgemäß untereinander gut
verstehen. Jedenfalls verkündete die Reisegruppe der AfD auf einer
Pressekonferenz, dass Syrien ein Opfer des Westens sei. „Die Regierung tut,
was sie kann, aber die Sanktionen machen die Situation sehr, sehr schwer.“
Die AfD-Urlauber scheinen also kein Problem mit einer Nähe zum Regime zu
haben. Voller Lob sind sie auch für Assad, dessen Verdienst es sei, „das
Land in einer gefährlichen Zeit des Krieges zusammengehalten zu haben“.
Es gefällt ihnen sogar so gut, dass sie empfehlen: „Sie können heute schon
in Syrien Urlaub machen.“ Syrien ist also sicher. Das stimmt aber nur auf
regimetreuen Wegen – das verschweigt die AfD-Reisegruppe.
## Giftgasangriffe, Bombardierungen, Folter
Abseits dieser Wege tötet das Assad-Regime auf offener Straße und in
Gefängnissen. Allein in Saydnaya sind 20.000 Menschen inhaftiert, bis zu
13.000 Menschen [3][sollen dort laut Amnesty International] allein zwischen
2011 und 2015 hingerichtet worden sein. Die Überlebenden berichten von
Vergewaltigung und Folter, von Leichen, die tagelang in den Zellen liegen.
Die Liste der Grausamkeiten des Assad-Regimes ist lang:
[4][Giftgasangriffe], Bombardierung von Krankenhäusern und Wohnvierteln.
Man bekommt eine Vorstellung davon, was man sich in der AfD darunter
vorstellt, ein Land zusammenzuhalten.
Assad, auch das sollte nicht vergessen werden, war derjenige, [5][der 2011
eine Amnestie für politische Gefangene] erlassen hatte und Anhänger der
Muslimbruderschaft aus den Gefängnissen holte. Die Demonstranten für
Demokratie, Freiheit und Menschenrechte hingegen [6][bezeichnete er als
„terroristische Banden“]. Er hat freigelassene Islamisten gegen säkulare
Oppositionelle eingesetzt und das halbe Land in Schutt und Asche gelegt.
Dabei ist Assads Rechnung nach Jahren des Krieges aufgegangen. An der Seite
des Irans, Russlands und der Hisbollah geht er nun als Sieger und
vermeintliches Bollwerk gegen die Islamisten hervor, obwohl es auch seine
Politik war, die dem Islamismus den Nährboden verschaffte.
Die AfD schlägt sich mit dieser Delegation wiederholt auf die Seite eines
Regimes, das im Bund mit Islamisten Millionen Flüchtlinge mit
hervorgebracht hat. Nur: Solange Assad da ist, werden die Geflüchteten
nicht zurückkehren können. Wenn die AfD sich auf die Seite des
Kriegsverbrechers und Diktators Assad schlägt, zeigt sie einmal mehr ihre
Feindschaft gegen die Demokratie und den Westen.
4 Dec 2019
## LINKS
DIR [1] https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/afd-syrien-103.html
DIR [2] /Mission-von-AfD-Abgeordneten-in-Syrien/!5489956
DIR [3] https://www.amnesty.de/2017/2/7/syrien-tausende-tote-bei-massenhinrichtungen-im-saydnaya-gefaengnis
DIR [4] /Kommentar-Eingreifen-in-Syrien/!5495419
DIR [5] https://www.spiegel.de/politik/ausland/aufstand-in-syrien-assad-verkuendet-generalamnestie-fuer-politische-gefangene-a-766045.html
DIR [6] /Buergerkrieg-in-Syrien/!5101337
## AUTOREN
DIR Ronya Othmann
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