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       # taz.de -- Impeachment gegen Donald Trump: „Unangemessene“ Gespräche
       
       > Bei den Anhörungen bestätigen zwei Zeugen Anschuldigungen gegen den
       > US-Präsidenten. Am Mittwoch wird der brisante Zeuge Gordon Sondland
       > verhört.
       
   IMG Bild: Jennifer Williams und Alexander Vindman schwören
       
       WASHINGTON ap/dpa | Zwei weitere Zeugen haben US-Präsident Donald Trump bei
       der Untersuchung zu seiner möglichen Amtsenthebung belastet. Armeeoffizier
       Alexander Vindman aus dem Nationalen Sicherheitsrat des Weißen Hauses
       nannte Trumps Telefonat mit seinem ukrainischen Kollegen Wolodimir Selenski
       vom 25. Juli „unangemessen“. Jennifer Williams, die als Beraterin von
       Vizepräsident Mike Pence ebenfalls in dem Gremium sitzt, sprach von einem
       zumindest „ungewöhnlichen“ Gespräch.
       
       Die Demokraten wollen [1][mit den Befragungen im Repräsentantenhaus]
       klären, ob Trump versucht hat, [2][Selenski zu Ermittlungen gegen seinen
       demokratischen Rivalen Joe Biden zu drängen] und damit sein Amt für seinen
       eigenen politischen Nutzen missbrauchte. Als Druckmittel soll er
       Militärhilfen für die Ukraine zurückgehalten haben.
       
       Falls sie ausreichend Beweise für diese Vorwürfe zusammentragen, könnten
       die Abgeordneten ein Amtsenthebungsverfahren einleiten. Trump weist
       jegliches Fehlverhalten zurück und begleitet die bisherigen Aussagen mit
       aufgebrachten Tweets. Am Dienstag bezeichnete er die Anhörungen als
       „Schande“ und sprach von einem „Scheingericht“.
       
       „Was ich gehört habe, war unangemessen“, sagte Vindman über das Telefonat.
       „Aus Pflichtgefühl heraus“ habe er seine Bedenken darüber weitergetragen,
       sagte der hoch dekorierte Armeeoffizier, der als Säugling aus der Ukraine
       in die USA gekommen war.
       
       ## Bei keinem anderen Präsidenten erlebt
       
       Williams, eine Karrierediplomatin aus dem Außenministerium, diente unter
       drei Präsidenten und sagte, sie habe es als „ungewöhnlich“ empfunden, dass
       Trump eine offenkundig innenpolitische Angelegenheit gegenüber dem
       ukrainischen Präsidenten zur Sprache bringe. So etwas habe sie noch bei
       keinem anderen Präsidenten erlebt. Sie habe eine Notiz für Pence verfasst,
       aber nicht mit ihm über das Telefonat gesprochen.
       
       Williams sagte weiter, Trumps geschäftsführender Stabschef Mick Mulvaney
       habe angeordnet, dass die Militärhilfe für die Ukraine weiter
       zurückgehalten werden solle. Sie habe an mehreren Gesprächen über das Thema
       teilgenommen, sagte Williams. Dabei hätten sich Vertreter von Außen- und
       Verteidigungsministerium für eine Freigabe der Mittel ausgesprochen,
       Mulvaney aber dagegen. Am 11. September habe sie dann erfahren, dass die
       Militärhilfe doch wieder freigegeben worden sei. Was zu diesem Schritt
       geführt habe, wisse sie nicht.
       
       Trump hatte über Twitter gegen mehrere Zeugen ausgeteilt, unter anderem
       auch gegen Williams. Adam Schiff, der demokratische Vorsitzende des
       Geheimdienstausschusses, der sich mit den Ermittlungen befasst, warnte,
       dass solche Angriffe als Zeugeneinschüchterungen angesehen werden könnten.
       Die Zeugen seien vor dem Ausschuss, weil sie Vorladungen erhalten hätten
       und nicht weil sie für oder gegen eine Amtsenthebung Trumps seien, sagte er
       zum Auftakt der Befragungen am Dienstag.
       
       Der republikanische Abgeordnete Kevin Nunes wollte von den Zeugen einmal
       mehr wissen, wer denn der unbekannte Informant ist, der die Affäre ins
       Rollen gebracht hatte, indem er oder sie das Telefonat gemeldet hatte. Das
       hatte auch Trump immer wieder gefordert. „Ich weiß nicht, wer der
       Whistleblower ist“, sagte Vindman. Und Schiff betonte, er werde nicht
       zulassen, dass es in den Anhörungen darum gehe, die Identität dieser Person
       herauszufinden.
       
       ## Hochbrisanter Zeuge
       
       Am Mittwoch sagt der zentrale Zeuge Gordon Sondland, der US-Botschafter bei
       der EU, öffentlich im Kongress aus. Die Befragung im US-Repräsentantenhaus
       wird mit Spannung erwartet. Sondland ist zunehmend zu einer Schlüsselfigur
       in den Untersuchungen gegen Trump geworden. Auch mehrere Zeugen rückten ihn
       mit ihren Aussagen ins Zentrum der Ukraine-Affäre.
       
       Sondland hatte bereits Mitte Oktober hinter verschlossenen Türen im
       Kongress ausgesagt und später – nachdem er nach eigenen Angaben seine
       „Erinnerung aufgefrischt“ hatte – weitere Details hinzugefügt, die es in
       sich haben. Demnach hatte er selbst der ukrainischen Regierung gegenüber
       angegeben, dass die Auszahlung der US-Militärhilfe „wahrscheinlich“ nicht
       erfolgen werde, solange Kiew nicht öffentlich eine
       „Antikorruptionserklärung“ abgebe. Zentral ist die Frage, ob Sondland auf
       Anweisung Trumps handelte, wie andere Zeugen nahelegten.
       
       Sondland hatte dem Trump-Team nach dessen Wahl zum Präsidenten eine Million
       Dollar gespendet und wurde später Botschafter. Trump versuchte zuletzt, auf
       Distanz zu Sondland zu gehen. Doch Zeugen zufolge hatte Sondland einen
       engen Draht und viel Zugang zu Trump.
       
       20 Nov 2019
       
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