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       # taz.de -- Anschlag auf dem Breitscheidplatz: Wenig Interesse an Aufklärung
       
       > Auch nach drei Jahren sind wichtige Fragen zu Anis Amri ungeklärt. Mauern
       > die Behörden? Um so wichtiger ist eine vollständige Aufklärung.
       
   IMG Bild: Eine vollständige Aufklärung ist die Bundesregierung nicht nur den Opfern schuldig
       
       Drei Jahre ist es her, dass der Islamist Anis Amri auf dem Weihnachtsmarkt
       am Berliner Breitscheidplatz zwölf Menschen tötete und viele zum Teil
       schwer verletzte. Die Bundesregierung versprach damals umfassende
       Aufklärung – nicht nur der Tat selbst, sondern auch möglicher
       Behördenfehler.
       
       Denn die Sicherheitsbehörden kannten Amri, hatten ihn zuletzt aber falsch
       eingeschätzt – und aus den Augen verloren. Ein verhängnisvoller Fehler, der
       zum schwersten islamistischen Anschlag bislang in Deutschland führte. Und
       zu der Frage: Hätte der Anschlag verhindert werden können?
       
       Drei Jahre später ist klar: Die Bundesregierung hat nicht nur ihr
       Versprechen nicht eingelöst. [1][Noch immer sind wichtige Fragen
       ungeklärt]: Hatte Amri Mittäter? Wie sah seine Flucht genau aus? Und wann
       haben die Sicherheitsbehörden ihn als möglichen Täter identifiziert?
       
       Hinzu aber kommt: Das Bundesinnenministerium und die Sicherheitsbehörden
       scheinen [2][wenig Interesse] an grundsätzlicher Aufklärung zu haben. Statt
       zu helfen, machen sie dem Untersuchungsausschuss im Bundestag, der die
       Missstände aufdecken soll, die Arbeit schwer – mit Verzögerungen,
       geschwärzten Akten, verweigerten Zeugenaussagen.
       
       ## Kein „reiner Polizeifall“
       
       Aufklärungshindernisse, die es genau so auch im NSU-Untersuchungsausschuss
       gab. Die Bereitschaft, eigene Fehler zuzugeben und Lehren daraus zu ziehen,
       ist in beiden Fällen sehr begrenzt. Man kann auch sagen: Damals wie heute
       wird nur das zugegeben, was man nicht mehr abstreiten kann.
       
       Derzeit steht vor allem [3][das Bundeskriminalamt] in Verdacht,
       Warnhinweise aus NRW bewusst verharmlost zu haben. Doch falsch ist auch,
       dass Amri ein „reiner Polizeifall“ war, wie der damalige
       Verfassungsschutzchef behauptet hatte. Auch das Verhalten seiner Behörde
       und des Bundesnachrichtendiensts gehören genau überprüft.
       
       Eine vollständige Aufklärung ist die Bundesregierung nicht nur den Opfern
       und Hinterbliebenen schuldig. Sie ist auch die Grundlage dafür, um
       Terrorismus künftig besser zu bekämpfen.
       
       19 Dec 2019
       
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       ## AUTOREN
       
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