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       # taz.de -- Einbruch im Grünen Gewölbe in Dresden: Juwelendiebe im Museum
       
       > Ein schwerer Diebstahl sorgt für Aufregung in Dresden. Noch kann nicht
       > beziffert werden, wie hoch der Verlust beim Einbruch ins Grüne Gewölbe
       > war.
       
   IMG Bild: Nach dem Einbruch wird der Tatort abgesperrt
       
       Dresden taz | In der meistbesuchten Touristenzone Dresdens am Theaterplatz
       stehen Besucher ratlos an den Absperrungen. Am Dresdner Residenzschloss, wo
       im Sockelgeschoss das weltberühmte Grüne Gewölbe untergebracht ist, kommt
       niemand durch. Zwei Witzbolde intonieren die jazzige Titelmelodie der in
       der DDR besonders beliebten dänischen Krimikomödienserie „Die Olsenbande“.
       „Das war nicht bloß ein harmloser Coup von Egon Olsen“, raunt aber der
       Sprecher des Wissenschafts- und Kunstministeriums Andreas Friedrich. Vor
       allem, weil aus Sicht der Räuber nichts schiefging, könnte man hinzufügen.
       
       Eine Minute vor fünf Uhr am Montagmorgen bemerkte der Sicherheitsdienst der
       Staatlichen Kunstsammlungen auf den Bildschirmen der Überwachungskameras
       zwei Einbrecher im Juwelenzimmer. Es gehört zum historischen Teil der
       Schatzkammer der Wettiner Fürsten, die neun Jahrhunderte Sachsen regierten.
       
       Wie später festgestellt wurde, hatten die Einbrecher vom Theaterplatz aus
       ein Fenstergitter durchtrennt und eine Scheibe mit Sicherheitsglas
       eingeschlagen. Eingeschlagen wurde auch eine Vitrine, aus der drei von zehn
       Juwelengarnituren entwendet wurden. Die Täter handelten offenbar
       ausgesprochen schnell und konnten entkommen. Ob draußen auf der Straße
       Komplizen halfen, ist offen.
       
       Die besonders von Kurfürst August dem Starken beförderte legendäre Sammlung
       von Kleinodien und Kostbarkeiten ist bereits seit 1724 öffentlich
       zugänglich. Der Wachdienst, rund um die Uhr mit mehreren Kräften besetzt,
       informierte gegen fünf Uhr sofort die Polizei. Fünf Minuten später traf die
       erste Funkstreife ein. Zum Schutz ihres eigenen Lebens greifen Wachleute in
       Museen nicht selbst ein, sondern überlassen dies der Polizei. Insgesamt 16
       Streifenwagen seien sofort mobilisiert worden, teilte der Dresdner
       Polizeipräsident Jörg Kubiessa mit. Angrenzende Polizeidirektionen in
       Sachsen und Brandenburg wurden informiert.
       
       ## „Eine Art Weltkulturerbe“
       
       Einen Fahndungserfolg konnten sie am Montagnachmittag noch nicht vermelden.
       Entdeckt wurden in etwa fünf Kilometer Entfernung vom Tatort an der
       Kötzschenbroder Straße nach Radebeul aber die Reste eines offensichtlich in
       Brand gesetzten Autos. Es wird vermutet, dass es als erstes Fluchtauto
       gedient haben könnte.
       
       Offen blieb am Montag auch, in welchem Zusammenhang der Brand eines
       Elektroverteilers am Theaterplatz mit dem Raub steht. Dort befindet sich
       die Sanierungsbaustelle der Augustusbrücke über die Elbe. Infolge des
       Brandes fiel in der Umgebung die Stromversorgung und damit die
       Straßenbeleuchtung aus. Die Alarmanlage der Kunstsammlungen allerdings
       blieb intakt. Eine zehnköpfige Sonderkommission ermittelt.
       
       Die Generaldirektorin der Kunstsammlungen Marion Ackermann zeigte sich
       „schockiert von der Brutalität des Raubes“. Der Wert der Diamanten,
       Smaragde und weiterer Edelsteine sei im doppelten Sinn „unschätzbar“.
       Materiell sei er womöglich gar nicht so hoch einzustufen und tatsächlich
       nie beziffert worden, weil diese Geschmeide als unverkäuflich gelten. Der
       kunsthistorische und ideelle Wert sei höher einzustufen, weil es sich um
       vollständig überlieferte Ensembles handelte. Der Ehrgeiz August des
       Starken, mit den führenden europäischen Fürstenhäusern mitzuhalten, führte
       zu dieser Prunksammlung.
       
       „Ich hoffe, dass die Juwelen aufgrund ihrer internationalen Bekanntheit in
       Fachkreisen dem Markt entzogen sind“, äußerte Direktorin Ackermann die
       leise Hoffnung auf ein Wiederauffinden der Juwelen. „Nicht nur die
       Staatlichen Kunstsammlungen wurden bestohlen, sondern wir Sachsen“,
       kommentierte [1][Ministerpräsident Michael Kretschmer] (CDU) bereits am
       Morgen den dreisten Raub. „Das ist ein Anschlag auf die kulturelle
       Identität Sachsens!“ Dirk Syndram, Direktor des Grünen Gewölbes und der
       Rüstkammer in den Staatlichen Kunstsammlungen, sprach von „einer Art
       Weltkulturerbe“, das hier entwendet worden sei.
       
       25 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
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   DIR Michael Bartsch
       
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