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       # taz.de -- Verschiebungen im Zwischenbuchhandel: And the winner is: Amazon
       
       > Schwieriges Weihnachtsgeschäft für den Buchhandel und die Kleinverlage:
       > Im Zwischenhandel wird das Angebot mehr und mehr eingeschränkt.
       
   IMG Bild: Wer liefert, und wenn ja, unter welchen Bedingungen? Buchladen, Schwerin, 2019
       
       Gegen Ende eines Jahres ist die Laune in der Buchbranche eigentlich
       blendend: Im Weihnachtsgeschäft wird das meiste Geld verdient, rund ein
       Viertel des gesamten Jahresumsatzes fährt der Buchhandel im Dezember und
       November ein, manchmal mehr. Auch dieses Jahr wird des kaum anders sein.
       Allerdings stellt sich 2019 in besonderem Maße die Frage, wer die Gewinner
       und wer die Verlierer des Weihnachtsjahresendspurts sind.
       
       Denn es war kein normales Jahr für den Buchhandel. Im Zwischenbuchhandel,
       dem sogenannten Barsortiment, gab es erhebliche Verschiebungen. Mit Koch,
       Neff & Volckmar GmbH (KNV) meldete der wohl bedeutendste
       Buchhandel-Belieferer (rund 600.000 Titel) im Februar Insolvenz an – die
       wichtigsten Unternehmensteile sind zwar inzwischen mit der Übernahme durch
       „KNV Zeitfracht“ gerettet, die Läden bekommen die Nachwirkungen aber mit
       dem Aussetzen von Liefertagen oder früheren Bestellschlüssen noch immer zu
       spüren. Zuletzt hat auch noch Libri – neben Umbreit einer der weiteren Big
       Player – sein Angebot von 1 Million auf 750.000 Titel gekürzt.
       
       Das entscheidende Problem dabei ist, dass diese Titel bei Libri nun gar
       nicht mehr auftauchen und viele Buchhändler:innen glauben, sie seien nicht
       lieferbar – dabei sind die Bücher natürlich direkt über die Verlage, wenn
       auch mit längerer Lieferzeit, zu bekommen.
       
       Betroffen sind vor allem Titel kleinerer Verlage, für sie bedeuten die
       Libri-Streichungen empfindliche Einbußen, ebenso für Autor:innen fernab der
       Bestsellerlisten. Die Kurt-Wolff-Stiftung – die Interessenvereinigung
       unabhängiger Verlage – hat [1][am Freitag in einer Pressemitteilung für
       buchhändlerische Weitsicht plädiert]: „Wir rufen wir hiermit alle
       Buchhandlungen und alle Leserinnen und Leser auf – lassen Sie sich nicht
       beirren!“
       
       ## Amazonisierung des Buchhandels
       
       Folgenreich wird es ohnehin sein, wenn die Grossisten ihr Angebot
       eindampfen. Denn die Buchhandlungen setzen weiterhin stark auf das
       Barsortiment (in der Studie Buch und Buchhandel in Zahlen 2017 waren es 36
       Prozent Anteil am Gesamtvolumen für das Jahr 2015).
       
       Dass gerade jetzt, da mit KNV ein Großhändler in der Krise steckt, ein
       anderer sein Angebot zurückschraubt, ist ein schlechtes Zeichen. Denn
       Gewinner dürfte einmal mehr Amazon sein: Dort werden die Titel gelistet,
       der Kunde bekommt sie schnell, im Zweifel interessiert es ihn vielleicht
       nicht so sehr, dass dadurch Buchhandlungen, Verlage und Autor:innen darben.
       
       Was die Zwischenbuchhändler treiben – es macht den Eindruck, als seien sie
       wenig an den nicht so lukrativen Nischenverlagen und Kleinverlagen
       interessiert –, ist das eine. Was die Buchhändler, Verlage und Kunden
       machen – auch um die Amazonisierung des Buchhandels zu stoppen –, ist das
       andere.
       
       Muss ich als Verlag wirklich mit dem Marktmonster kooperieren? Verzichte
       ich als Kunde auf Bequemlichkeit und erweise damit dem Kleinbuchhandel
       etwas Gutes? Arbeite ich als Buchhändler eng und gut genug mit den Verlagen
       direkt zusammen? Auch solche Fragen kann man sich angesichts des nun
       niedrigeren Libri-Limits stellen.
       
       24 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.kurt-wolff-stiftung.de/weihnachtssorgen-der-verlage/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jens Uthoff
       
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