URI: 
       # taz.de -- Jugendliche in Schleswig-Holstein: Zu viel Kontakt zu Nazis
       
       > In Schleswig-Holstein haben 6.200 Jugendliche ein rechtsextremes
       > Weltbild. Das geht aus einer Studie des Kriminologischen
       > Forschungsinstituts hervor.
       
   IMG Bild: Erreichen 35 Prozent der Jugendlichen im Norden: Rechtsradikale – hier 2016 in Bad Oldesloe
       
       Hamburg taz | In Schleswig-Holstein suchte die rechtsextreme Szene im
       vergangenen Jahr nicht oft die breite Öffentlichkeit. Es gab kleine
       Aktionen und klandistine Konzerte. Die Szene strahlt dennoch auch aus –
       verstärkt auch auf Schüler*innen.
       
       3,1 Prozent der Jugendlichen in Schleswig-Holstein zeigen im Alter von 12
       bis 18 Jahren ein „geschlossenes rechtsextremes Weltbild“, stellt das
       Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen fest. Im Auftrag des
       Landespräventionsrats Schleswig-Holstein konnte das Institut 171
       Klassenverbände befragen. Beunruhigender als die kleine Prozentzahl wirkt
       die tatsächliche Anzahl von rund 6.200 Jugendlichen.
       
       Anlass zur Sorge ist auch, dass von den 200.104 Einwohner*innen zwischen 12
       und 18 Jahren 8,8 Prozent Mitglied in einer „rechten Kameradschaft, Clique
       oder einer anderen rechte Gruppe“ sind. Jede*r elfte Schüler*in ist demnach
       in einer dieser Gruppen. Im Landgerichtsbezirk Flensburg sind gar 13,5
       Prozent in der Szene verankert, deutlich mehr als in Lübeck (8,4 Prozent),
       Kiel (8,0 Prozent) und Itzehoe (7,2 Prozent).
       
       Knapp 35 Prozent der Jugendlichen haben zudem „Kontakterfahrungen“. Die
       drei häufigsten Zugangswege, so die Studie, seien dabei Flyer (24,6
       Prozent), Internetseiten von rechten Organisationen und Gruppen (9,8
       Prozent) und Rechtsrock (7,0 Prozent). Meist kaum in Medien und Politik
       verhandelt wird die Relevanz der direkten Kommunikation von Angesicht zu
       Angesicht. Im Internet findet man aber nur zu den entsprechenden Websites,
       Portalen und Imageboards, wenn Vorwissen da ist oder Tipps gegeben werden.
       
       ## Anhaltender Rechtstrend
       
       Einzelne Werte zu verschiedenen Ressentiments belegen den anhalten
       Rechtstrend: 15,9 Prozent sind muslimfeindlich eingestellt, 15,3 Prozent
       stimmen ausländerfeindlichen Positionen zu. 14,5 Prozent hegen
       chauvinistische und 13,8 Prozent sozialdarwinistische Einstellungen. In
       diesem Kontext ist es nur konsequent, dass 38,9 Prozent abwertend über
       Hartz-IV-Empfänger*innen denken, 12,9 Prozent negativ gegen Obdachlose
       eingestellt sind und 6,2 Prozent Menschen mit Behinderungen abwerten.
       Homophobe Einstellungen haben 9,4 Prozent und sexistische Vorstellungen 5,6
       Prozent.
       
       Die Untersuchung zeigt also die Relevanz des sozialen Umfeldes für
       diskriminierendes Verhalten und entsprechende Einstellungen. Besteht ein
       Kontakt zur Szene, nehmen Hass und Hetze zu. Sind die Eltern, beste*r
       Freund*in und Klassenlehr*innen selbst voller Vorurteile, verstärken sich
       die rechten Einstellungen. Die Autor*innen der Untersuchung betonen, dass
       ein Ausbau der Präventionsarbeit für Toleranz, Empathie und Demokratie
       dringend geboten sei.
       
       5 Dec 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
       ## TAGS
       
   DIR Rechtsextremismus
   DIR Schwerpunkt Neonazis
   DIR Schleswig-Holstein
   DIR Jugendliche
   DIR Nazi-Propaganda
   DIR Antisemitismus
   DIR Lesestück Meinung und Analyse
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Antisemitismus nach dem Halle-Anschlag: War da was?
       
       Die deutsche Politik verharmlost den Antisemitismus. Ein Gastbeitrag nach
       dem Terroranschlag von Halle.
       
   DIR Baseballschlägerjahre in Ostdeutschland: Sie waren nie weg
       
       Die Akzeptanz, die es heute gegenüber rechten, rassistischen Einstellungen
       gibt, ist den 1990er Jahren gesät worden. Jetzt profitiert die AfD davon.