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       # taz.de -- Impeachmentverfahren gegen Trump: Das Gordon-Problem
       
       > Gordon Sondland genoss Trumps Vertrauen. Jetzt hat er zu dessen
       > versuchten Erpressung in der Ukraine-Affäre ausgesagt. Das nützt dem
       > Verfahren.
       
   IMG Bild: Gordon Sondland – wie sehr wird er Trump schaden?
       
       Gordon Sondland ist Teil des Problems. Er ist ein Unternehmer ohne
       politische und diplomatische Vorkenntnisse, der nach einer Spende von einer
       Million Dollar für die Einweihungsfeierlichkeiten von Donald Trump zum
       Botschafter der USA bei der EU befördert wurde. Seine Blitzkarriere – nicht
       untypisch für US-Verhältnisse – ist Ausdruck eines Systems, in dem Geld an
       die Stelle von Qualifikationen tritt. Sondland, der unter anderem mit
       Immobiliengeschäften und Hotels zu seinem Vermögen kam, hat seine Position
       gekauft. Anderswo heißt so etwas „Korruption“.
       
       Am Mittwoch, bei dem Impeachmentverfahren in Washington, ist Sondland von
       einem Problem zum Teil einer Lösung geworden. Nachdem er seinen Boss bei
       vorausgegangenen Aussagen hinter verschlossenen Türen geschont hatte,
       [1][packte er vor der US-amerikanischen Öffentlichkeit aus].
       
       Sondland bestätigte nicht nur, dass Trump das Versprechen eines Treffens im
       Weißen Haus und die Vergabe von US-Militärhilfe an die Ukraine an
       „Gegenleistungen“ des ukrainischen Präsidenten geknüpft hat, er warf auch
       noch den Vizepräsidenten und den Außenminister der USA mit unter den Bus.
       Mike Pence und Mike Pompeo hätten gewusst, worum es Trump in der Ukraine
       ging: nämlich nicht um das Land, nicht um dessen militärische Bedrohung
       durch Russland und nicht um die Bekämpfung der ukrainischen Korruption,
       sondern um Trumps eigene Wiederwahl im Jahr 2020.
       
       ## Ein Sog von Lügen und Manipulationen
       
       Diese Anschuldigungen, die Sondland mit Erinnerungen an eigene Telefonate,
       Treffen und Textnachrichten auf der obersten Ebene untermauerte, führen zu
       einer Wende in dem Impeachmentverfahren. Sie haben die Bestechung konkret
       gemacht.
       
       Sondland genoss Trumps Vertrauen. Er konnte ihn problemlos per Handy aus
       einem Café in Kiew anrufen. Er bekam per Tweet Vorschusslorbeeren aus dem
       Weißen Haus. Und er konnte mit dem US-Präsidenten in dem männerbündelnden
       Umkleidekabinen-Ton witzeln, den Trump salonfähig gemacht hat. Kostprobe
       von Sondland zu Trump: „Er (der ukrainische Präsident) mag Deinen Arsch“.
       Aber angesichts der Gefahr, selbst in den Sog von Lügen und Manipulationen
       gerissen zu werden, und angesichts der Möglichkeit, eines Tages selbst
       wegen Meineids angeklagt zu werden, hat Sondland die Disziplin des
       innersten Kreises von Trump gebrochen.
       
       Schon mit seiner Aussage vor dem Ausschuss trotzte er der Aufforderung
       seiner Bosse in Weißem Haus und Außenministerium, nicht hinzugehen.
       Darüberhinaus beschrieb er, wie Weißes Haus und Außenministerium seine
       eigene Aussage – und damit die Aufklärung über eine [2][mutmaßliche
       Straftat des US-Präsidenten] – behindert haben, indem sie Dokumente über
       seine eigene Arbeit in Europa unter Verschluss hielten. Schließlich
       lieferte er Details über „Befehle“ aus dem Weißen Haus, die das Ziel
       hatten, den ukrainischen Präsidenten zu einer öffentlichen Ankündigung von
       Ermittlungen zu drängen.
       
       So wie Sondland es beschreibt, war der ukrainische Präsident zu der von
       Trump verlangten „Gegenleistung“ bereit, um die zurückgehaltene
       Militärhilfe endlich zu erhalten. Aber nachdem ein Whistleblower in den USA
       die Sache publik gemacht hatte, erhielt die Ukraine im September doch die
       Militärhilfe Es gab auch ein Treffen von Trump und Selenski. Von
       „Gegenleistung“ war keine Rede mehr.
       
       Es ist schwer vorstellbar, dass Sondland nach seinem Auftritt vom Mittwoch
       noch lange in der Botschaft in Brüssel bleibt. Er hat seine Position per
       Fingerzeig aus dem Weißen Haus bekommen. Und er kann sie ebenso verlieren.
       Aber dem Impeachmentverfahren hat er mit seiner Aussage einen großen Dienst
       erwiesen. Er hat klargemacht, dass Trump eine Bestechung geplant hat. Dass
       diese Straftat letztlich nicht zustande kam, ist für eine Amtsenthebung
       zweitrangig.
       
       21 Nov 2019
       
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