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       # taz.de -- Sichere Lebensmittel: Lasche Aufsicht
       
       > Den Behörden für Lebensmittelkontrollen fehlt es an Personal. Ein Drittel
       > der vorgeschriebenen Inspektionen fällt daher aus.
       
   IMG Bild: Richtig temperiert: Auch auf dem Weihnachtsmarkt gibt es Kontrollen
       
       Berlin taz | Jede dritte Lebensmittelkontrolle findet wegen Personalmangels
       nicht statt. Zu diesem Ergebnis kommt die Verbraucherorganisation Foodwatch
       nach einer Befragung der rund 400 Kontrollämter. Nur gut 10 Prozent seien
       in der Lage, ihr vorgegebenes Soll bei der Überprüfung von Betrieben zu
       erfüllen. Demnach konnten die Behörden im Jahr 2018 bundesweit mehr als
       eine Viertelmillion der vorgeschriebenen amtlichen Kontrollbesuche nicht
       durchführen.
       
       „Wenn Verbraucherschutzbehörden fast flächendeckend gegen
       Verbraucherschutzvorgaben verstoßen, ist das ein handfester politischer
       Skandal“, sagte Martin Rücker, Geschäftsführer von Foodwatch. Für
       Hygienekontrollen in Gaststätten, auf Märkten und bei
       Lebensmittelproduzenten sind die Städte und Landkreise verantwortlich. Nur
       41 Kommunen schaffen dem Foodwatchbericht „[1][Kontrolle ist besser]“
       zufolge alle planmäßigen Untersuchungen.
       
       Am schlechtesten schnitten die Bundesländer Berlin und Bremen sowie die
       Landkreise Tübingen, Celle und Stendal ab. In den beiden Stadtstaaten
       fanden weniger als 50, in den drei Landkreisen weniger als 40 Prozent der
       vorgeschriebenen Besuche statt. Insgesamt fehlen nach Angaben des
       Bundesverbands der Kontrolleure bundesweit 1.500 Stellen für Prüfer*innen.
       Verantwortlich für die Finanzierung sind die Landesregierungen. Rücker
       fordert deutlich mehr Stellen in der Lebensmittelüberwachung.
       
       ## Skandale bestätigen Notwendigkeit
       
       Das Bundesernährungsministerium plant Änderungen bei den Intervallen der
       Kontrollbesuche. Künftig sollen auffällige Betriebe häufiger inspiziert
       werden, zuverlässige seltener. Die Organisation Foodwatch fürchtet, dass
       durch die Reform die Gesamtzahl an Kontrollen sinkt.
       
       Wie notwendig amtliche Prüfungen sind, zeigte zuletzt der
       [2][Lebensmittelskandal des Wurstherstellers Wilke]. Nach dem Verzehr von
       keimverseuchter Wust waren drei Menschen gestorben. 2018 meldete das
       Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) 416
       Krankheitsausbrüche durch verunreinigte Lebensmittel. Auch stieg die Zahl
       der Lebensmittelwarnungen des BVL. 2019 sprach das Amt bis Dezember 183
       Warnungen aus – vor vier Jahren waren es nur 100.
       
       12 Dec 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.foodwatch.org/fileadmin/-DE/Themen/Lebensmittelkontrollen/2019-12_foodwatch_Kontrolle-ist-besser_final.pdf
   DIR [2] /Wilke-Wurst-Skandal-in-Nordhessen/!5638799
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Isabel Röder
       
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