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       # taz.de -- Machtkampf zwischen USA und China: Silicon Valley unter Druck
       
       > Längst blicken die großen US-Tech-Unternehmen neidisch auf die
       > Datensammelwut der Chinesen. Denn Daten sind der zentrale Rohstoff für
       > KI.
       
   IMG Bild: Kein Big Apple in China: Apple-Zentrale in Hangzhou
       
       Im Jahr 2000 hatte der damalige US-Präsident Bill Clinton gespottet: Chinas
       Bestrebungen, das Internet zu kontrollieren, seien so aussichtsreich, wie
       einen Wackelpudding an die Wand zu nageln.
       
       Er dürfte inzwischen eines Besseren belehrt sein. Denn der kommunistischen
       Führung in Peking ist es in den letzten Jahren gelungen, mit der Great
       Firewall das Internet nicht nur vom Rest der Welt abzuschotten. Sie ist
       dabei, das Netz komplett unter ihre Kontrolle zu bringen.
       
       Die nächste Stufe dieses staatlichen Kontrollwahns steht unmittelbar bevor:
       [1][Social Scoring] nennt die chinesische Regierung das Bewertungssystem,
       das sie in Pilotregionen bereits ausprobiert hat und im nächsten Jahr in
       der Hauptstadt Peking flächendeckend anwenden möchte: die Überwachung ihrer
       Bürger, on- und offline. Dabei geht es ihr nicht nur um Kontrolle, sondern
       auch um das Sammeln von gewaltigen Datenmengen – dem Rohstoff der Zukunft.
       
       China hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 zum weltweiten Technologieführer
       aufzusteigen. Vor allem von den Technologien rund um künstliche Intelligenz
       (KI) ist Pekings Regierung angetan. Gegenüber der US-Konkurrenz hat China
       tatsächlich bereits einen gewaltigen Vorteil: Mit seinem Zugang zu extrem
       großen Datenmengen können chinesische Firmen schon jetzt aus dem Vollen
       schöpfen. Daten sind die Basis für KI.
       
       ## Bezos will staatliche Unterstützung
       
       Schon blicken die großen US-Firmen aus dem Silicon Valley neidisch auf die
       extrem großen Datenmengen, die in China gesammelt werden können. Obwohl
       Facebook und die meisten Google-Dienste in China selbst wegen der Great
       Firewall blockiert sind, betreibt [2][Google-Mutterkonzern Alphabet ein
       Forschungszentrum in Shenzhen].
       
       Apple und Facebook betreiben ähnliche Einrichtungen. Chinas Venture-Zentren
       in Peking, Hangzhou und Shenzhen seien „[3][die ersten ernsthaften
       Konkurrenten des Silicon Valley]“, lässt sich ein Tech-Insider aus den USA
       zitieren, der die Entwicklungen in Shenzhen beobachtet. Diese wüssten, wie
       man so einen Wettbewerb am besten führt. „Man versucht sich gegenseitig
       voranzutreiben.“
       
       Doch gibt sich das Silicon Valley damit zufrieden? Schon gibt es Stimmen in
       den USA, die vor Chinas drohender technischer Überlegenheit warnen. Auf dem
       Reagan National Defense Forum, einer jährlichen Zusammenkunft von
       US-Militärführern, [4][warnte Amazon-Chef Jeff Bezos]: „Wollen Sie wirklich
       eine Zukunft planen, in der Sie mit jemandem kämpfen müssen, der so gut ist
       wie Sie?“
       
       Eine Aufweichung der Datenschutzbestimmungen forderte er zwar (noch) nicht.
       Wohl aber eine Strategie, die auch der Unterstützung der US-Regierung
       bedarf.
       
       9 Dec 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Social-Scoring-in-China/!5480926/
   DIR [2] https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/digitec/wie-google-nach-china-zurueck-draengt-15799598.html
   DIR [3] https://www.nzz.ch/finanzen/china-hat-den-code-des-silicon-valley-geknackt-ld.1500105
   DIR [4] https://www.cnbc.com/2019/12/07/bezos-says-country-in-trouble-if-big-tech-turns-its-back-on-the-pentagon.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Felix Lee
       
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