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       # taz.de -- Observatorium für künstliche Intelligenz: Bundesregierung überwacht KI
       
       > Das Arbeitsministerium plant ein „KI-Observatorium“, um künstliche
       > Intelligenz zu regulieren. Wie das genau gehen soll, weiß sie selbst noch
       > nicht.
       
   IMG Bild: Künstliche Intelligenz wird bei selbstfahrenden Autos eingesetzt
       
       Berlin taz | Sie steckt hinter dem automatischen Übersetzen von Texten und
       [1][Chatbots im Kundendienst], lernt als sprechende digitale Assistentin
       dazu und sorgt immer wieder für Debatten: künstliche Intelligenz (KI). Der
       trendige Begriff meint vor allem [2][maschinelles Lernen und selbstlernende
       Algorithmen], also Systeme, die auf der Basis großer Datensätze Muster
       identifizieren und selbstständig Probleme lösen.
       
       Um die Auswirkungen der Technologie auf die Gesellschaft und den
       Arbeitsmarkt zu untersuchen, hat das Bundesministerium für Arbeit und
       Soziales (BMAS) die ersten acht Stellen eines „KI-Observatoriums“ in der
       [3][Denkfabrik „Digitale Arbeitsgesellschaft“] im BMAS besetzt. Losgehen
       soll es noch dieses Jahr.
       
       An sich sind KI-Anwendungen im Alltag [4][nichts Neues], für das BMAS
       anscheinend aber schon. Es schlägt vor, zunächst einen „Ordnungsrahmen für
       KI zu entwickeln“, wie es eine Sprecherin ausdrückt. Geklärt werden soll
       unter anderem, wie der Datenschutz der Beschäftigten sichergestellt und
       Menschen weitergebildet werden können. Susanne Dehmel, Mitglied der
       Geschäftsleitung Recht und Sicherheit vom [5][Branchenverband Bitkom],
       sieht es grundsätzlich positiv, den Einsatz von KI in der Praxis zu
       beobachten.
       
       „Allerdings dürfen wir KI-Anwendungen nicht unter Generalverdacht stellen
       und ihnen pauschal unterstellen, dass sie Menschen ihre Jobs wegnehmen
       werden“, sagt Dehmel. Bis Mitte 2035 könnten laut BMAS 4 Millionen
       Arbeitsplätze wegfallen, durch die Zusammenarbeit von Mensch und KI aber
       auch rund 3,3 Millionen neu hinzukommen. Wissenschaftler von der
       Universität Stanford haben etwa [6][dazu geforscht], wie Maschinen durch KI
       leichter bedient werden können und so neue Jobs schaffen.
       
       ## Nur ein Tropfen auf dem heißen Stein
       
       Das BMAS plant einen sogenannten KI-TÜV, also die Klassifizierung und
       Zulassung von einzelnen Anwendungen im Wirtschafts- und Arbeitsleben,
       darunter im Einzelhandel und im Finanzwesen. Näheres dazu soll künftig ein
       „Bundesinstitut für KI“ regeln, das aus dem geplanten „KI-Observatorium“
       hervorgeht. Wie man aber KI-Anwendungen von Firmen, die dazu noch im
       Ausland sitzen, analysieren und bewerten will, weiß auch das BMAS noch
       nicht. Man müsse das „erst noch ausarbeiten“.
       
       Jörg Bienert vom [7][KI-Bundesverband] findet die Grundidee, entsprechende
       Anwendungen und ihre Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt zu beobachten,
       ebenfalls sinnvoll. Doch „von einer generellen Regulierung halte ich
       nichts, da wir bereits über umfangreiche Regelwerke verfügen, etwa die
       Datenschutzgrundverordnung“, sagt er. Eine übergreifende Beobachtung von KI
       solle auch nicht nur im BMAS angesiedelt sein. „Wie soll dort bitte
       qualifiziert über die Qualität etwa von Algorithmen [8][im Bereich
       autonomes Fahren] entschieden werden?“, fragt Bienert. „Was uns in
       Deutschland fehlt, ist eine geordnete Maßnahmenplanung zur KI-Strategie,
       die idealerweise in einem Digitalministerium gebündelt wird.“
       
       Genau das fehlt auf Bundesebene bisher. Die im November 2018 vorgestellte
       [9][„KI-Strategie“], zu der auch das „Observatorium“ gehört, will
       Deutschland in einen „führenden KI-Standort“ ausbauen. Dafür sind bis 2025
       insgesamt 3 Milliarden Euro vorgesehen, und die Fördermittel für 12
       Kompetenzzentren [10][wurden auf 135 Millionen Euro aufgestockt.]
       
       Im internationalen Vergleich sind die Investitionen nur ein Tropfen auf den
       heißen Stein: Allein das chinesische Unternehmen Alibaba will [11][in den
       kommenden drei Jahren 15 Milliarden Euro] in Forschung und KI investieren.
       In den USA promovieren laut [12][einer Studie] der Konrad-Adenauer-Stiftung
       jährlich rund 3.000 Menschen über KI, in Deutschland sind es gerade mal
       170. Und von 100 geplanten KI-Professuren in Deutschland wurden bislang nur
       30 für Experten aus dem Ausland eingerichtet, die darüber hinaus auf nur
       fünf Jahre befristet sind. Viele [13][deutsche KI-Forscher] wandern in das
       kalifornische Silicon Valley ab.
       
       14 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.springerprofessional.de/kundenservice/serviceroboter/chatbots-und-roboter-durchdringen-verkauf-und-service/16311130
   DIR [2] https://www.spektrum.de/news/die-grenzen-der-kuenstlichen-intelligenz/1409149
   DIR [3] https://www.denkfabrik-bmas.de/themen/kuenstliche-intelligenz/massnahmen-fuer-einen-menschenzentrierten-ansatz-in-der-ki/
   DIR [4] https://www.bigdata.fraunhofer.de/content/dam/bigdata/de/documents/Publikationen/Fraunhofer_Studie_ML_201809.pdf
   DIR [5] https://www.bitkom.org/
   DIR [6] https://fsi.stanford.edu/events/artificial-intelligence-ai-intelligence-augmentation-ia-human-machine-interfaces-hmi-frontier
   DIR [7] https://ki-verband.de/
   DIR [8] /E-Mobilitaet-und-Autonomes-Fahren/!5622463/
   DIR [9] /Hemmnisse-in-der-KI-Forschung/!5623727/
   DIR [10] /Hemmnisse-in-der-KI-Forschung/!5623727/
   DIR [11] https://www.theverge.com/2017/10/11/16458486/alibaba-research-investment-fund-15-billion-ai
   DIR [12] https://www.kas.de/documents/252038/3346186/Vergleich+nationaler+Strategien+zur+F%C3%B6rderung+von+K%C3%BCnstlicher+Intelligenz.pdf/46c08ac2-8a19-9029-6e6e-c5a43e751556?version=1.0&t=1559905070357
   DIR [13] https://twitter.com/richardsocher
       
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   DIR Denis Giessler
       
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