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       # taz.de -- Sicherheit im Sahel und am Tschadsee: Schickt nicht noch mehr Soldaten
       
       > Neue Missionen werden die Islamisten nicht stoppen. Bei der
       > Terrorbekämpfung gibt es zu viele Nutznießer*innen in Politik, Armee und
       > Behörden.
       
   IMG Bild: Können sie für Sicherheit sorgen? Französische Soldaten begrüßen Kinder in Timbuktu
       
       Die Lage im Sahel wie auch rund um den Tschadsee ist katastrophal.
       Millionen Menschen sind [1][auf der Flucht vor Terrorist*innen] und
       mitunter auch vor der Willkür der Sicherheitskräfte. Währenddessen gelingt
       es Islamist*innen, immer größere Gebiete zum Niemandsland zu machen. Jetzt
       sollen neue Missionen und Einsätze es richten, etwa die französische
       Mission Tacouba. Das heißt Säbel – Säbelrasseln würde besser passen.
       
       Auch Russland betont, es müsse gemeinsame Anstrengungen im Kampf gegen den
       Terror geben. Sicherlich werden bald weitere Akteure Interesse bekunden,
       obwohl allein in Mali schon rund 25.000 Soldaten in bilateralen und
       internationalen Missionen im Einsatz sind. Anstatt nun noch mehr zu
       schicken, müssen vielmehr folgende Fragen geklärt werden.
       
       Nach wie vor bemühen sich die Staaten zu wenig, um im ländlichen Raum eine
       Grundversorgung zu schaffen und Perspektiven – gerade für die immense
       Gruppe an jungen Menschen – zu bieten. Natürlich ist ein gewisses Maß
       [2][an Sicherheit] eine Voraussetzung, wenn man Krankenhäuser und Schulen
       errichten will. Doch am Tschadsee macht es [3][die Boko-Haram]-Fraktion
       ISWAP vor, wie Terrorgruppen dieses Vakuum füllen. Was der Staat nicht
       anbietet, darum kümmern sie sich und schaffen sich so ein Maß an Loyalität
       und Akzeptanz.
       
       Die internationalen Akteure wirken bis heute fremd und abgeschottet. In
       Mali lästert man seit Jahren, dass sie sich vornehmlich selbst schützen,
       wenn man ihre Camps ansieht. Das macht Vertrauen und Kooperation schwierig.
       
       Die entscheidende Frage lautet jedoch, wie ernsthaft das Interesse an der
       Terrorismusbekämpfung tatsächlich ist. In Konflikten gibt es zahlreiche
       Nutznießer*innen in der Politik, in der Armee, in lokalen und
       überregionalen Behörden. Je mehr Geld fließt, desto höhere Summen können
       unterschlagen werden. Das geht einher mit der Vorstellung, dass Terrorismus
       immer die anderen trifft und Vorsichtsmaßnahmen unnötig erscheinen. Solange
       sich daran nichts ändert, wird auch die Situation im Sahel und rund um den
       Tschadsee angespannt bleiben.
       
       20 Nov 2019
       
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   DIR Katrin Gänsler
       
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