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       # taz.de -- Polizei in Mecklenburg-Vorpommern: Wieder Waffenfunde bei Polizist
       
       > Erneut wird das Haus eines Polizisten im Norden Deutschlands durchsucht.
       > Es gibt Zweifel an seiner Verfassungstreue.
       
   IMG Bild: Das Innenministerium in Mecklenburg-Vorpommern ermittelt in den eigenen Reihen
       
       Berlin taz | In Mecklenburg-Vorpommern wurde die Wohnung eines weiteren
       Polizisten durchsucht, weil er illegal Waffen und Munition besessen haben
       soll. Zudem bestünden Zweifel an der Verfassungstreue des Beamten, sagte
       eine Sprecherin des Innenministeriums der taz.
       
       Am Donnerstag durchsuchten Polizist*innen die Wohnung des 53 Jahre alten
       Wasserschutzpolizisten. Das Innenministerium in Schwerin führt ein
       Disziplinarverfahren gegen den Mann, ein Gericht genehmigte aufgrund der
       vorliegenden Hinweise die Hausdurchsuchung. Es bestünden begründete Zweifel
       daran, dass der Polizist seinen Dienst auf der Grundlage der Verfassung
       versehe, heißt es im Ministerium.
       
       Bei der Durchsuchung fanden die Beamt*innen Waffen und Munition. Sie hatten
       den Verdacht, die Fundstücke könnten dem Kriegswaffenkontrollgesetz
       unterliegen, sagt Harald Nowack von der Rostocker Staatsanwaltschaft.
       Daraufhin hätten die Polizist*innen die Staatsanwaltschaft Rostock
       angerufen. Die Behörde schickte einige Waffenexperten, um die Funde zu
       beurteilen. Sie eröffnete ein eigenes Verfahren gegen den Polizisten aus
       Rostock.
       
       Er wurde vorläufig festgenommen und noch am Donnerstagnachmittag dem
       Haftrichter vorgeführt.
       
       Am Freitag beantragte die Staatsanwaltschaft Haftbefehl, setze diesen
       später aber aus. Grund dafür war die Aussage des Mannes. Was genau der
       Polizist gesagt hat, wollte Staatsanwaltssprecher Nowack mit Hinweis auf
       die laufenden Ermittlungen nicht sagen. Die Einlassung des Polizisten sei
       für die Ermittler*innen aber nachvollziehbar gewesen und habe zu den Funden
       gepasst. Der Mann müsse sich regelmäßig bei der Polizei melden.
       
       ## Mehrere verdächtige Polizisten im Norden
       
       Hinweise, dass der Polizist in Chatgruppen mit rechtsextremen Mitgliedern
       wie Nordkreuz oder Nord.com aktiv gewesen sei, habe er bisher nicht, sagte
       Harald Nowack weiter. Über die Menge der gefundenen Waffen und Munition
       sagte Nowack, es handele sich „bei weitem nicht um die Dimension, über die
       derzeit in Schwerin verhandelt wird.“
       
       In Schwerin steht der ehemalige Elitepolizist Marko G. [1][unter anderem
       deshalb vor Gericht, weil er 55.000 Schuss Munition gehortet haben soll].
       Eine Gruppe von ehemaligen Polizisten aus dem Spezialeinsatzkommando in
       Mecklenburg-Vorpommern soll ihm beim Beschaffen der Patronen geholfen
       haben.
       
       Marko G. ist auch eine Schlüsselfigur des von der taz und anderen Medien
       aufgedeckten sogenannten [2][Hannibal-Netzwerks] mit rechtsextremen
       Mitgliedern in Armee, Polizei und anderen Behörden. Marko G, hatte die
       Chatgruppen Nordkreuz und Nord.com administriert, die Teil des
       Hannibal-Netzwerks sind.
       
       Die Mitglieder des Netzwerks sind meistens Männer, die sich auf einen
       drohenden Ernstfall vorbereiten – manche legen nur einen größeren Vorrat an
       Wasser und Konserven an. Es gibt aber auch radikalisierte Prepper, die
       Waffen horten, weil sie rassistischen Vorstellungen von einer angeblich
       bevorstehenden Invasion von Geflüchteten anhängen.
       
       ## Staatsanwaltschaft wartet auf Gutachten
       
       Am Dienstag erst hatte eine Expertenkommission eine rechtsextreme Gruppe im
       [3][Spezialeinsatzkommando der Polizei Mecklenburg-Vorpommern ausgemacht].
       Die zentrale Figur dieser Gruppe sei Marko G. gewesen. Es gebe keinen
       Anlass für einen generellen Verdacht gegen die Polizei in
       Mecklenburg-Vorpommern, sagten die Mitglieder der Kommission. Die Vorfälle
       beschränkten sich auf eine Gruppe im SEK.
       
       Während das Verfahren wegen möglichen illegalen Besitzes von Waffen und
       Munition gegen den Beamten der Wasserschutzpolizei läuft, ruht das vom
       Innenministerium geführte Disziplinarverfahren.
       
       Auf die Frage ob der Polizist aus Rostock Marko G. oder einen seiner Helfer
       bei der Munitionsbeschaffung kennt, blieb die Antwort aus dem
       Innenministerium vage. Das Disziplinarverfahren sei jedenfalls aufgrund der
       Vorkommnisse der letzten Zeit eingeleitet worden, hieß es aus dem
       Ministerium. In der Polizei sei man jetzt für entsprechende Verfehlungen
       sensibilisiert.
       
       Innenminister Lorenz Caffier (CDU) meldete sich zum Fall per
       Pressemitteilung: „Grundlage für die Ermittlungen waren unsere
       selbstinitiierten intensiven polizeilichen Maßnahmen.“ Sein Ministerium
       wolle „alle uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel nutzen, um gegen
       Verfehlungen von Beamten vorzugehen.“
       
       Die Staatsanwaltschaft in Rostock wartet unterdessen auf ein Gutachten des
       Landeskriminalamtes Mecklenburg-Vorpommern ob die in Rostock gefundenen
       Waffen und Patronen unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fallen oder nicht.
       
       30 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Daniel Schulz
       
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       Er ist der Kopf eines bundesweiten Untergrundnetzwerkes – mit besten
       Verbindungen in deutsche Behörden.