# taz.de -- Preispolitik der Deutschen Bahn: Weg mit dem Fahrgast-Abi
> Das Preis- und Reservierungssystem der Bahn ist viel zu komplex. Was es
> braucht, ist mehr Platz in den Zügen. Die 1. Klasse hingegen ist
> verzichtbar.
IMG Bild: Wer preiswert reisen möchte, muss fast studiert haben
Etliche [1][BahnkundInnen] sind gewiefte Schnäppchenjäger, das zeigt eine
Studie des ökologischen Verkehrsclubs Deutschland. Nur eineR von fünf
KundInnen zahlt den hohen Normalpreis. Aber: Auch die sogenannten
Sparpreise sind teilweise happig. Und günstige Tickets zu finden, ist für
Ungeübte eine echte Herausforderung. Nicht umsonst sprechen
BahnaktivistInnen vom nötigen „Fahrgast-Abitur“, das nötig sei, um das
komplizierte Tarifsystem der Bahn zu durchschauen.
Autofahrende und Flugreisende bekommt man mit so viel Komplexität nicht
dazu, [2][auf die Schiene umzusteigen]. Gerade Nicht-StammkundInnen müssen
die Chance haben, günstige Fahrkarten zu finden. Tickets des
Bahnkonkurrenten Flixbus gibt es mittlerweile regulär bei Einzelhändlern,
Fahrkarten der Deutschen Bahn allenfalls mal ausnahmsweise im Sonderverkauf
beim Discounter.
Ärgerlich ist neben den oft hohen Ticketpreisen zudem die
Reservierungsgebühr von immerhin 4,50 Euro pro Strecke. Nicht selten
empfinden Reisende das als Geldverschwendung, zumal wenn die ausgewiesenen
Sitze wegen eines Zugtauschs oder ausgewechselten Wagons dann nicht
existieren.
Angesichts der überfüllten Züge gibt es jedoch fast einen heimlichen Zwang
zum Reservieren – denn mitunter müssen Fahrgäste ohne Platzkarte wieder
aussteigen, wenn der Zug zu voll ist. Aus dem heimlichen einen offiziellen
Zwang zu machen – wie es in manchen Ländern wie Spanien heute bereits der
Fall ist – ist nicht die Lösung. Mit einer Pflicht zur Reservierung würde
der größte Wettbewerbsvorteil der Bahn verlorengehen: dass Fahrgäste
spontan den Zug nehmen können. Richtig wäre: Wer eine Reservierung wünscht,
soll sie bekommen – und zwar ohne Gebühr.
In der 1. Klasse gehört die kostenlose Reservierung heute schon zum Service
der Bahn. Es geht also. Apropos 1. Klasse: Bei allen Vorschlägen für eine
bessere Bahn braucht es auch bei sofortiger Umsetzung Jahre, bis die
Fahrgäste davon etwas haben. Ausnahme: Von der Abschaffung der 1. Klasse
hätten zumindest die 2.-Klasse-FahrerInnen sofort etwas. Mehr Platz
nämlich.
27 Nov 2019
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## AUTOREN
DIR Anja Krüger
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